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Vöhringen: So sauber ist unser Trinkwasser

Vöhringen

So sauber ist unser Trinkwasser

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    Keime im Trinkwasser der Stadt haben in Vöhringen in den vergangenen Tagen für Aufregung gesorgt: Nachdem bei Untersuchungen sogenannte coliforme Bakterien festgestellt worden waren, mussten Bewohner der Kernstadt und der Ortsteile ihr Leitungswasser vorsorglich abkochen. Am Donnerstag gab es schließlich Entwarnung: Die Proben, die am 24. Juli gezogen und bis dato ausgewertet wurden, seien „nachweislich bakteriell und chemisch-physikalisch einwandfrei“, hieß es in einer Mitteilung der Stadt. Das „Abkochgebot“ wurde am Nachmittag aufgehoben.

    Der Stadt lagen bis dahin die Vorab-Ergebnisse weiterer Untersuchungen vor. Vom Labor der Landeswasserversorgung Langenau sei demnach gemeldet worden, dass mehrere Proben aus dem Leitungsnetz der Stadt sowohl frei von coliformen Bakterien als auch von Kolibakterien (sogenannte E-Coli) seien. Auch der vermeintlichen Ursache der Verunreinigung war man gestern ein Stück näher gekommen. Nach Angaben von Bernd Hieber aus dem Stadtbauamt gehe man davon aus, dass die Quelle der Misere in einer Kammer des Hochbehälters liege. Dort wurden nach den neuesten Untersuchungen noch zwei coliforme Keime pro 100 Milliliter Trinkwasser gefunden. Die Kammer sei deshalb vom restlichen Netz abgetrennt worden und werde von Mitarbeitern des Wasserwerks inspiziert, gereinigt, desinfiziert und nach der Wiederbefüllung erneut beprobt. Bis auch dort Entwarnung gegeben werden kann, bleibe die Wasserkammer außer Betrieb.

    Dass Bürger nach dem Fund coliformer Keime zum Abkochen des Leitungswassers gezwungen sind, kommt in der Region immer wieder vor. Auch in Buch, Roggenburg oder Illertissen hatten die Bakterien Verwaltung und Bewohner bereits auf Trab gehalten. Gedanken um die Qualität des Wassers, das im Landkreis aus dem Hahn fließt, müssen sich Verbraucher nach Angaben von Dr. Martin Küfer, Leiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) am Landratsamt, aber nicht machen. Das Wasser sei von bester Qualität und könne ohne Bedenken getrunken werden. Nach Auskunft des Mediziners liegt das vor allem daran, dass der Bedarf im Kreis ausschließlich durch Grundwasserentnahmen gedeckt wird.

    Das Grundwasser von Iller oder Donau werde bereits im Boden vorgereinigt – und komme beim jeweiligen Versorgungsunternehmen schon sehr sauber an. Nur in den wenigsten Fällen müsse es zusätzlich aufbereitet werden. Im Wasserwerk in Vöhringen etwa sei eine spezielle UV-Anlage im Einsatz. Bakterien können dort durch die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht beseitigt werden. Auch durch eine geringe Zugabe von Chlor ließen sich Keime beispielsweise abtöten.

    Dass das Trinkwasser nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland als hervorragend gilt, liegt auch an den strengen Vorschriften, die in der Trinkwasserverordnung festgelegt sind. Diese schreibt unter anderem vor, dass das Wasser, das ins Netz gespeist wird, regelmäßig kontrolliert wird. Wie oft, das komme laut Küfer auf die Größe des jeweiligen Wasserwerks an. In Vöhringen etwa verlassen täglich rund 1600 Kubikmeter Wasser die Anlage. Im Jahr stünden dort sieben Routineuntersuchungen sowie zwei umfangreiche Kontrollen an. Hinzu kämen weitere Prüfungen, die etwa bei Hochwasser oder im Zuge von Baumaßnahmen durchgeführt werden.

    Bei den Routinekontrollen werden die genommenen Proben nach Angaben des Experten unter anderem auf coliforme Keime und E-Coli-Bakterien untersucht. „Fallen die Untersuchungen umfangreicher aus, werden zwischen 70 und 80 Parameter getestet.“ Unter anderem kommt dann die Belastung mit Arsen, Nitrat oder Pflanzenschutzmitteln auf den Prüfstand.

    Rund 170 Pflicht-Untersuchungen werden dem ÖGD laut Küfer pro Jahr gemeldet. Davon seien jeweils nur einige wenige Einzelwerte auffällig. Ganz selten werde eine fäkale Verunreinigung mit den gefährlichen E-Coli-Bakterien nachgewiesen. „Seit 2011 ist mir nur ein Fall bekannt“, sagt Küfer. Werde eine Verunreinigung festgestellt, müssten Kommunen und Gesundheitsdienst sofort reagieren. Das Problem bei coliformen Keimen sei dabei, dass sie nicht sofort nachgewiesen werden können. Die entnommenen Proben werden zunächst ins Labor gefahren. Dort werde nach einiger Zeit mit der Bebrütung begonnen. Erst 24 Stunden später liege ein Vor-Ergebnis vor. Bis zu einem endgültigen Resultat gingen sogar insgesamt 48 Stunden ins Land. „Dadurch entstehen natürlich Verzögerungen.“

    In Vöhringen wurde im Nachklapp kritisiert, dass Bürger erst aus der Tageszeitung von der Verunreinigung erfahren hätten. Manche Bewohner wiederum hätten überhaupt nicht gewusst, dass sie ihr Trinkwasser abkochen müssten, bemängelte ein Leser unserer Zeitung. Die Stadtverwaltung antwortete darauf in einer Stellungnahme, dass Bürger neben der Information regionaler Medien unter anderem über die städtische Homepage sowie Anschlagtafeln unterrichtet worden seien. Eine schnelle Verbreitung der Nachricht habe zudem in den sozialen Medien, insbesondere über WhatsApp, stattgefunden. Auch ein Info-Telefon für Bewohner sei eingerichtet worden.

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