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Ulm: Ballett: Neuanfang mit zehn Unbekannten

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Ballett: Neuanfang mit zehn Unbekannten

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    „Acqua & Recortes“ war ein Erfolg für Roberto Scafati. Doch die Tänzer verlassen allesamt Ulm: Scafatis Nachfolger Reiner Feistel muss eine ganz neue Truppe aufbauen.  
    „Acqua & Recortes“ war ein Erfolg für Roberto Scafati. Doch die Tänzer verlassen allesamt Ulm: Scafatis Nachfolger Reiner Feistel muss eine ganz neue Truppe aufbauen.   Foto: Ilja Mess

    Diese Situation hat Reiner Feistel noch nie erlebt: Der 60-jährige designierte Ballettchef des Theaters Ulm hatte in den vergangenen Monaten die Aufgabe, neben seiner Arbeit in Chemnitz eine komplett neue Compagnie für

    Wie geht man eine solche Aufgabe an? Reiner Feistel erzählt von der Internet-Plattform tanznet.de, auf die Tänzer weltweit zugreifen können. Und das Angebot, Teil einer komplett neuen Compagnie in Ulm zu werden, zog: 240 Bewerber aus aller Welt meldeten sich bei Reiner Feistel zum Vortanzen, das im Januar in Chemnitz stattfand. Aus diesen Zuschriften wählte der künftige Ulmer Ballettchef 100 aus, die die Kriterien – beispielsweise, nicht direkt von einer Ballettschule zu kommen – erfüllten. 80 dieser eingeladenen 100 Tänzerinnen und Tänzer kamen zum Vortanz-Termin. Runde um Runde einer Proben-Choreografie hatte Feistel gemeinsam mit der Ulmer Trainingsleiterin Ana Presta die Aufgabe, sanft und respektvoll klar zu machen, wer weiter in der Auswahl blieb und wer nicht.

    Am Ende hatte der kommende Ballettchef in der Münsterstadt sieben seiner Mitglieder seiner neuen Compagnie zusammen; drei weitere fand er durch ein zweites Vortanzen und durch Termine, die er frei gemacht hatte für Bewerber, die zu den beiden offiziellen Terminen keine Zeit gehabt hatten.

    Weil Feistel bereits am 18. Oktober seine erste Ulmer Ballettinszenierung „Gesichter der Großstadt“ im Großen Haus zeigen wird, wurde der Probenbeginn für die Tänzerinnen und Tänzer vorverlegt: Am 27. August werden sich alle erstmals treffen und das Training beginnen. Zwischen 20 und 25 Jahre sind die Mitglieder seiner neuen Compagnie alt, und sie kommen aus Italien, aus Russland, aus Korea, Frankreich, aus Spanien, Bulgarien, aus Brasilien, der Schweiz und aus Japan.

    Es wird spannend werden, und es ist im Grunde eine verrückte und schöne Situation, dessen ist sich Reiner Feistel sicher – denn so fremd die Tänzerinnen und Tänzer einander sind, so schon sollen sie gemeinsam auf der Bühne die Emotionen einer Geschichte in Bewegung umsetzen müssen. Das Wichtigste an der Ausarbeitung dieser Transformation von Gefühlen in Tanz ist für Reiner Feistel die Frage, was eine Person antreibt, so zu entscheiden, wie die Person in der Handlung einer Erzählung eben entscheidet.

    Auf Ulm selbst freut sich Feistel. „Es ist ein guter Platz für Theater und Tanz. Das Publikum ist euphorisch, dankbar und interessiert an Ballett. Das ist eine wunderbare Grundlage, den Weg weiterzugehen, den Roberto Scafati begründet hat.“

    Gesichert ist unterdessen auch die Zukunft der Ballettschule am Theater: Gisela Montero i Garcia wird als Dozentin für klassischen Tanz weiterarbeiten. Den Bereich des Modern Dance, den bislang Tänzerin Ceren Yavan-Wagner innehatte, wird eines der künftigen Mitglieder des Ballett-Ensembles übernehmen – die aus Moskau kommende Maya Mayzel. Reiner Feistel möchte als künstlerischer Leiter der Ballettschule mit dieser noch verzahnter arbeiten als sein Vorgänger Roberto Scafati. Bereits bei seiner zweiten Choreografie „Der kleine Prinz“ (am 15. Februar 2019 im Podium des Theaters Ulm) sollen Schülerinnen und Schüler mit den Profis auf der Bühne stehen. „Ich möchte mehr Verbindung zwischen Theater und Ballettschule, die ja zum Theater gehört“, erklärt Feistel.

    Gala Am Samstag, 30. Juni und am Sonntag, 1. Juli, findet im Großen Haus des Theaters Ulm die diesjährige Ballettschulgala statt. Karten gibt es unter theater.ulm.de, an der Theater- und an der Abendkasse.

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