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Ulm: 50 Jahre Theaterbau in Ulm: Der Applaus gebührt dem Haus

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50 Jahre Theaterbau in Ulm: Der Applaus gebührt dem Haus

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    Ehre für ein Denkmal: Beim Festakt zum 50-Jährigen von Fritz Schäfers Theaterbau waren zahlreiche geladene Gäste zugegen. Zu den Festredner gehörte auch Oberbürgermeister Gunter Czisch.
    Ehre für ein Denkmal: Beim Festakt zum 50-Jährigen von Fritz Schäfers Theaterbau waren zahlreiche geladene Gäste zugegen. Zu den Festredner gehörte auch Oberbürgermeister Gunter Czisch. Foto: Andreas Brücken

    Timo Handschuh blickt von oben auf die Bühne im oberen Foyer – direkt ins Jahr 1969, lange vor seiner Geburt. Als eine Träne auf Reisen ging, wenn auch nicht auf der Straße nach San Fernando: Die Schauspieler Stephan Clemens und Nicola Schubert rufen beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Theaters Ulm gemeinsam mit Musiker Jens Blockwitz erinnern an Zeiten, als Michael Holm und Mary Roos die Hitparaden-Bühne beherrschten und die Small Faces „Sha-la-la-la-lee“ sangen. Ganz anders die Bühne des Theaters damals, entworfen von Architekt Fritz Schäfer und nach dreijähriger Bauzeit am 3. Oktober 1969 eröffnet: Der Neubau erlebte seine Feuertaufe mit Brechts „Leben des Galilei“.

    Ihre Kindheit sei von der Planung und dem Bau des Theaters Ulm geprägt gewesen, erzählt Ulrike Scherzer, Tochter des 2011 im Alter von 91 Jahren verstorbenen Fritz Schäfer. Der Theater-Neubau war die erste große öffentliche Bauaufgabe ihres Vaters – und eine Zäsur in der langen Ulmer Theatergeschichte, wurde das funktionale Haus, dem das Motiv des Sechsecks zugrunde liegt, doch seinerzeit zu einer der modernsten Bühnen Deutschlands. Ein Architektenwettbewerb zum Bau hatte ohne ersten Preis geendet, Schäfer war mit seinem leuchtend weißen wabenförmigen Bau aus Eternitschindeln zum Zug gekommen.

    Besucher des Theaters Ulm beschwerten sich über Straßenlärm

    Über die damaligen Standort-Diskussionen und die Herausforderung, die die Entscheidung für eine Bau an der Kreuzung Olgastraße/Neutorstraße bedeutete, berichtet beim Festakt Schäfers Sohn Stephan. Auch wenn es zu Beginn des neuen Werkstatttheaters manche Kritik gab (beispielsweise, dass man das Bimmeln der Straßenbahn in den hinteren Reihen des Großen Hauses hörte), so lockte das neue Theater doch Künstler nach Ulm, die sich einen Namen machten: Hannelore Hoger, Judy Winter, Angela Denoke und Intendant Pavel Fieber sind nur einige von ihnen.

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    Das von Schäfer entworfene Podium als Spielort für experimentelle Stücke mit seinem modularen und vielseitig bespielbaren System und den dreh- und umsetzbaren Stühlen hat es sogar ins Brockhaus-Lexikon geschafft, erzählt Stephan Schäfer. Der Festakt zur Feier des 50. Geburtstages des Hauses am Karajanplatz, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, hätte ihrem Vater jedenfalls gefallen, dessen ist sich Ulrike Scherzer sicher.

    Oberbürgermeister Gunter Czisch teilt seine Theater-Erinnerungen

    Von seinen Kindheitserinnerungen an den damals 28 Millionen Mark teuren und durchaus auch umstrittenen Theaterbau erzählt Ulms in Dietenheim aufgewachsener Oberbürgermeister Gunter Czisch, der ebenso wie die baden-württembergische Staatssekretärin Petra Olschowski den Einsatz des Theaters Ulm für den gesellschaftlichen Diskurs und die im Februar 2019 veröffentlichte Theater-Erklärung „Haltung zeigen!“ lobt. Die städtischen Theater seien Herzstücke urbaner Kultur, sagt Olschowski.

    Rückblicke in die Zeit vor 50 Jahren gibt es in Schwarz-Weiß-Bildern: Eine eindrucksvolle Bildpräsentation lässt die Bauphase des Hauses und die Stunde der Eröffnung lebendig werden und damalige Theaterbesucher zu Wort kommen.

    Die Sitzung des Gemeinderats Ulm zum Theater 1958 dauerte zwölf Stunden

    Eine der wichtigsten Versammlungsstätten der Stadt sei das Theater auch heute, sagt Intendant Kay Metzger. Der im Oktober 1958 in einer zwölfstündigen Sitzung gefällte Entschluss des Ulmer Gemeinderats für den Bau des Dreispartenhauses und Fritz Schäfers Neubau selbst habe dem Theater in Ulm seine Würde wiedergegeben. Das barocke Ulmer Comoedienhaus in der Theatergasse war in der Bombennacht des 17. Dezember 1944 zerstört worden; nach dem Krieg hatte man bis zur Eröffnung des modernen Neubaus in Provisorien gespielt. Schäfer, der 1954 aus Essen nach Ulm kam, hätte im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert. Einen großen Blumenstrauß aus den Händen Metzgers erhielt seine Witwe Johanna, die treue Theaterabonnentin ist.

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