Seit Monaten haben Bars und Kneipen in Ulm und Neu-Ulm geschlossen. Den Gastronomen fehlen die Einnahmen. Je länger der Lockdown anhält, desto schlimmer wird für die Wirte die finanzielle Lage. Ein junges Textildruck-Unternehmen aus Pfuhl unterstützt nun die Gastro-Szene in der Ulmer Region mit der Aktion "Support your Lokal". Auch Sie können helfen.
Hinter der Aktion stecken die beiden gebürtigen Ulmer Thomas Ghebrezghiher und Antonio Petrone. Beide haben sich vor gut 16 Jahren beim American Football bei den Spartans in Neu-Ulm kennengelernt. Der 30 Jahre alte Ghebrezghiher, eigentlich gelernter ITler, gründete 2013 das Modelabel "Papalapub". Damals noch mit Stefan Locher, der konzentriert sich inzwischen aber auf sein Master-Studium. Der Markenname sei tatsächlich aus einer Art "Schnapsidee" entstanden, erklärt Ghebrezghiher. Beim Weggehen sei die Idee aufgekommen, ein Label zu gründen: "Papperlapapp", hieß es damals in einem Pub.
Produktionshalle vom Modelabel "Papperlapapp" in Pfuhl
Nach den Anfängen in Ghebrezghihers Keller im Zuhause in Burlafingen haben er und sein 32 Jahre alter Geschäftspartner Petrone vergangenen Oktober im Maienweg in Pfuhl einen Stadel als Produktionshalle angemietet. Dort bedrucken sie nun ihre Shirts und Pullis. Ein Service, den sie zuerst nur Verwandten und Bekannten angeboten haben, doch jetzt wollen sie damit Geld verdienen. Ihre Klamottenmarke haben sie erweitert - und heißt jetzt: "Papalapub Factory". Ihre Kunden kommen vor allem aus dem Sportbereich und der Gastronomie, aber auch Unternehmen gehören dazu.
Bei Papalapub wird auf Nachhaltigkeit geachtet
Was ihre Kleidungsstücke von anderen unterscheide: "Wir legen sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit", sagt Ghebrezghiher. Die Textilien würden zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle bestehen. Ihr Ware beziehen sie vom belgischen Hersteller Stanley/Stella, der zwar in Bangladesch produziere, dort aber auf angemessene und gerechte Bezahlung achte und keine Kinderarbeit unterstütze.
Auch der Papalapub-Druck sei nachhaltig und chemiefrei. Bei der Verpackung werde kein Plastik verwendet, die Rechnung stehe auf recyceltem Papier. Und: "Wir arbeiten nach ,print on demand'", sagt Ghebrezghiher. Heißt: Erst wenn bestellt wurde, wird produziert. So sollen Ladenhüter vermieden werden. Die angeforderte Ware aber sei schon am selben Tag abholbereit oder werde ausgeliefert.
So unterstützt das Textil-Startup die Ulmer Gastro-Szene
Dass die beiden jetzt die Gastro-Szene in Ulm und Neu-Ulm unterstützen wollen, hängt mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit als Türsteher beim Club Frau Berger am Ehinger Tor zusammen. Mit dem dortigen Chef Jonas Hochberger hätten sie bereits eine ähnliche Aktion gestartet: Stammgäste konnten Shirts mit dem Aufdruck "Support your Lokal" kaufen und so ihre Lieblingskneipe unterstützen.
Zwar wurde gehofft, dass mit den jüngsten Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin auch Barbetreiber auf Lockerungen hoffen können, doch daraus wurde nichts. So wurde die Aktion jetzt neu aufgelegt und ausgeweitet. Folgende acht Bars und Kneipen sind dabei:
- Herr Berger
- Frau Berger
- Hinteres Kreuz "HK"
- Kulisse
- Trödler
- Wilder Wirt
- Vorglühbar
- White Rabbit
Interessierte können online ein Supporter-Shirt von ihrer Lieblingskneipe für 29,99 Euro bestellen. Vom Preis abgezogen werden die Kosten für die Produktion und den möglichen Versand, sodass pro verkauftem Stück circa zwölf Euro komplett an die Gastronomen geht. Gestartet ist das Projekt am vergangenen Sonntag. Laut Ghebrezghiher wird es "sehr gut" angenommen: "Die 100er-Grenze haben wir schon geknackt", sagt er. Um auch eine schnelle Unterstützung bieten zu können, sollen die erzielten Gewinne alle 14 Tage ausgeschüttet werden.
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