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Sexgewerbe: Geplantes Bordell in Neu-Ulm: Jetzt spricht die Chefin

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Geplantes Bordell in Neu-Ulm: Jetzt spricht die Chefin

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    Angelika Diemer ist Galeristin und Betreiberin eines Bordells in der Industriestraße in Neu-Ulm. Mit ihrem Betrieb will sie in die Boschstraße umziehen – und lädt die Nachbarn ein, sich selbst ein Bild von dem Etablissement zu machen.
    Angelika Diemer ist Galeristin und Betreiberin eines Bordells in der Industriestraße in Neu-Ulm. Mit ihrem Betrieb will sie in die Boschstraße umziehen – und lädt die Nachbarn ein, sich selbst ein Bild von dem Etablissement zu machen. Foto: Alexander Kaya

    Die Pläne für ein neues Bordell haben in Neu-Ulm für Aufregung gesorgt. Nachbarn in der Boschstraße befürchten Belästigungen durch alkoholisierte Kunden, Zuhälterei und Kriminalität im Umfeld des Etablissements, das sich in Sichtweite der Glacis-Galerie und der Montessori-Schule befindet. Eine Entscheidung über die Umnutzung von Büro- und Schulungsräumen in eine „gewerbliche Zimmervermietung für erotische Dienstleistung“ hat der zuständige Ausschuss des Stadtrats verschoben (wir berichteten). Die Geschäftsführerin des Bordells hofft, dass die Stadt den Betrieb letztlich genehmigt, und will die Bedenken der Anlieger zerstreuen: „Hier hat alles seine Ordnung“, sagte sie unserer Redaktion.

    Angelika Diemer ist seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und führt seit elf Jahren ein Bordell in der Industriestraße – „ohne Probleme“, wie sie versichert. Doch weil das Haus verkauft und ihr Mietvertrag nicht verlängert wurde, suchte sie eine neue Bleibe. Fündig wurde sie in der Boschstraße, in einem dreistöckigen Gebäude, in dem sich zuletzt ein Schulungszentrum für Flüchtlinge befand. Der Hauseigentümer war eigenen Angaben zufolge zunächst alles andere als begeistert von der Idee, die Räume für Prostituierte zur Verfügung zu stellen. Seine Töchter hätten ihn schließlich überredet und gefragt: „Was willst du eigentlich?“ So war der Weg für den Umzug frei. Seit November werden die Räume im Erdgeschoss und Keller eingerichtet. Eine sechsstellige Summe habe sie investiert, sagt

    Hütten-Chalet, SM-Zimmer und Tantra-Massage

    Wie der Betrieb laufen soll, davon hat Diemer eine klare Vorstellung:„Das Allerwichtigste ist für uns Diskretion“, sagt die 53-Jährige. „Das ist kein offenes Haus, in dem Hinz und Kunz reinlaufen kann.“ Es gebe keinen Barbetrieb, keine roten Lampen, keine Reklame und keinen Namen am Klingelschild. Die Kunden kommen durch den Seiteneingang rein, werden von einer Hausdame empfangen und in eines der unterschiedlich eingerichteten Zimmer begleitet. Es gibt ein „Versace-Zimmer“, ein „Amazonen-Zimmer“ und ein „Hütten-Chalet“ – mit Hirschgeweih an der Wand und offenem Kamin. Auch ein SM-Studio ist vorhanden, dazu ein Wellness-Bereich für Tantra-Massagen. Die Räume sind wie der lange Gang mit Handarbeit aus Indonesien dekoriert – Angelika Diemer betreibt in Illertissen eine Galerie mit Werken balinesischer Künstler. An den Wänden hängen einige Zertifikate von ihr, etwa für „Ayurveda", „Meridian-Energie-Therapie" und „Seelenrückholung".

    Zehn Frauen sollen in dem Bordell in Neu-Ulm arbeiten

    Etwa zehn Frauen sollen hier künftig arbeiten, alle auf selbstständiger Basis. Sie kommen sowohl aus der Region als auch aus dem Ausland. „Jede Dame ist bei uns angemeldet“, sagt die Geschäftsführerin. „Ohne Papiere kann keine Frau hier arbeiten.“ Die Prostituierten müssten außerdem alle deutsch sprechen. Die Zimmer werden vermietet – nicht nur an die Sexarbeiterinnen, sondern auch an Paare. Das Etablissement ist auch ein Stundenhotel, allerdings kein Swingerklub.

    Schwierigkeiten mit Zuhältern oder kriminellen Gruppierungen, die in Ulm teilweise das Rotlichtgeschäft kontrollieren, hat es am alten Standort angeblich nicht gegeben. Laut Stadtverwaltung existieren derzeit vier Bordelle in Neu-

    Angelika Diemer versichert, dass ihr an einem guten Verhältnis mit den Nachbarn sehr gelegen sei. So sei es in den vergangenen Jahren auch in der Industriestraße gewesen: „Da hatten wir eine freundschaftliche Atmosphäre.“ Dass es Bedenken gebe, könne sie nachvollziehen: „Ich kann sehr gut verstehen, dass die Anlieger Angst haben“, sagt die 53-Jährige. Deshalb stehe sie den Leuten jederzeit für Gespräche zur Verfügung. „Ich möchte jeden hier einladen und eine Führung geben – damit sie sehen, was es für Unterschiede gibt in diesen Bereichen.“

    Der Neu-Ulmer Stadtrat wird sich mit den Bordell-Plänen in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Hochbau und Bauordnung am 14. Februar zum zweiten Mal befassen. Dann geht es erneut um die Frage, ob die Umnutzung baurechtlich in Ordnung ist. Ein Vertreter der Neu-Ulmer Polizei soll eine Stellungnahme abgeben. Vor der Genehmigung des Betriebs durch die Stadt steht außerdem eine sicherungsrechtliche Prüfung an.

    Lesen Sie hier mehr über die umstrittenen Rotlicht-Pläne: Geplantes Bordell in Neu-Ulm erregt die Gemüter

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