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Ulm: Coronavirus: In Ulm wird untersucht, wie ansteckend Kinder sind

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Coronavirus: In Ulm wird untersucht, wie ansteckend Kinder sind

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    Das Universitätsklinikum Ulm sucht Eltern und Kinder für groß angelegte Studie.
    Das Universitätsklinikum Ulm sucht Eltern und Kinder für groß angelegte Studie. Foto: Universitätsklinikum Ulm

    Die ersten Schüler werden wieder in ihren Klassenzimmern unterrichtet, für Jüngere gibt es Notfallbetreuung. Doch wie geht es angesichts der Corona-Pandemie an Schulen und Kitas weiter? Die Antwort auf diese Frage könnte auch aus Ulm kommen. Seit Montag läuft an der Uniklinik dort sowie in Heidelberg, Freiburg und Tübingen eine Studie. Sie soll herausfinden, welche Rolle Kinder bei der Verbreitung des Coronavirus spielen.

    Untersucht werden Mädchen und Buben im Alter von einem Jahr bis zehn Jahren sowie je ein Elternteil. Teilnehmer müssen in Baden-Württemberg gemeldet sein. Professor Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Ulm ist überzeugt: Die Untersuchung wird ein Ergebnis liefern, das bei der Frage nach dem weiteren Vorgehen hilft. Bislang gibt es widersprüchliche Erkenntnisse von Studien aus China und Island. Die baden-württembergischen Wissenschaftler haben ihren Fokus deswegen anders gefasst: Sie testen Eltern-Kind-Pärchen und wollen herausfinden, wie stark das Virus zwischen diesen Generationen übertragen wird. Eine Frage, die die Kollegen aus China und Island so nicht untersucht haben.

    Studie zum Coronavirus in Ulm, Heidelberg, Tübingen und Freiburg

    An den vier baden-württembergischen Universitätsstädten werden nicht nur Abstriche genommen, mit denen eine aktuelle Virusinfektion getestet wird. Mittels Antikörperuntersuchungen des Bluts wollen die Forscher auch herausfinden, ob jemand zu einem früheren Zeitpunkt erkrankt war. Weil diese Tests im Zusammenhang der Heinsberg-Studie des Bonner Virologen Professor Hendrik Streeck in die Kritik geraten sind, setzt das Team aus Baden-Württemberg auf mehrere unterschiedliche Verfahren.

    Vier Wochen lang soll die Studie laufen. Die ersten Ulmer Tests haben am Montag stattgefunden, das Blut wird bereits im zentralen Referenzlabor in Heidelberg untersucht. An der dortigen Uniklinik ist bereits drei Tage früher mit den Testungen begonnen worden. Einen ersten Überblick über den Verlauf der Studie erwartet der Ulmer Kinderarzt Klaus-Michael Debatin in der kommenden Woche. Nach dem derzeitigen Plan sollen insgesamt 2000 Eltern-Kind-Pärchen getestet werden, 500 an jedem Standort. Womöglich müsse man die Teilnehmerzahl ausweiten, sagt Debatin. Das könnte deutlichere Ergebnisse ermöglichen.

    Kinder und Coronavirus: Familien haben enormes Interesse an Studie

    Die 1,2 Millionen Euro teure Studie wird vom Land Baden-Württemberg finanziert. Die Landesregierung erhofft sich eine wissenschaftliche Grundlage für ihre Entscheidung zur Frage, wie es mit der Kinderbetreuung weitergehen soll. Debatin hat von Interesse aus Bayern gehört, sich anzuschließen oder eine eigene Studie in Auftrag zu geben. An der Untersuchung, die unter anderem in Ulm läuft, dürfen nur Familien teilnehmen, die in Baden-Württemberg leben. „Für uns in Ulm ist das natürlich eine besondere Situation. Wenn sie hier über die Donau gehen, ist es, wie wenn sie in Heidelberg den Neckar überqueren. Für uns in der Wahrnehmung ist diese Doppelstadt quasi ein Bereich“, sagt Debatin. Er habe sich bei den Besprechungen vorab dafür eingesetzt, die Studie auszuweiten. „Man hätte auch problemlos weiter ins Bayerische hineingehen können, wie wir es bei vielen Dingen machen“, sagt der Professor. Doch auch ohne Teilnehmer aus Neu-Ulm und den umliegenden Orten sieht er keine Schwierigkeiten.

    Dass sich die Zahl ausweiten lässt, scheint ohne größere Probleme möglich zu sein. „Das Interesse in der Bevölkerung ist irre“, berichtet Debatin aus Ulm. Ähnliches höre er von seinen Kollegen aus Heidelberg, Freiburg und Tübingen. Die Ulmer Hotline, so Debatin, sei beinahe überlastet. Man versuche, allen Anfragen nachzukommen. Und man werde mit Blick auf eine mögliche Ausweitung der Studie auch keine Interessenten abweisen, wenn das Quorum von 500 Ulmer Pärchen erfüllt sei.

    Bei den Teilnehmern werden Nasen-Rachen-Abstriche und Blutproben genommen. Zudem beantworten sie einen Fragebogen, in dem nach Krankheiten, Corona-Symptomen und Kontakt zu Corona-Patienten gefragt wird. Die Uniklinik Ulm hat für Eltern, die mit ihren Kindern teilnehmen möchten, eine Hotline geschaltet. Die Nummer 0731/500-44460 ist täglich von 10 bis 14 Uhr erreichbar, auch am Wochenende. Interessenten können sich auch unter kinder.studie-corona@uniklinik-ulm.de per E-Mail melden.

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