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Ulm: Bundeswehr-Sanitäter helfen bei Personalengpässen in den Kliniken

Ulm

Bundeswehr-Sanitäter helfen bei Personalengpässen in den Kliniken

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    Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr proben beim Auslandseinsatz in einem Feldlazarett in der kosovarischen Stadt Prizren den Ernstfall. Bald könnten die Soldaten Corona-Patienten in Deutschland versorgen.
    Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr proben beim Auslandseinsatz in einem Feldlazarett in der kosovarischen Stadt Prizren den Ernstfall. Bald könnten die Soldaten Corona-Patienten in Deutschland versorgen. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Der Landkreis Neu-Ulm legt mit dem Notfall-Krankenhaus im Claretinerkolleg in Weißenhorn vor und hat mit der umfunktionierten Illertalklinik und dem leer stehenden Hotel Golden Tulip in Neu-Ulm zwei weitere Optionen für den Coronavirus-Ernstfall in der Hinterhand. Diese provisorischen Einrichtungen müssen nicht die einzigen in der Region bleiben: Das Sanitätsregiment 3 „Alb-Donau“ der Bundeswehr, das seinen Sitz in der Dornstadter Rommel-Kaserne hat, verfügt über ein Notfall-Rettungszentrum. Es sei eigentlich für die Nato vorgesehen, könne aber auch für andere militärische oder für zivile Zwecke eingesetzt werden, sagt Presseoffizier Daniel Lamparska. Zum Beispiel als weiteres Corona-Krankenhaus. Im äußersten Notfall könnten die Soldaten des Sanitätsregimentes mit ihrem Material auch Hotels oder Messehallen zu weiteren Krankenhäusern umrüsten. Zuerst, betont Lamparska, müssten die Kapazitäten für den Bedarf der Bundeswehr eingesetzt werden. Welche Fähigkeiten das Dornstadter Regiment zur Bewältigung der Corona-Krise einsetzen kann, sei bereits in der vergangenen Woche abgefragt worden.

    Auch im Alltag kümmern sich die Dornstadter Soldaten um die medizinische Versorgung von Zivilisten: Einige Mitglieder des Sanitätsregiments 3 werden im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BWK) eingesetzt, das eng mit dem Universitätsklinikum zusammenarbeitet und unter anderem auf die Versorgung schwer verletzter Unfallopfer spezialisiert ist. Momentan gilt, wie an nahezu allen anderen Kliniken der Region, Besuchsverbot. Das BWK, so eine Sprecherin, lege seinen Fokus darauf, weitere Beatmungskapazitäten zu schaffen. Wie viele Intensivbetten in der Klinik auf dem Oberen Eselsberg derzeit zur Verfügung stehen, sagte sie nicht. Man wolle einer Überlastung dieser wichtigen Engpassressource vorbeugen, betonte die Sprecherin. In den Planungen gehe es auch darum, Reservisten in die Versorgung von Corona-Patienten einzubinden. Einschränkungen im Klinikbetrieb gebe es am BWK nicht.

    Bereits mit leichten Symptomen werden Mitarbeiter nach Hause geschickt

    Personalprobleme könnten sich dadurch ergeben, dass sich mehrere Klinikmitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert haben, Stand Freitag war ein entsprechender Test bei vier Angestellten positiv ausgefallen. Die Infizierten und Kontaktpersonen wurden in Quarantäne genommen, das BWK setzt auf strenge Sicherheitsvorkehrungen. Beispielsweise wurden Mitarbeiter bereits bei leichten Symptomen wie Halskratzen sofort nach Hause geschickt.

    Anfang des Monats gab es am BWK eine überraschende Veränderung, auch sie hängt mit der Corona-Pandemie zusammen: Generalarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm, der erst Mitte Januar die Leitung der Klinik übernommen hatte, wechselte als Chef der neu geschaffenen Abteilung „Gesundheitsschutz, Gesundheitssicherheit, Nachhaltigkeit“ ins Gesundheitsministerium nach Berlin – weil er Experte in Fragen des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Inland sowie durch Erfahrungen mit der Bundeswehr im Ausland auch sachkundig in der Krisenreaktion und -prävention sei, begründete das Ministerium die Entscheidung. Während Holtherm als Corona-Beauftragter in Berlin alle Hände voll zu tun haben dürfte, wird das BWK erst einmal vom stellvertretenden Kommandeur Oberstarzt Dr. Ralf Hartmann geleitet. Zusätzliche Unterstützung, für das jetzt kommissarisch geführte Bundeswehrkrankenhaus, könnte vom Dornstadter Sanitätsregiment 3 kommen, das normalerweise dafür da ist, Personal und Material für Auslandseinsätze der Bundeswehr zu stellen. Zum Material gehören unter anderem Beatmungsgeräte, Absaug- und Infusionspumpen oder Feldbetten. Die medizinischen Geräte könnten helfen, die Intensivkapazitäten im BWK zu vergrößern. Die Feldbetten wiederum könnten im absoluten Ernstfall einem der eingangs erwähnten Notkrankenhäusern aufgestellt werden.

    Zustände wie in Italien will man unbedingt vermeiden

    Für besonders wichtig hält Daniel Lamparska aber das Personal, das aus der Rommel-Kaserne für das BWK abgestellt werden kann. Der Presseoffizier zählt auf: „Gesundheits- und Krankenpfleger, aber auch Notfall- und Einsatzsanitäter. Es geht ja darum, dass man das Personal so durchhaltungsfähig wie möglich hält.“ Zustände wie in Italien, wo Ärzte und Pfleger bis an ihre Leistungsgrenzen und darüber hinaus arbeiten müssen, wolle man unbedingt vermeiden. Soll das Sanitätsregiment auch zivile Kliniken personell unterstützen, würde das von der Bundeswehr zentral koordiniert. Dazu müsste zunächst eine entsprechende Anfrage bei den Streitkräften eingehen, zum Beispiel von einem Landratsamt.

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