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Ulm: Bei Kathy Kelly wird in der Pauluskirche geschunkelt

Ulm

Bei Kathy Kelly wird in der Pauluskirche geschunkelt

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    Kathy Kelly präsentierte in der Pauluskirche in Ulm bei einem Konzertabend ihr neues Album „Wer lacht überlebt“.
    Kathy Kelly präsentierte in der Pauluskirche in Ulm bei einem Konzertabend ihr neues Album „Wer lacht überlebt“. Foto: Furthmair

    Geschunkelt wird doch eher selten in der Ulmer Pauluskirche. Doch Kathy Kellys Konzertabend im nicht ausverkauften Gotteshaus, auf dem sie ihr neues Album „Wer lacht überlebt“ vorstellte und alte Songs präsentierte, ließ ihre überwiegend weiblichen Fans schon beim zweiten Song aufspringen und feiern – und geschunkelt wurde sowieso, wenn es passte. Kellys Fans erleben die Sängerin als Projektionsfläche ihrer Sehnsüchte – vielleicht nach einem Leben, wie sie es führt, und sie lieben sie dafür, dass die Künstlerin in ihren Liedern von ihren Träumen und ihrem eigenen Leben erzählt. Die 56-jährige Kathy Kelly ist das drittälteste Kind der Kelly Family, eine Tochter Dan Kellys aus seiner Ehe mit seiner ersten Frau Joanna. Solistisch ist Kathy Kelly seit fast 20 Jahren aktiv und ihrem Publikum bestens bekannt durch Shows bei Privatsendern.

    Kathy Kelly lieferte in der Pauluskirche die ganze Palette unterschiedlichster musikalischer Stilarten – von der Opernarie aus „Tosca“ bis hin zum Rocksong. Am besten ist die Multiinstrumentalistin mit der starken, tiefen und weichen Stimme, die sich auf der Geige, mit Gitarre oder Akkordeon selbst begleitet, aber zwischen den Eckpunkten dieser musikalischen Palette – nämlich dort, wo sie in Balladen und Chansons Geschichten erzählt, die an ihre eigene Biografie rühren. „Colombina“ zum Beispiel, ein Song ihres neuen Albums, der die komische weibliche Figur der Colombina in der italienischen Commedia dell’Arte schildert. So wie diese Figur wollte sie immer sein, berichtet Kathy Kelly.

    Kathy Kelly präsentierte in der Pauluskirche in Ulm ihr neues Album

    Oft genug dürfte es in ihrem Leben Situationen gegeben haben, wo das Lachen überdecken musste, dass ihr eher nach Weinen war – gerade als sie jung war, als die Stiefmutter Barbara-Ann mit 36 Jahren starb und sie sich als Ersatzmutter um die kleinen Geschwister kümmern musste. Angelo Kelly war beim Tod seiner Mutter erst elf Monate alt gewesen. Andere Lieder des neuen Albums öffnen kleine Seelenfenster: „Inchydoney“, „Mobile Home“ oder „Commanders J.J.J.“, in dem es um die Brüder John, Jimmy und Joey geht. Oder „Xavier“, das von der ersten Liebe Kathys erzählt. Überhaupt orientieren sich viele der Songs musikalisch wie textlich an den Orten, an denen die Kelly Family lebte oder die mit der Herkunft der Eltern zu tun haben: Spanien, Frankreich, Wien und der keltisch-irisch-schottische Kulturkreis.

    Kathy Kelly ist fähig, Rhythmik und Klangfarbe der Lieder jeweils sofort zu adaptieren, ob es in „Torero, Senior und Clochard“ um innere Bilder aus Spanien und Frankreich geht oder ob Traditionals wie „Greensleeves“ auf dem Programm stehen. Interessant ist die Vertonung von Gedichten der Heiligen Teresa von Avila; Adaptionen bekannter Hits anderer wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen klangen beim 2016 verstorbenen Singer-Songwriter Cohen natürlich authentischer.

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    Die Lichtshow des Konzertabends ist nicht zu aufdringlich, an Auftritte in Kirchen angepasst. Am Ende, als sich Kathy Kelly mit Bob Dylans Folkrock-Song „Knockin’ on Heaven’s Door“ verabschiedet, direkt vor Adolf Hölzels Darstellung des Gekreuzigten, stellen sich innerlich doch Fragen. Aber die Pauluskirche ist Konzertkirche geworden, und das Publikum – zumeist zwischen 25 und 75 Jahren – feiert seinen Star, stehend, mit erhobenen Handys und ein paar Feuerzeugen.

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