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Ulm: Brandanschlag auf Synagoge in Ulm: Was ein neues Foto über den Täter verrät

Ulm

Brandanschlag auf Synagoge in Ulm: Was ein neues Foto über den Täter verrät

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    Nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm sind neue Details bekannt.
    Nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm sind neue Details bekannt. Foto: Thomas Heckmann

    Nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm hat die Polizei zwar keine neuen Hinweise auf den Täter. Es seien auf den Zeugenaufruf noch keine Hinweise eingegangen, sagt Wolfgang Jürgens, Sprecher der Ulmer Nach einem Video - unsere Redaktion berichtete - ist im Netz jetzt auch ein Foto des Täters aufgetaucht - aus einer anderen Perspektive. Zudem gibt es neue Erkenntnisse zum Fluchtweg des Mannes.

    Der weiterhin Unbekannte hatte am Samstagmorgen gegen 8 Uhr aus einer Flasche eine Flüssigkeit an der Fassade der Synagoge ausgeleert und angezündet. Da ein Passant dies beobachtete und umgehend die Feuerwehr rief, konnte der Brand schnell gelöscht werden. Zum entstandenen Schaden am Gebäude konnte Jürgens keine Angaben machen. Menschen waren bei dem Anschlag nicht verletzt worden.

    Täter flüchtete nach Anschlag doch nicht Richtung Fischergasse

    Laut einer ersten Mitteilung ging die Polizei davon aus, dass der Täter in Richtung Fischergasse die Flucht ergriff. Wie Polizeisprecher Jürgens jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion erläuterte, hätten die Ermittlungen nun ergeben, dass der Mann in Richtung Neue Mitte flüchtete. Dabei betont Jürgens, dass "geflüchtet" nicht so zu verstehen sei, dass der Mann gerannt ist. Er sei vielmehr gegangen.

    Ermittler sichern nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm Spuren.
    Ermittler sichern nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm Spuren. Foto: Thomas Heckmann

    Dass der Täter offensichtlich in aller Ruhe das Feuer legte, zeigt auch das Video, das am Samstag beim Kurznachrichtendienst Twitter hochgeladen wurde. Der entsprechende Tweet ist inzwischen zwar gelöscht, unserer Redaktion liegt die kurze Sequenz jedoch vor.

    Polizei bestätigt unsere Recherchen: Video der Tat im Netz aufgetaucht

    Die Polizei bestätigt, dass im Internet Videoaufnahmen zu sehen sind, die die Tat an dem Gotteshaus der jüdischen Gemeinde zeigen. Die Aufnahmen stammten offenbar von einer Überwachungskamera an der Synagoge. Die Ermittler wollen nun prüfen, wie diese Aufnahmen ins Internet gelangten. Nicht, um dies zu sanktionieren, erklärte Jürgens. "Das könnte aber für ein späteres Verfahren interessant sein", so der Polizeisprecher. Nach unseren Informationen hat ein führender internationaler Menschenrechtsanwalt den Tweet abgesetzt. Wie er zu dem Video kam, ist unklar.

    Was ein neues Foto im Netz über den Täter verrät

    Mittlerweile ist im Netz ein weiteres Foto vom Täter aufgetaucht. Es stammt mutmaßlich auch aus einer Überwachungskamera, allerdings nicht aus der, die dem Video zugrunde liegt. Darauf ist der Täter zwar etwas besser zu erkennen, sein Gesicht ist dennoch von einer weißen Maske verdeckt. Der Mann hält in dem Moment eine mindestens einen Liter fassende Flasche mit einem mutmaßlich roten Etikett in der Hand. Es sieht so aus, als trug er dabei keine Handschuhe. Auf dem Video macht es den Eindruck, als habe der Täter die Flasche mit der brennbaren Flüssigkeit am Tatort zurückgelassen. Liegen den Ermittlern also Fingerabdrücke vor?

    Zum Foto und den darauf erkennbaren Umständen will die Polizei auf Nachfrage keine Angaben machen. Offen bleibt daher auch, ob die Ermittler DNA- oder andere personenidentifizierende Spuren wie Fingerabdrücke sichern konnten. Womöglich könnte aber auch die durch das Feuer ausgelöste Hitze entsprechende Spuren vernichtet haben.

    Kein Tatverdächtiger nach Synagogen-Angriff im Spätsommer 2017

    Berücksichtigt werden bei den Ermittlungen auch mögliche Verbindungen zu anderen Fällen, wie Michael Bischofberger, Sprecher der Ulmer Staatsanwaltschaft, sagte. So gab es Ende August/Anfang September 2017 bereits einen Vorfall an der Ulmer Synagoge. Damals hatte derselbe Täter erst mit einem Metallpfosten die Fassade demoliert und später ein Loch in die Mauer getreten. Nach dem Täter, der zum Tatzeitpunkt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „81“ trug, wurde damals mit einem Foto gefahndet. Ein Tatverdächtiger konnte jedoch nie ermittelt werden, so Bischofberger am Montag.

    Dieser Mann steht in Verdacht, die Ulmer Synagoge beschädigt zu haben.
    Dieser Mann steht in Verdacht, die Ulmer Synagoge beschädigt zu haben. Foto: Polizei

    Ob und wenn ja, wann die Ermittler im aktuellen Fall mit einem Foto des Täters an die Öffentlichkeit gehen, ist unklar. Polizeisprecher Jürgens verweist auf "rechtliche Gründe", weshalb das derzeit noch nicht erfolgt sei. Es brauche dafür einen richterlichen Beschluss. Man sei aber in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Ulm, die derzeit noch federführend in dem Verfahren ist. Weil es sich jedoch mutmaßlich um eine politisch motivierte Tat handelt, könnte die auf Staatsschutz-Delikte spezialisierte Staatsanwaltschaft Stuttgart den Fall übernehmen. So leitete die Behörde in der Landeshauptstadt auch das Verfahren im Fall des Fackelwurfs von Dellmensingen.

    Die Tat am Samstag hat bei den Menschen in Ulm und zahlreichen Politikern im Land für Empörung gesorgt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verurteilte die Tat als "niederträchtig".

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