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Serie: Rosenmontagszug auf dem Wasser

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Rosenmontagszug auf dem Wasser

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    Karl-Heinz Heiduk (links) zeigt Daniel Szybalski, wo er das Tuch festtackern muss. Beide arbeiten am Themenboot für das Nabada am kommenden Montag.
    Karl-Heinz Heiduk (links) zeigt Daniel Szybalski, wo er das Tuch festtackern muss. Beide arbeiten am Themenboot für das Nabada am kommenden Montag. Foto: Foto: Schröders

    Offenhausen Am Anfang fällt dieses seltsame Wort. Nabada. Geboren in Mönchengladbach, am Niederrhein, wohne ich nun seit zwei Jahren im Schwabenländle – bin aber immer noch mit manchen kulturellen Eigenheiten nicht vertraut. „Das ist wie der Rosenmontagszug in Köln an Fasching, nur auf dem Wasser“, erklären mir meine Kollegen. Und wer in der Redaktion blöde Fragen stellt, der bekommt direkt einen Auftrag. „Such eine Gruppe aus Neu-Ulm, die ein Themenboot baut, und dann bist du schlauer.“

    Die Recherche ergibt, dass die Boote auf dem Baubetriebshof unweit des Wonnemar Donaubads zusammengezimmert werden. Hans-Joachim Amann steht in einer nach vorne offenen Halle, in der verschiedene Gruppen fleißig hämmern, sägen und streichen.

    Der Organisator des Nabadas erklärt, dass jede Gruppe ein bestimmtes Motto für ihr Themenboot hat. Drei Schwimmer vom SSV Ulm haben allerdings noch Änderungswünsche. Ihr Vorschlag ist: „Wir schiffen in See.“

    Dann ziehen sie eine Zeichnung hervor, auf der mehrere Figuren zu sehen sind, die sich von einem Boot aus ins Wasser erleichtern. Die Schwimmer finden das sehr komisch, Amann nicht. ’Über Ulm lacht die Sonne, über Stuttgart die Welt’ – darauf hatten wir uns geeinigt und dabei bleibts“, sagt er bestimmt.

    Die Suche nach einem Neu-Ulmer Team gestaltet sich schwierig. Zwar sind die Leute aus Ulm sehr nett – aber Auftrag bleibt Auftrag. Amann verrät mir, dass die Freiwillige Feuerwehr Offenhausen auch ein Boot baut, allerdings nicht im Bauhof. Also mache ich mich wieder auf die Suche.

    Fündig werde ich zwischen Offenhausen und Schwaighofen. Auf einem Hof sägen und schrauben mehrere Frauen und Männer an zwei großen Gestellen aus Holz. Als ich mich vorstelle, rufen alle im Chor: „Chef, hier ist jemand für dich.“ Um die Ecke kommt Karl-Heinz Heiduk im praktischen Blaumann.

    Die Offenhauser sind im Jubiläumsjahr

    Er lacht, als er hört, dass ich aus dem Rheinland stamme und keine richtige Vorstellung davon habe, was sich am Schwörmontag auf der Donau abspielt. „Ich bin jetzt schon seit 40 Jahren dabei, für uns ist das in diesem Jahr ein Jubiläum“, erklärt er stolz. Er kann sich noch gut an das Motto des ersten Boots erinnern: „Der Dollar wird knapp – US-Feuerwehr haut ab.“ Damals haben die Amerikaner die Wache im Wiley aufgelöst. Anfang der 1990er-Jahre habe der Löschzug sogar bei der Bewertung den zweiten Platz gemacht. „Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr standen damals als Babys verkleidet auf dem Boot“, erinnert sich Heiduk.

    Er habe die gemeinsame Arbeit immer als gute Möglichkeit gesehen, um den Nachwuchs des Löschzugs zusammenzuschweißen.

    Der 20-jährige Daniel Szybalski hilft beim Bau der Boote, seitdem er denken kann. „Schon als kleines Kind habe ich mit angestrichen. Sobald ich schwimmen konnte, bin ich mitgefahren.“ Die Gruppe sei wie eine große Familie. Die Älteren helfen den Jüngeren beim Aufbau, jeder packt mit an und die Nachbarin bringt Spätzlesuppe.

    Motto: „Traumhochzeit im Musterländle“

    Unter der Anleitung von Heiduk tackert der junge Feuerwehrmann Szybalski ein großes weißes Tuch auf ein rundes Holzgestell. Das Ganze soll später ein Glücksrad werden. Das Motto der Gruppe ist in diesem Jahr: „Traumhochzeit im Musterländle.“ Die Offenhausener möchten damit die grün-rote Koalition in Baden-Württemberg auf die Schippe nehmen. Heiduk hat eine Zeichnung, wie das Ganze nachher aussehen soll.

    Auf dem Glücksrad sind Schlagwörter wie Atomkraft aufgezeichnet, die für die Koalition problematisch sind. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und SPD-Landeschef Nils Schmid sind auf der Zeichnung in einer witzigen Pose zu sehen.

    Wie das Boot später genau aussehen soll, kann ich mir aber noch nicht vorstellen. Eine vier Meter breite und fünf Meter lange Plattform wird auf zwei Zillen befestigt, erklärt mir Heiduk. „Darauf müssen wir alles unterbringen.“ Ich soll einfach in den nächsten Tagen wiederkommen und mir die Fortschritte anschauen. Da bin ich gespannt.

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