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Ulm: 3,26 Besucher pro Vorstellung in der "Westentasche"

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3,26 Besucher pro Vorstellung in der "Westentasche"

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    Hoffnung auf bessere Zeiten: Thomas Dentler (Zweiter von links) und Nancy Calero (Vierte von links) mit Schauspielern des Armenischen Theaters Moskau. Das Gastspiel der Russen in der Böfinger Spielstätte der „Westentasche“ war eine der wenigen gut besuchten Veranstaltungen der vergangenen Monate.
    Hoffnung auf bessere Zeiten: Thomas Dentler (Zweiter von links) und Nancy Calero (Vierte von links) mit Schauspielern des Armenischen Theaters Moskau. Das Gastspiel der Russen in der Böfinger Spielstätte der „Westentasche“ war eine der wenigen gut besuchten Veranstaltungen der vergangenen Monate. Foto: Roland Mayer

    Die neue Homepage macht eigentlich Lust auf Theater: Bunte Plakatfarben, Highlights des 40. Bühnenjubiläums, Vorschau auf Neuinszenierungen wie „Der kleine Prinz“, Rückblicke auf weltweite Gastspielaktivitäten oder – in historischem Schwarz-Weiß – die Goldene „Westentaschen“-Ära. Die ist, dem Donnerwetter im Kulturausschuss Mitte November zufolge eigentlich längst vorbei. Stein des Anstoßes war die miserable Besucherbilanz der neuen Spielstätte in Böfingen, die das „Theater in der Westentasche“ im März 2012 bezogen hatte.

    Wie gehen die Betreiber Thomas Dentler und Nancy Calero mit diesem Schuss vor den Bug um? Ein Menetekel ist das Desaster der Theaterakademie AdK Ulm, der der Kulturausschuss höhere Zuschüsse verweigerte und die nun durch eine Spendenaktion und einen strikten Sparkurs der Insolvenz doch noch zu entrinnen hofft. Etwa 130000 Euro erhält die Westentasche, das nach eigenen Angaben „kleinste Theater der Welt“, jährlich bislang von Stadt, Land und Bund. „Das Guckkastentheater ist bei mir abgeblitzt“, hatte Weste-Chef

    Doch aus dem Ausschuss schlug ihm heftige Kritik entgegen: „Sie liefern Zahlen, die sind unter aller Sau“, wetterte Ralf Milde (FWG). „Bis auf die Gastspiele sind sie weit von ihren Zielen weg“, konstatierte auch Erik Wischmann (FDP) angesichts der geringen 2012er Einnahmen von 2620 Euro sowie des 3,26 Besucher-Schnitts bei 42 Vorstellungen in Böfingen. Die dreijährige Budgetvereinbarung zwischen Stadt und Weste war bis 2015 beschlossen worden. Einer Verlängerung für die Zeit danach signalisierte Milde seine rote Karte.

    „Ich hoffe auf bessere Zeiten“, war Dentlers Schluss-Statement im Rathaus. Nun, mit etwas Abstand, sinniert er: „Es sieht so aus, als hätten wir keine Chance. Aber das hatten wir vor zehn Jahren schon.“ Auch für 2014 baut er wieder auf steigende Einnahmen. Ausverkauft war die Westentaschen-Gala mit dem Böfinger Gastspiel des europaweit agierenden Moskauer Armenischen Theaters am 13. Dezember, wo Slavik Stepanyan „Die geliebte Stimme“ von Jean Cocteau aus dem Moskauer Repertoire-Fundus inszeniert hat. Viele Russlanddeutsche aus Neu-Ulm waren gekommen, um Schauspielerin Zita Badalyan zu erleben. 40 Besucher fasst die Böfinger Spielstätte, die noch nicht ganz fertig renoviert ist. „Wir haben hier eine neue Heimat gefunden“, sagt Thomas Dentler.

    Servierte Dentler zur Silvesternacht in der Wagnerschule seine Erfolgsinszenierung von Thaddäus Trolls „Deutschland deine Schwaben“, gibt es ab kommenden März unter der Regie Michaela Kampkas in Erich Emanuel Schmitts „Oskar und die Dame in Rosa“ ein Wiedersehen mit Weste-Mitbegründerin Elfie Haas. Auch die Freilicht-Spielstätten wie Naturtheater in der Au, Grüner Hof und Forum Stadtbibliothek sollen im Sommer im Zeichen von Neuinszenierungen oder Gastspielen stehen: Darunter „Der kleine Prinz“ am 1. August in der dramaturgischen Fassung von Christiane Dentler oder renommierte Kleinkunstbeiträge aus New York und Moskau, wo auch der Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg ein Wörtchen mitredet.

    Und das Jahr 2014 rollt fürs „Theater in der Westentasche“ nicht nur im Zeichen von Um- und Aufbruch an, sondern ist auch durch ein besonderes Gedenken geprägt: Am 3. Februar jährt sich der Todestag von Gründervater Theo Dentler zum 20. Mal. Seine Ideen sind noch immer lebendig: „Es ist uns immer noch ein Anliegen, Kunst und Kultur für jede Generation zugänglich zu machen“, sagt Sohn Thomas. 

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