Kennen Sie den schon? Was ist das Gegenteil von Reformhaus? Die Antwort: „Reh hinter dem Haus.“ Rund zwei Stunden gefüllt mit alten Witzen, die Streckenweise an einen Kindergeburtstag erinnerten, bekamen die Besucher im Roxy mit dem Duo Mundstuhl geboten. Offensichtlich braucht es nicht viel, um ein Comedyprogramm auf die Beine zu stellen. Lars Niederreichholz und Ande Werner sind der Beweis dafür.
Mundstuhl mokiert sich über Homosexuelle, Ökoaktivisten und Frauen
Unter dem Namen Mundstuhl reihen die beiden jede Menge Nonsens aneinander, fügen noch zotige Schoten und zweideutige Bemerkungen dazu („Daniel Kübelböck hat sich mit einer Übersprungshandlung aus dem Leben verabschiedet“) und servieren das Gemisch mit billiger Verkleidung und albernen Perücken als Quatschshow: Homsexuelle, Ökoaktivisten und Frauen passen da ebenso in das Beuteschema, wie Migranten in Designerklamotten.
Mundstuhl präsentiert mit "Flamongos" einen Humor der 1990er-Jahre
Bisweilen fühlte man sich im aktuellen Programm „Flamongos“ in den Humor der 1990er-Jahre zurückversetzt, als Blödelbarden wie einst Wigald Boning, Oli Dittrich oder Bully Herbig es gewagt hatten, sich über das Tabu der politischen Korrektheit hinwegzusetzen. Mehr als zwei Jahrzehnte später scheint dieser Spaß, so zum Beispiel eine Parodie auf das Fernsehprogramm mit vorgeführten unterschichtigen Arbeitssuchenden, wie ein seichtes humoristisches Relikt aus einer vergangenen Zeit. Doch scheinen die Fans im zu dreiviertel gefüllten Roxy in Ulm noch immer Gefallen an diesem Humor der Marke Mundstuhl zu finden.
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