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Ulm/Weißenhorn: So geht es den geretteten Hunde- und Katzenbabys

Ulm/Weißenhorn

So geht es den geretteten Hunde- und Katzenbabys

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    27 Welpen, die der Zoll am Sonntag in einem Transporter aus der Slowakei entdeckte, hätten wegen ihres jungen Alters nicht transportiert werden dürfen.
    27 Welpen, die der Zoll am Sonntag in einem Transporter aus der Slowakei entdeckte, hätten wegen ihres jungen Alters nicht transportiert werden dürfen. Foto: Thomas Heckmann

    Ralf Peßmann war schon wieder unterwegs, wieder mit vielen Transportboxen. Zum zweiten Mal in zwei Tagen hat das Tierheim Ulm eine große Zahl an Hunden aufgenommen. Am Sonntag hatte der Zoll, wie berichtet, an der A8 einen Transporter aus der Slowakei mit fast hundert Welpen gestoppt. 27 wurden beschlagnahmt, weil sie zu jung für einen Transport waren. 15 kamen im Tierheim in Weißenhorn unter, der Rest in Ulm, wo Peßmann Tierheimleiter und Hundetrainer in Personalunion ist. Am Montag holte der Ulmer Hunde auf einem Grundstück in Langenenslingen im Kreis Biberach ab.

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    Rund 70 Tiere seien dort nicht artgerecht gehalten worden – von Welpen bis zu Hunden mittleren Alters, schildert Peßmann: „Viel zu viele Hunde auf viel zu wenig Raum.“ Wieder kehrte er mit rund 15 jungen Tieren zurück zum Tierheim. „Normalerweise kommt so etwas drei oder vier Mal in einem Jahr vor, jetzt erschlägt es uns gerade“, sagt der Tierheim-Chef.

    Tierheim Ulm und Tierheim Weißenhorn betreuen gefundene Welpen

    Aufregende Tage sind es nicht nur wegen dieser beiden Vorfälle. In der Nacht zum Freitag ist mindestens ein Unbekannter, nach Angaben der Polizei vermutlich durch ein gekipptes Fenster, ins Ulmer Tierheim eingestiegen, hat eine Spendenbox und einen Tresor aufgebrochen und ist mit der Bargeldbeute verschwunden. Ralf Peßmann spricht von 2000 bis 3000 Euro Beute, dazu komme der Schaden am Fenster, an den Bodenfliesen und am Tresor. Peßmann glaubt, dass mindestens zwei Täter am Werk waren. Denn der 80 Kilogramm schwere Tresor sei in den Keller getragen und dort geknackt worden. Das Tierheim machte den Einbruch im Internet öffentlich und bat um Spenden. Der Aufruf traf einen Nerv – nicht nur in der Region. Als erster Spender überwies der Ulmer Tierarzt Ralph Rückert 1000 Euro. Wie viel Geld danach einging, kann Tierheim-Chef Peßmann noch gar nicht beziffern. Ein vier- bis fünfstelliger Betrag sei es mit Sicherheit, sagt er. Viele hätten kleine Beträge zwischen einem und 20 Euro überwiesen, andere hätten 100 Euro gegeben. „Wir sind total überwältigt“, sagt Peßmann.

    Zu verdanken hat das Tierheim den Geldregen wohl unter anderem der Internetseite Pr0gramm, auf der Nutzer anonym unter Bildern diskutieren. Die Online-Community dieses Imageboards, so der Fachbegriff für diese Art von Forum, scheint auf den Spendenaufruf gestoßen zu sein. Etliche Bilder dort zeigen Spendennachweise – vor allem für kleinere Beträge, die über den Bezahldienst Paypal ans Tierheim gesandt wurden. „Das Pr0 liebt Tiere“, hat ein Nutzer als Verwendungszweck angegeben.

    Transport von Welpen auf Autobahn A8 bei Ulm gestoppt

    Wie das Internetportal t-online.de berichtet, sind die Pr0gramm-Nutzer sogar auf eine mögliche Serie gestoßen, sie verweisen auf andere Einbrüche in Tierheimen in Rottweil, Tailfingen, Reutlingen und Geislingen sowie in Franken und Sachsen. Alle ereigneten sich seit Ende August. Geht auch die Polizei von einer Einbruchsserie in Tierheimen aus? „Es ist Standard bei den polizeilichen Ermittlungen, dass wir mögliche Serientaten untersuchen“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Jürgens. Über die laufenden Ermittlungen zum Ulmer Tierheim will er aus taktischen Gründen nicht sprechen: „Das verbietet sich.“

    Ralf Peßmann jedenfalls ist über die Spenden glücklich. Gerade momentan, wo viele Leute wegen der Corona-Pandemie weniger Geld hätten, sei das ein großartiges Zeichen. Das Ulmer Tierheim könne nun nicht nur die Schäden beheben, sondern auch neue Investitionen stemmen: „Wir haben einen Quarantäne-Anbau und brauchen dringend neue Quarantäne-Boxen“, berichtet Peßmann. Diese Boxen seien sündteuer. Und sie werden gerade gebraucht.

    Viele Spenden für Tierheim Ulm nach Einbruch

    Um die 30 junge Hunde aus dem Autobahntransport und von dem Grundstück in Langenenslingen werden in Ulm nun in den kommenden Wochen in Quarantäne gesund gepflegt. Auf die elf hauptamtlichen Mitarbeiter im Tierheim nahe dem Ulmer Hauptfriedhof wartet viel Arbeit. Manche sind krank, alle müssen geimpft werden. „Sie bleiben, bis sie wirklich gesund in ein neues Leben starten können“, sagt Ralf Peßmann. Damit die Infektionen schnell überstanden werden, muss der Quarantänebereich regelmäßig desinfiziert werden – das ist aufwendig. Im Tierheim Weißenhorn kümmert sich eine der drei Vollzeitkräfte nun ausschließlich um die Welpen. „Sie haben kein Fieber, aber Durchfall und Darmparasiten“, berichtet Ute Prestele, die Vorsitzende des Trägervereins. Die jungen Hunde lebten jetzt in der Krankenstation des Tierheims – eine zwei Zimmer große frühere Wohnung. Die muss nun bis zu fünf Mal am Tag geputzt werden. Denn die Welpen sind noch nicht stubenrein und haben Durchfall.

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    Auf so viele Neuankömmlinge war das Heim nicht vorbereitet. Dass die Tiere dort dennoch Platz finden, war für Prestele eine Selbstverständlichkeit: „Es ist Ehrensache, dass man da hilft“, sagt sie. Doch nun fehlen Nassfutter für Welpen, Spielzeug, Floh- und Zeckenschutzmittel sowie Welpenhalsbänder und -leinen. Prestele hofft auf Sach- und Geldspenden. Am Dienstag nimmt eine Tierärztin die Welpen unter die Lupe, weitere Untersuchungen und Behandlungen werden folgen. „Das geht in die Tausende“, erwartet Prestele.

    Spendenkonten Tierheim Weißenhorn: IBAN DE15 7306 1191 0007 1185 70 (VR-Bank Neu-Ulm/Weißenhorn), IBAN DE16 7305 0000 0190 0195 39 (Sparkasse Neu-Ulm–Illertissen), IBAN DE26 7205 1840 0380 0167 66 (Sparkasse Günzburg-Krumbach)

    Spendenkonto Tierheim Ulm: IBAN DE55 6305 0000 0000 1299 29 (Sparkasse Ulm)

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