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Ulm: Das Theater Ulm präsentiert sein Programm für den Herbst

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Das Theater Ulm präsentiert sein Programm für den Herbst

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    Etwas mehr Abstand muss schon sein, wenn das Tanztheater wieder die Bühne bespielt: Dies ist eine Szene aus Reiner Feistels Tanztheaterstück „Das Schweigen der Männer“. Er hat es nun coronagerecht arrangiert.
    Etwas mehr Abstand muss schon sein, wenn das Tanztheater wieder die Bühne bespielt: Dies ist eine Szene aus Reiner Feistels Tanztheaterstück „Das Schweigen der Männer“. Er hat es nun coronagerecht arrangiert. Foto: Martin Kaufhold

    Wenn man so will, ist Kay Metzger der Kapitän an Bord des Theaters Ulm. Und in dieser Funktion hat der Intendant nun eine Meldung zum aktuellen Kurs des Theaters abgegeben, in diesen stürmischen, verhagelten Coronazeiten. Wie laufen die Planungen, „unter Deck“ – also hinter den Kulissen des Theaters? „Wir fahren auf Sicht und durch eine Nebelwand“, sagt Metzger. Aber die Nebelschwaden haben sich immerhin so weit gelichtet, dass das Theater

    Das Theater Ulm präsentiert einen Spielplan für September und Oktober

    Derzeit bietet das Theater ein „Zwischenspiel“, ein Kurzprogramm mit kleinen Formaten im Juni und Juli. 99 Zuschauer sind dabei im Großen Haus des Theaters erlaubt. Wenn die Lockerungen fortschreiten, könnten es bald schon mehr sein, 250 oder gar 815, sagt Metzger. Aber sicher ist das nicht. Dennoch: „Der Spielplan für September und Oktober ist verbindlich“, erklärt der Intendant. Das Programm habe man an die geltenden Corona-Regeln angepasst.

    Es ist mehr als vier Monate her, da präsentierte das Theater ein wuchtiges Programm für die Spielzeit 2020/2021, mit Wagner, Mahler, Shakespeare und Co.. Das vorläufige Programm ist jetzt geschrumpft, auf zwei Monate. Doch das Motto bleibt gleich: „Wovon lebt der Mensch?“ Das Werk, aus dem der Satz stammt, steht auch im kleinen Programm für den Herbst: Bert Brechts „Dreigroschenoper“ wird gerne als Spektakel mit viel Personal, Statisterie und Klimbim inszeniert. Im September soll die musikalische Gaunerposse am Ulmer Theater Premiere feiern, allerdings konzertant. Auch Mozarts Zauberflöte wird in einer schmaleren Variante zu erleben sein, rein konzertant, unter Leitung von Generalmusikdirektor Timo Handschuh.

    "Rigoletto" und "Der zerbrochene Krug" stehen in Ulm in der Warteschleife

    Viele große Eckpfeiler aus dem Programm 2020/2021 will das Theater trotzdem nicht vorschnell verfeuern. „Rigoletto“, „Sommernachtstraum“ und und Kleists „Zerbrochener Krug“ – diese Werke stehen in der Warteschleife. Sie sind abrufbar für die Bühne, falls sich die maximale Besucherzahl erhöht. Für das Weihnachtsmärchen plant das Theater schon mit Alternativen – das Stück „Schule mit Clowns“.

    Metzger erklärt: „Bis zu fünf Personen konnten bislang gemeinsam in einem Raum proben ...“ – inklusive Regie, Souffleur, Assistenz. „Das ist nicht viel.“ Aber es regt sich etwas: Professionelles Tanztheater hat das Land Baden-Württemberg inzwischen als Leistungssport anerkannt. „Das ist ein Ritterschlag für diese Kunstform“, findet der Intendant. Und so können die Tänzer des Ulmer Theaters jetzt wieder etwas freier proben. Gerade die Tänzer hätten unter der Pause gelitten, unter dem Mangel an Training und Bewegung.

    Die Krisenlage am Theater ist durchwachsen, aber stabil – das berichtet die Verwaltungsdirektorin Angela Weißhardt. Mindestens 250 von 300 Mitarbeitern des Theaters seien von der Kurzarbeit betroffen – in unterschiedlicher Härte. Verwaltung und Kartenservice arbeiten unter Hochdruck, die Ankleide zum Beispiel liegt brach. Ob die Kürzung der Arbeitszeit bis in den Herbst dauert? Darüber wird bis zur Sommerpause entschieden. Es ist eine Krise, die alle Bereiche der Kultur in einer Kettenreaktion trifft, Theater, Verlage, Schauspielagenturen. Der Intendant ist sich sicher: „Die Auswirkungen werden wir noch in zwei, drei Jahren merken.“

    Das ist das Herbstprogramm des Theaters Ulm

    • Musiktheater Mozarts „Die Zauberflöte“ wartet in einer gekürzten Fassung mit geliebten Melodien und Arien auf – von der Königin der Nacht bis zum Papageno. Die Orchester-Besetzung ist schmal und es gilt: pro Streicher nur ein Pult. Premiere ist am 17. September. Auch die „Drei Groschenoper“ ist ab 16. Oktober konzertant zu sehen – in einer Version, die auf einem besonderen Zeitdokument von Bert Brecht basiert. Mit der „Försterchristl“ nimmt das Theater ab 18. September eine Operette wieder ins Programm. Christel Mayr schlüpft einmal mehr in die Rolle der „Flintenfachfrau“ – in arrangierter Form, inklusive „vokaler Betastung“.
    • Tanztheater „Das Schweigen der Männer“ von Tanztheater-Direktor Reiner Feistel lief schon in der kurzen Saison 2019/2020: Männer, die sich lustvoll in ihrer Identitätssuche suhlen, irgendwo zwischen Fernbedienung und Kühlschrank. Feistel hat das Stück coronagerecht arrangiert, mit neuem Titel: „Klaus geht raus“. Es ist der Schritt hinaus aus dem inneren Lockdown.
    • Schauspiel Warten, warten, warten und hoffen, dass alles besser wird. „Und das Einzige, was man weiß, ist, dass die Zeit vergeht“, so beschreibt Schauspiel-Chef Christian Katzschmann nicht die Coronazeit – sondern Samuel Becketts Klassiker „Warten auf Godot“. Ein Schauspiel, das in diese Zeit passt und ab dem 26. September im Großen Haus zu sehen ist. Das Stück „Der Fiskus“ von Felicia Zeller blickt ab 1. Oktober mit Ironie auf den Arbeitsalltag in Finanzämtern. Worum es ab 2. Oktober bei Duncan Macmillans „All das Schöne“ geht, erklärt Katzschmann: „Es geht um Begriffe, für die es sich zu leben lohnt.“
    • Junges Theater Ulm „Die Zweite Prinzessin“ stand schon im geplanten Programm 2020/2021 – und findet statt. Die Geschichte um Geschwisterneid und das Leid, die ewige Nummer zwei zu sein, läuft ab 27. September. Bei „Pink Guerilla“ wird es ernster: Es geht um ein Mädchen, das über soziale Medien in die rechte Szene abdriftet. Am 23. Oktober feiert das Stück seine Uraufführung.
    • Philharmonisches Konzert Ein „Kleines Beethoven-Jubiläumsjahr-Corona-Konzert“ steht Anfang Oktober im Programm. Das Publikum erwartet die eher selten gespielte 2. Sinfonie, die „Egmont“-Ouvertüre und Beethovens Violin-Romanzen.

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