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Ulm: Alles (Jugend)-Liebe zum Geburtstag

Ulm

Alles (Jugend)-Liebe zum Geburtstag

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    Beim „Ommas Achzistem“ gehts drunter und drüber. Die Schauspieler des Jugendclub Musiktheaters setzen das perfekt um. 
    Beim „Ommas Achzistem“ gehts drunter und drüber. Die Schauspieler des Jugendclub Musiktheaters setzen das perfekt um. 

    Der Jugendclub Musiktheater am Theater Ulm macht sich selbst zum zehnjährigen Bestehen ein großartiges Geschenk: Erstmals spielt man keine Operette, sondern schrieb auf die Musik der Paul Lincke-Operette „Im Reiche des Indra“ eine eigene Handlung – und die hat es in sich: „Ommas Achtzigster“ hat im Podium echten Tiefgang, hüllt den aber in das Lächeln und den Schwung, den eine Operette auf die Bühne bringen muss. Die Träne im Knopfloch – sie ist sehr echt bei dieser Geburtstagsfeier, die ein leidenschaftlicher Appell ist, das Leben aus dem Vollen zu leben und die Liebe zu feiern. Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

    Eigentlich hatte die wehrhafte Oma Grete (Anna Bazle) auf ihren 80. Geburtstag keine Lust. Die komplette Familie versammelt, die auch noch einen Alleinunterhalter bestellt – das braucht sie nicht. Im Grunde hatte sie nur einen Wunsch: ihre Jugendliebe Edwin wiederzusehen. Um dieses Geschenk zu ermöglichen, macht sich Sohn Walter (Leander Kleinhans) auf die Suche. Edwin lebt, er ist verwitwet, und er wird kommen. Dafür nimmt Oma Grete die Feier in Kauf und schiebt ein rotes Strumpfband über die Stützstümpfe. So versammeln sich die vier Kinder mit drei Ehepartnern und fünf Enkel zur Feier. Unter denen ist das nekrophile und messeraffine Gothic-Girl Jennifer (Serena Lehmann), deren Mutter Gundula (Anna Eisenmann) während der Feier die Scheidung von Ehemann Kurt ankündigt. In dessen Rolle legt sich Santiago Mancera zur Freude des Publikums enorm ins Zeug, um Gundula zu halten, doch alles Engagement bleibt verlorene Liebesmüh. Solche muss Omas 18-jähriger Enkel Ferdinand (Ulrich Wiederspahn) nicht aufwenden, als er seine Braut präsentiert, die fast doppelt so alte, frühere Prostituierte Priscilla (Sarah Holl).

    Die Katastrophen nehmen ihren Lauf: Der Schweinsbraten rutscht der Bedienung Cheyenne (Martina Vargas) ins Spülbecken, und während die meisten Gäste Burger essen gehen, erfährt Omas älteste Tochter Ilse, dass ihr Vater nicht ihr Vater ist, sondern dass Oma und die Jugendliebe Edwin sie im Botanischen Garten zeugten. Nora Rothfuchs spielt die Palette der Gefühle unglaublich überzeugend – von Abwehr gegen die Mutter bis hin zur Identifikation mit dem biologischen Vater, den die Mutter liebte.

    Die große Besonderheit des Jugendclub Musiktheaters ist der Umstand, dass er kreativen Raum zur Verwirklichung bietet für junge Leute, die gern singen, obwohl nicht jeder Ton perfekt sitzt, und zugleich für solche, die eine profunde musikalische Ausbildung haben. Das Duett „1001 Nacht“ zwischen Nora Rothfuchs und Isabel Feustel (in der Rolle der Pastorin, die ebenfalls zum 80. Geburtstag kommt) würde auch auf der Musiktheaterbühne des Großen Hauses Beifall finden. Die Arrangements des jungen Philipp Solle, Sohn des Tenors und Ulmer Philharmonikers Burkhard Solle, sind eingängig, sein „Es war einmal“ wunderbar melancholisch.

    Und das Geburtstagsgeschenk? Edwin (Matthias Deuring) taucht auf – aber irgendwie auch nicht. Jedenfalls nimmt das Stück ein unerwartetes Ende, als sich die jüngste Enkelin Emilie (Janina Cetin) ein Herz fasst und Oma die Wahrheit sagt. (köd)

    Termine Weitere Aufführungen am 20. und 24. Juni und am 12., 14. und 15. Juli.

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