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Senden: Wo es Rollstuhlfahrer in Senden schwer haben

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Wo es Rollstuhlfahrer in Senden schwer haben

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    An dieser Rampe bei der Sparkasse wird es für Rollstuhlfahrer ziemlich steil. Zum Glück gibt es noch eine flachere an der Hauswand.
    An dieser Rampe bei der Sparkasse wird es für Rollstuhlfahrer ziemlich steil. Zum Glück gibt es noch eine flachere an der Hauswand. Foto: Angela Häusler

    Mit anderem Blickwinkel durch die Illerstadt: Zwei Dutzend Rollstuhlfahrer sind am Freitagnachmittag die Sendener Hauptstraße entlang gefahren, vom Seniorentreff in Ay bis zum Bahnhof. Sinn und Zweck der Fahrt war es, die Stadt auf Barrierefreiheit zu testen. Es wurde klar: Da gibt es viel zu tun. Ideengeber Stefan Lehmann resümierte wenig später: „Ich bin erschrocken – so habe ich mir das echt nicht vorgestellt.“

    Lehmann ist Mitglied der Wählergruppierung „Gemeinsam für Senden“, die den amtierenden Bürgermeister Raphael Bögge unterstützt und zu der Rollstuhl-Tour eingeladen hatte, die in Kooperation mit dem Förderverein Rollstuhlbasketball Ulm/Neu-

    Schwer hat es, wer mit Handicap eine öffentliche Toilette aufsuchen will

    Schon auf den ersten Metern zeigte sich: Problemlos bewegt man sich mit Rolli in der Sendener City nicht gerade. Holprige Straßenbeläge und Schlaglöcher, hohe Bordsteinkanten, Ampeln, die schneller umschalten, als ein Gehbehinderter die Straße überqueren kann. Und überall entlang des Wegs Geschäfte, Lokale und Praxen, die nur über Treppen erreichbar sind. Dazu gehört etwa die örtliche Polizeistation. „Wenn ich also zur Polizei will, muss jemand zu mir rauskommen“, folgerte Widmann.

    Manche Geschäfte verfügen zwar über Rampen, die aber können ziemlich steil ausfallen, der Fahrer braucht dafür also Kraft. „Wenn jemand schon alt ist, hat er da keine Chance“, sagte Widmann. „Ich wohne schon seit 1995 in Ay und leider gibt es hier viele Hindernisse, die einen unheimlich einschränken“, bestätigte Rollstuhlfahrerin Marlies Engel-Oudotte.

    Schwer hat es auch, wer mit Handicap eine öffentliche Toilette aufsuchen will. Die einzig verfügbare Behindertentoilette befinde sich nämlich im Stadtpark, sagte Widmann, und sei nicht immer geöffnet. An den öffentlichen WCs vor dem Bürgerhaus jedenfalls scheiterten auch die geübten Rollifahrer: Es war zu eng. An fehlenden Behindertentoiletten liege es auch, dass man Rollstuhlfahrer nur selten auf Festen und Veranstaltungen sehe, ergänzte Widmann.

    Eine unbürokratische Lösung könnte es immerhin für den schlecht nutzbaren Behindertenparkplatz am Rathaus geben. Den Teilnehmern fiel auf, dass das Fortbewegen eines Rollstuhls über die Pflasterung mit breiten, tiefen Fugen sehr schwierig ist. Auch der Bürgermeister testete die Sache – und versprach, sich für eine Verlegung des Behindertenparkplatzes einzusetzen. Im hinteren Teil des Hofs nämlich sind die Stellplätze asphaltiert und wären damit viel leichter zu befahren.

    Bögge sagte: „Es ist erschreckend, wie wenig Rücksicht schon in der Planung auf Handicaps genommen wird.“ Es sei eine Herausforderung, solche Hindernisse zu beseitigen. Kleinere Maßnahmen ließen sich aber schneller umsetzen. Bei öffentlichen Gebäuden müsse eine barrierefreie Gestaltung selbstverständlich sein, betonte er.

    Grund zu handeln sah Carola Lo Cicero, Vorsitzende von „Gemeinsam für Senden“, auch am Bahnhof, und kündigte noch mehr solcher Aktionen an. Die letzte gemeinsame Begehung Sendens in Sachen Barrierefreiheit fand übrigens im Jahr 2015 mit Bürgermeister Raphael Bögge statt. Damals waren auch sehbehinderte Menschen dabei.

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