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Serie: Angst vor den roten Körben

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Angst vor den roten Körben

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    Angst vor den roten Körben
    Angst vor den roten Körben

    Neu-Ulm Rudolf Werndl, genannt Rudi, verzieht das Gesicht, als ich ihn auf das Jahr 2008 anspreche. „Das war sehr frustrierend“, sagt der künstlerische Leiter der Nabada-Gruppe. Seit einer Woche begleite ich nun die fleißigen Bootsbauer der Freiwilligen Feuerwehr Offenhausen. Geboren in Mönchengladbach am Niederrhein fremdele ich manchmal noch mit den schwäbischen Gebräuchen in Ulm und

    Allerdings wird die Vorfreude im Moment durch das wechselhafte Wetter getrübt. Vor drei Jahren war das Nabada bei Dauerregen ausgefallen. „Die Fließgeschwindigkeit der Donau hat damals sehr schnell zugenommen. Irgendwann verkündete der Organisationsleiter, dass er nicht verantworten kann, die Boote fahren zu lassen“, sagt Rudi. Auf dem Münsterturm wurden die vier roten, runden Körbe angebracht, die signalisieren, dass das Nabada ausfällt. Ilona Szybalski war damals ebenfalls dabei. „Wir wollten es zuerst gar nicht glauben.“ Die Gruppe war im Grunde abfahrbereit, als sie die Schocknachricht erhielt. „Uns blieb nichts anderes übrig, als alles wieder abzubauen.“

    Wie viele andere in der Feuerwehr hilft Ilona schon seit Jahren, die Themenboote zu gestalten. Diesmal lautet das Motto „Traumhochzeit im Musterländle“. Dazu haben etwa 15 Mitglieder des Löschzuges in den vergangenen Tagen jeden Abend fleißig gesägt, geschraubt und gemalt. Am Montagmorgen wird das Boot dann in Einzelteilen zur Donau gebracht und dort aufgebaut. Nun muss die Gruppe aber zur Sicherheit schauen, ob die geplante Konstruktion auf die zwei Zillen passt, die von der Stadt zur Verfügung gestellt werden.

    Auch Ilonas Sohn Dominic packt fleißig mit an. Der 14-Jährige ist der Jüngste im Team. Während er das Holzgestell hält, schraubt Andi Tegethoff die einzelnen Latten fest. Vorne besteht das Gestell aus mehreren Stahlrohren, die keilförmig zulaufen.

    Der 26-jährige Feuerwehrmann Andi erklärt: „Das hat mit der Perspektive zu tun. Die Zuschauer können dadurch die Figuren an den Seiten besser und länger sehen.“ Die wirken inzwischen erstaunlich lebendig. Unter anderem wird der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann freudestrahlend an dem Schwanz von einem Esel ziehen, auf dem Nils Schmid sitzt. Nur das Gesicht des SPD-Oberhaupts ist Rudi noch nicht markant genug. „Da muss ich ein bisschen nachbessern.“ Karl-Heinz Heiduk, meist einfach „Chef“ genannt, ist dennoch zufrieden.

    Seit 40 Jahren werden unter seiner Aufsicht die Boote des Löschzugs gebaut. Nachdem er von Dominic und Andi noch einmal die Holzkonstruktion etwas nachbessern lassen hat, ist er sicher, dass das Gestell auf die zwei Zillen passt. Alle freuen sich, nur Andi ist ein bisschen traurig. „Ich kann am Montag nicht mitfahren, weil ich arbeiten muss.“ Ich bin dagegen sehr aufgeregt und hoffe, dass ich nicht in der Donau lande. Zum Abschied ruft der Chef mir noch hinterher: „Vergiss deine Schwimmflügel nicht.“ Ob er das ernst gemeint hat?

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