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Ulm: Bariton Erwin Belakowitsch singt Lieder aus unruhigen Zeiten

Ulm

Bariton Erwin Belakowitsch singt Lieder aus unruhigen Zeiten

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    Der in Ulm bestens bekannte Bariton Erwin Belakowitsch hat ein neues Album mit Liedern veröffentlicht.
    Der in Ulm bestens bekannte Bariton Erwin Belakowitsch hat ein neues Album mit Liedern veröffentlicht. Foto: Dagmar Hub

    Erwin Belakowitsch war zu Beginn der 2000er-Jahre mehrere Jahre lang Ensemblemitglied am Theater Ulm. Auch danach hielt die Verbindung zu Ulm - der Bariton aus Salzburg, der sich als Liedsänger einen Namen gemacht hat, stellte beispielsweise 2013 ein neues Album in Ulm vor. Ein Signal gegen das Schweigen in der Corona-Pandemie solle seine neue und soeben erschienene CD "Mein Herz lässt dich grüßen" sein, sagt der 45-Jährige, der heute in Berlin lebt.

    Sein neues Album umfasst 23 Lieder, dazu gehört natürlich auch Werner Richard Heymanns berühmter Song, der der CD den Namen gab, aber auch Lieder und Chansons, die Erwin Belakowitsch schon lange begleiten. Viele von ihnen stammen aus den 20er- und 30er-Jahren. Darunter sind Wiener Lieder mit ihrem morbiden Charme ebenso wie solche aus dem mondänen Berlin jener Zeit - Ralph Benatzky, Robert Stolz und Georg Kreissler finden sich unter den Komponisten. Erwin Belakowitsch gelingt es, den ganz Duktus der Songs von sehr unterschiedlicher Provenienz authentisch wiederzugeben, auch bei Henry Mancinis melancholischem "Moon River" aus dem Jahr 1961. Das Stück ist damit deutlich jünger als die meisten anderen.

    Belakowitsch singt großen Klassiker: "Tauben vergiften im Park"

    Beliebig ist die Anordnung der Lieder keineswegs. "Die Einspielung ist in einer unruhigen Zeit entstanden, und ich hoffe, dass sie bald vorübergeht", sagt Erwin Belakowitsch. Diesen unruhigen Ursprung hat seine Aufnahme mit der Entstehungszeit vieler der Lieder gemeinsam: "Es ist so schön, am Abend bummeln zu geh'n" stammt aus der frivol-politischen Operette "Ball im Savoy", die bald nach der Uraufführung von den Nazis verboten wurde. Die jüdische Wiener Komponistin Hilde Loewe-Flatter, deren "Das alte Lied" Erwin Belakowitsch einspielte, musste ein männliches Pseudonym annehmen, damit der Verlag 1927 ihr Werk verlegte. Vom Wiener Georg Kreisler, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1938 in die USA emigrieren musste, finden sich seine Klassiker "Tauben vergiften im Park" und "Der guate alte Franz" auf der CD.

    Lieder mit einer herben Komponente

    Was vordergründig zum Schmunzeln einlädt, hat so immer auch eine herbe Komponente - und was melancholisch wirkt, kommt mit einem leisen Lächeln daher. Das genau ist Belakowitsch wichtig in dieser Zeit - den Humor einer vergangenen Ära zu zeigen, der zugleich an verfemte Künstler erinnert. Der Sprachwitz und der Tiefsinn, mit dem sie gerade dem Schweren begegneten, sei ihm wichtig, sagt Erwin Belakowitsch. "Der Tod ist eh' immer dabei" - im Wiener "Hobellied", das auch Marlene Dietrich interpretierte, wird er ähnlich mit einem ganz leisen Augenzwinkern besungen wie in im Wienerlied "Die Reblaus".

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