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Ulm: Ausstellung im Stadthaus Ulm: Hitler und sein Herrchen

Ulm

Ausstellung im Stadthaus Ulm: Hitler und sein Herrchen

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    Im Stadthaus Kabinett sind Bilder aus den 90er-Jahren zu sehen, die Flatz’ Hund Hitler und manchmal auch sein Herrchen zeigen. Hier: "Hitler und sein Führer auf dem Höhepunkt der Macht".
    Im Stadthaus Kabinett sind Bilder aus den 90er-Jahren zu sehen, die Flatz’ Hund Hitler und manchmal auch sein Herrchen zeigen. Hier: "Hitler und sein Führer auf dem Höhepunkt der Macht". Foto: Atelier Flatz

    Wie Hitler denn so war? „Ein Lamm!“, sagt Wolfgang Flatz, und aus seinem Lächeln spricht die Erinnerung an eine tolle Zeit. Der gebürtige Vorarlberger und Hitler waren ein gutes Team, von 1991 bis 1998. Flatz, der Künstler, der für seine provokanten Aktionen schon vorher gefürchtet war, und die Deutsche Dogge, der er den denkbar anstößigsten Namen gegeben hat. In den 90er-Jahren brachte das tierisches Kunstprojekt dem Wahl-Münchner Aufmerksamkeit, aber auch Morddrohungen ein. Jetzt zeigt das Stadthaus in dieser Zeit entstandene Fotografien unter dem Titel „Hitler – Ein Hundeleben“.

    Flatz lacht gerne, auch über sich selbst. Zum Beispiel, als er bei der Vorbesichtigung im Stadthaus als „Weltbürger“ und „Professor“ vorgestellt wird. „Kleinbürger! Bergbauernbub!“, entgegnet er mit einem coolen Grinsen, die Augen hinter einer verspiegelten Sonnenbrille verborgen, in der Hand einen erloschenen Zigarillo. Der gebürtige Vorarlberger, der sich bei seinen Aktionen schon ohrfeigen, niedertrampeln und mit Dartpfeilen bewerfen ließ, hat Humor, allerdings von der Sorte, die nicht jeder teilt.

    Neonazis schickten Flatz wegen Hund Hitler Morddrohungen

    Die Sache mit dem Hund Hitler, den der Künstler als Welpen bei einem Züchter in Kaisheim bei Donauwörth kaufte und von da an bis zu seinem Tod als ständigen Begleiter hatte, fanden manche gar nicht witzig. Zuallererst die Neonazis. Die hätten sofort begriffen, wie die Aktion gemeint war, sagt Flatz. Links fand man die Aktion oft geschmack- bis respektlos. Münchner Spaziergänger gingen im Park schnell weiter, als sie Flatz seinen Hund beim Namen rufen hörten. Doch viele andere taten das, was der Künstler bezwecken wollte: Sie lachten über die bizarren Auftritte der Dogge und ihres glatzköpfigen Führers, und vor allem über die Fotos samt Bildunterschriften, die auch heute noch urkomisch sind.

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    Rund 100 dieser Aufnahmen, mehr als bei jeder von Flatz’ „Hitler“-Ausstellungen zuvor, hängen jetzt im Stadthaus-Kabinett, überwiegend in kleinen Formaten und in verschnörkelten Rahmen, wie die Fotos der Enkel bei Oma an der Wand. Immer ist der Hund zu sehen, in verschiedenen Situationen: beim nachdenklichen Blick aus dem Fenster („Hitler vor einer schweren Entscheidung“), beim Anbellen eines anderen Hundes („Hitler macht Göring zur Schnecke“) und natürlich immer wieder mit Herrchen Flatz („Hitler und sein Führer auf dem Höhepunkt der Macht“). Kleinbürgerliches Leben trifft in dieser Ausstellung auf großdeutsches Pathos: Aus dieser Reibung entsteht ein Werk, das auch heute noch relevant ist. Flatz: „Die Gesellschaft rückt immer mehr nach rechts, die Leute werden immer konservativer, die Bürgerrechte werden beschnitten.“

    Ausstellung startet zum Jahrestag des Kriegsbeginns 1939

    „Hitler – Ein Hundeleben“ ist alles andere als pädagogisch, sondern spielt geschickt mit der religiösen Verehrung, die Adolf Hitler in der NS-Zeit genoss. Sie fragt aber auch nach dem Verhältnis der deutschen Nachkriegsgesellschaft zum Nationalsozialismus, der im Sprachgebrauch immer noch stark personalisiert wird: „Hitlers Überfall auf Polen“, der sich am Sonntag, 1. September, zum 80. Mal jährt, ist nicht die Tat Hitlers, sondern Deutschlands. Dieser Jahrestag ist auch der Anlass für die Schau.

    Aber warum eine Dogge und kein Schäferhund, wie ihn der „echte“ Hitler hatte? „Die Dogge wird von Züchtern noch heute als der Arier unter den Hunden bezeichnet“, erklärt Flatz. Noch ein Grund mehr, warum diese Ausstellung wichtig und gut ist.

    „Hitler – Ein Hundeleben“ wird am Freitag, 30. August, um 19 Uhr im Stadthaus eröffnet und läuft bis 24. November. Der Eintritt ist frei. Das zugehörige Buch ist anlässlich der Ausstellung in einer erweiterten Auflage für 18 Euro im Buchhandel und im Stadthaus erhältlich. Bei der Vernissage gibt es signierte Exemplare.

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