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Ulm: 250 Menschen halten Mahnwache nach Anschlag auf Synagoge

Ulm

250 Menschen halten Mahnwache nach Anschlag auf Synagoge

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    Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Regierung erklärt bei der Mahnwache: "Das jüdische Leben gehört zu Ulm dazu."
    Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Regierung erklärt bei der Mahnwache: "Das jüdische Leben gehört zu Ulm dazu." Foto: Veronika Lintner

    Die Wunde, die der Brandanschlag in die Fassade gebrannt hat - scheint das Gebäude nicht ernsthaft zu erschüttern. Ein schwarzer Schatten an der hellen Synagogen-Wand. Und verletzt wurde auch kein Mensch, als am Samstagmorgen ein Unbekannter einen Brand an der

    Das sind die Spuren des Brandanschlags auf die Ulmer Synagoge.
    Das sind die Spuren des Brandanschlags auf die Ulmer Synagoge. Foto: Veronika Lintner

    Gunter Czisch: "Heute morgen fand hier ein Brandanschlag statt"

    Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) findet klare Wort: "Heute morgen fand hier ein Brandanschlag statt. Das beunruhigt uns sehr und wir verurteilen das, in aller Schärfe." Er erinnert daran, dass erst vor kurzem, am Pfingstsonntag, zwei Männer in Ulm Anti-Israel-Propaganda verbreitet haben. An Ampeln und Masten hefteten sie Aufkleber wie "

    "Ich finde es großartig, dass hier so viele gemeinsam zusammen gekommen sind", sagt Michael Blume. Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Regierung ist aus Stuttgart angereist. Er erklärt: "Das jüdische Leben gehört zu Ulm dazu." Warum die schwarze Brandspur viel mehr als nur ein harmloser Fleck an einem Gotteshaus sei, macht Blume klar: "Antisemiten wollen Juden bedrohen und verängstigen. Aber wir kontern das, nicht nur an diesem Tag, mit unserer Gemeinschaft. Dieser Täter hat schon verloren."

    Auch Annette Schavan nimmt Teil an der Mahnwache in Ulm

    Dieser Brandanschlag trifft das jüdische Leben in den wichtigsten Stunden der Woche, dem Schabbat. Zeit des Gebets, der vollkommenen Ruhe. Nicht einmal in ein Mikrofon dürfte, nach strenger Regelauslegung, ein Mensch jüdischen Glaubens am Schabbat sprechen. Ulms Rabbiner Shneur Trebnik zeigt sich trotzdem, besucht die Mahnwache vor seiner Synagoge. Im Gespräch mit Gunter Czisch, Ex-Bildungsministerin Annette Shavan (CDU) und Michael Blume, erzählt er, dass der Anschlag wahrscheinlich bewusst geplant gewesen sei. Aber auch Trebnik scheint nun beeindruckt vom spontanen Beistand der Stadtgesellschaft: "Es gibt eine große Solidarität."

    Ulms Rabbiner Shneur Trebnik, im Gespräch mit Ex-Ministerin Annette Schavan (vorne).
    Ulms Rabbiner Shneur Trebnik, im Gespräch mit Ex-Ministerin Annette Schavan (vorne). Foto: Veronika Lintner

    Ulms Bundestags-Abgeordnete Hilde Mattheis (SPD), der Landtags-Abgeordnete Martin Rivoir (

    Rund 250 Menschen bei Mahnwache nach Synagogen-Anschlag

    Barbara Traub, Vorsitzende der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, rief zu einer Schweigeminute auf. Dann nahm sie Bezug auf Antisemitismus, der sich oft auch im Hass auf den Staat Israel entzündet: "Wer Israel antastet, der tastet Gottes Augapfel an." Auch Annette Schavan (CDU), Ex-Bundes-Bildungsministerin, zeigt ihre Anteilnahme, vor Ort. Sie erinnert sich daran, wie sie die Eröffnung der Ulmer Synagoge, 2012, miterlebt hat - als ein Fest der Freude. Deshalb beziehe sie nun Position: "Entscheidend ist: Wie reagiert die Zivilgesellschaft? Der Rabbiner Shneur Trebnik meinte vorhin, dass sich solche Taten wohl nie mit Sicherheit verhindern lassen. Aber wichtig ist die Botschaft, dass wir uns alle damit nicht abfinden. Dass es uns niemals gleichgültig ist."

    Rund 250 Menschen, prominente Persönlichkeiten, aber vor allem viele Bürger aus Ulm und der Umgebung, suchten nach den kurzen Ansprachen das Gespräch miteinander. Eine Gruppe junger Menschen hob ein Transparent: "Gegen jeden Antisemitismus". So brachte die Mahnwache auch Diskussionen und Begegnungen: Ein älterer Herr aus Neu-Ulm, mit Hut und Gehhilfe, unterhielt sich ernst und intensiv mit einer jungen Ulmerin mit Kopftuch. Sie, Gülay Cekmeci, erzählt, dass sie keine Sekunde gezögert habe. Als die Nachricht von der Mahnwache die Runde machte, habe sie im Internet den Aufruf schnell geteilt und verbreitet. Für sie - auch als Muslimin - sei das wichtigste Ziel, Frieden zu schaffen und zu bewahren. Und über den Tellerrand zu blicken: "Zuallererst ist jeder Mensch." Sie zeigt sich zuversichtlich, dass die Solidarität anhält und Wirkung zeigt. "Ich sehe, dass Ulm daran arbeitet." Morgen, am 6. Juni, soll es erneut eine Solidaritäts-Kundgebung geben - um 11 Uhr, am Ulmer Münsterplatz.

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