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Ulm: Bosse im Roxy: Im Schweiße seines Angesichts

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Bosse im Roxy: Im Schweiße seines Angesichts

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    Ja, es war sehr warm im Roxy. So warm, dass Axel Bosse der Schweiß von den Armen tropfte – und dass es mitten im Konzert sogar eine Pause zum Abkühlen gab.
    Ja, es war sehr warm im Roxy. So warm, dass Axel Bosse der Schweiß von den Armen tropfte – und dass es mitten im Konzert sogar eine Pause zum Abkühlen gab. Foto: Andreas Brücken

    Axel Bosse ist auf der Bühne sowieso ein Schwitzertyp. Kein Wunder, schließlich hopst er bei seinen Konzerten wie ein Gummiball über die gesamte Bühne, ohne gleich zu kollabieren. Rock ’n’ Roll nennt man das, da ist Schweiß Teil des Berufsbilds. Aber bei circa 40 Grad in der Roxy-Werkhalle, muss auch Bosse reagieren. „Ich hab mich angezogen wie der Bademeister, den ich heute kennengelernt habe“, sagt der 39-Jährige. Kurze Hose und weißes T-Shirt. Aber es nützt nichts: Es dauert keine Viertelstunde, bis er komplett durchgeschwitzt ist. Viele der rund 900 Besucher im Roxy sehen auch nicht besser aus.

    Nennen wir es besondere Umstände. Und das passt ja auch zu diesem besonderen Konzert, denn der Auftritt des Hamburgers Bosse war ein Geschenk des Kulturzentrums an sich selbst und seine Besucher – der Abschluss der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen. Und Bosse ist nicht irgendein Musiker, sondern einer der erfolgreichsten Deutschlands, seine beiden jüngsten Alben „Alles ist jetzt“ (2018) und „Engtanz“ schafften es auf den Spitzenplatz der Charts. Das liegt daran, dass seine Songs gut ankommen, aber auch daran, dass er knuffiger Kumpeltyp ist. „Macht man nen dicken Applaus für den Laden und die Leute“, fordert er das Publikum auf, das Roxy gebührend zu feiern. Und entschuldigt sich für die Hitze bei dem Konzert, das ironischerweise als Festival Warm-Up Club-Show angekündigt war. „Wir sind eigentlich mega-warm.“

    Die Songs kreisen um Schlüsselwörter wie Lieben, Leben, Tanzen, Fühlen

    Wir, das sind neben Bosse, den seine Freunde Aki nennen, die sieben Mitmusiker seiner Band, die auf der Bühne für den richtigen Bosse-Sound sorgen, eingängiger Pop, irgendwie noch ein bisschen Indie, aber auch so, dass er im Radio zwischen Max Giesinger und Mark Forster nicht auffällt. Auch nicht textlich, denn auch bei Bosse, der von Co-Sängerin Valentine Romanski unterstützt wird, drehen sich die Stücke um Befindlichkeiten und alltägliche Erlebnisse, kreisen um Schlüsselwörter wie Lieben, Leben, Tanzen, Fühlen. So wie „Alles ist jetzt“: „Das Leben ist kurz, zu kurz für ein langes Gesicht und Stück für Stück kommt das Lachen zurück und die Freude und der Hüftschwung und das Glück.“

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    Bosse ist keiner, der neue Fenster im Kopf öffnet, sondern er verbreitet, wenn er da singt und federt und winkt und seine typische Schultergymnastik beim Tanzen macht, positive Energie. Nach dem Liebeskummer kommt das neue Glück, nach der Niederlage der Trost von den Freunden. Man kann das schlagerhaft finden, man kann diese Haltung aber auch als Medikament gegen den Hass der Gegenwart verstehen. Bosse freut sich im Roxy, dass am Badesee alle Menschen ihren Spaß haben, egal wer sie sind und wo sie herkommen. Er freut sich, dass inzwischen sogar die Generation seiner Eltern kein Problem mehr mit gleichgeschlechtlicher Liebe habe, und dass Istanbul, wo er selbst einige Monate mit seiner Frau und seiner Tochter lebte, „so schön“ gewählt habe. „Alle Menschen, die denken, dass sie geiler sind als andere, sind einfach das Letzte“, verkündet der Sänger.

    Es gibt keine Wand zwischen dem 39-Jährigen und seinen Fans, lässt er das Mikrofon sinken, wie bei „So oder so“, kommt der Gesang aus Hunderten (Mädchen-)Kehlen, singt er wie bei „Schönste Zeit“ von seinen Teenagerjahren und vom Todestag Kurt Cobains, werden selbst die nostalgisch, die damals noch in Windeln steckten. Bosse umarmt die Menschen. Aber nur mit seiner Musik, für echte Umarmungen ist es im Roxy viel zu heiß.

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