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Ulm: Alkohol macht Familienvater zum Mörder

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Alkohol macht Familienvater zum Mörder

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    Ein Mitarbeiter der Spurensicherung der Polizei auf einem Hof im Lachinger Ortsteil Suppingen nachdem hier eine 30 Jahre alte Frau ist tot in ihrer Wohnung entdeckt worden war.
    Ein Mitarbeiter der Spurensicherung der Polizei auf einem Hof im Lachinger Ortsteil Suppingen nachdem hier eine 30 Jahre alte Frau ist tot in ihrer Wohnung entdeckt worden war. Foto: Ralf Zwiebler/dpa

    Weil sie sich von ihm scheiden lassen ließ und ihm gerichtlich verboten wurde, seine drei Kinder zu sehen, hat ein 40-jähriger Russlanddeutscher am 2. November 2018 im Laichinger Teilort Suppingen seiner Frau in ihrer Wohnung aufgelauert und sie mit elf Messerstichen unter anderem in den Brust, Bauch, und Herzbereich umgebracht. Sie verstarb nach qualvollem Todeskampf.

    Seit 24. Juni muss sich Mann vor dem Ulmer Schwurgericht verantworten. Nun am Dienstag, dem vorletzten Prozesstag, hatte der psychiatrische Gutachter für forensische Psychiatrie Dr. Peter Winckler aus Tübingen das Wort: Eine Schuldunfähigkeit schloss er aus, sodass dem Mann eine lebenslange Verurteilung am Freitag durch die Schwurgerichtskammer droht. „Es war keine spontane Tat, also kein klassischer Affekt“ lautete das Resümee des Gutachters. Schwere seelische Störungen fand der Gutachter auch nicht vor.

    Zunächst erzählte der Gerichtsgutachter von der anfänglichen Schwierigkeit, mit dem Angeklagten ins Gespräch zu kommen und ein bisschen was von seinem durchaus tragischen Leben zu erfahren, das er immer wieder beenden wollte. Einmal rettete ihn seine Frau, indem sie in letzter Sekunde das Seil durchtrennen wollte, mit dem er sich erhängen wollte.

    Eine schöne Kindheit war dem Täter nicht vergönnt

    Eine schöne Kindheit war ihm nicht vergönnt, seinen Vater hatte er nie kennen gelernt und es heißt, er habe eine Freundin umgebracht und säße im Gefängnis. „Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen, ich will sterben“, hat er dem Gutachter erzählt. Der schlüsselte die Biographie im Gerichtsaal auf wenn es auch mehrerer Sitzung bedurfte, um zu seinem Innenleben vorzudringen. In Russland aufgewachsen, wurde der Angeklagte schon in frühen Jahren kriminell, nachdem er die Schule mit fünf abgebrochen hatte, trank bis zu drei Wodkaflaschen in de Woche, was ihn bis zuletzt süchtig mache. Seine Bauchspeicheldrüse ist durch den Alkohol zerstört. Die Halbschwester sagte als Zeugin während des Prozesses, der Angeklagte sei ein stiller und in sich gekehrter Mann, der bei

    Dazu: 40-Jähriger gesteht: „Ja, ich habe meine Frau getötet“

    Nach Deutschland übergesiedelt geht es weiter mit Einweisungen in Entzugsanstalten und Ausbrüche. 14 Vorstrafen hat der Mann einerseits auf den Buckel und die Liebe zu seiner jetzt getöteten Frau scheint ihn zunächst auf den rechten Pfad zu bringen.

    Er ist ein liebevoller Vater seiner Kinder und bekommt sogar Festanstellungen in einer Spedition, der er acht Jahre lang zuverlässig treu bleibt. „Er ist keineswegs minderbegabt, ist höflich , ruhig und neigt zu keinen Gefühlsausbrüchen“, sagt der Gutachter gestern im Schwurgerichtssaal. Auch den anschließenden Job als Maschinenbediener bewältigt er mühelos, bis er wieder zur Flasche greift, erneut kriminell wird und im Gefängnis landet. Dort meldet sich seine Frau nicht ein einziges Mal, was den Mann zur Verzweiflung bringt. Und sie lässt ihn wissen, dass sie die Scheidung einreiche. Als er freigelassen wird, bekommt er einen so genannten Platzverweis von der Polizei ausgesprochen und darf weder die Wohnung der Frau betreten, noch die Kinder sehen. Er muss die gemeinsame Wohnung verlassen, zieht nach Laichingen um, ein Katzensprung nach Suppingen. Der Angeklagte nimmt jetzt auch morphinähnliche Beruhigungsdrogen stößt Morddrohungen am Telefon aus: „Du wirst sterben, wenn Du dich scheiden lässt.“

    Im Herbst 2018 eskaliert die Auseinandersetzung um Kinder und Geld. Beschließt der Angeklagte jetzt die Tötung seiner Frau oder geht es eine Art verzögerte Affekttat? Bei einem Besuch seiner Frau hört er vor der Wohnung draußen ein Telefongespräch mit ihrem neuen Freund ab. Gab das den letzten Impuls für die schreckliche Tat?

    Das Gericht muss die Entscheidung treffen, sagt der Psychiater.

    Er glaubt, dass sich ein langer Handlungsbogen von sieben Wochen bis zum 2. November 2018 erstreckt.

    Die Tat sei vorbereitet worden. Ein Steakmesser sei für die Tat mitgenommen worden. Durch das Kellerfenster ist er dann in den Keller gestiegen, um sich zu hier zu verstecken . Getötet wurde die Frau dann mit ihrem eigenen und schärferen Küchenmesser. Als die Frau auf der Toilette ging, wurde sie dort von ihrem getrennten Mann überrascht und mit elf Messerstichen niedergestreckt und getötet. Danach fuhr er mit seinem Rollstuhl wegen einer Fußverletzung nach Laichingen. Eine Überwachungskamera hatte übrigens den Täter mit dem Rollstuhl aufgenommen. Die Aufnahmen wurden während der Beweisaufnahme im Schwurgerichtssaal gezeigt.

    Die Tat hat der Angeklagte, der bis dato geschwiegen hatte, gleich am ersten Verhandlungstag zugegeben, was den Prozess erheblich verkürzte und der am kommenden Freitag mit einem Urteilsspruch endet.

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