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Senden-Witzighausen: Wie die Corona-Pandemie den Dorfladen in Witzighausen ausbremst

Senden-Witzighausen

Wie die Corona-Pandemie den Dorfladen in Witzighausen ausbremst

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    Vanessa Ruf (links) und Sabine Penski führen den Dorfladen in Witzighausen. Sie ziehen nach einem Jahr Bestehen Bilanz.
    Vanessa Ruf (links) und Sabine Penski führen den Dorfladen in Witzighausen. Sie ziehen nach einem Jahr Bestehen Bilanz. Foto: Alexander Kaya

    Obst und Gemüse, Getränke, Tiefkühlpizzen, Frisches, Batterien und Glühbirnen: Eigentlich gibt es von allem etwas im Dorfladen in Witzighausen – nur eben nicht alles in zehn verschiedenen Ausführungen. "Dazu haben wir viel zu kleine Lagerräume und Verkaufsflächen", erklärt Geschäftsführerin Vanessa Ruf. "Aber es muss auch nicht alles geben, wir konzentrieren uns hier im Dorfladen auf Artikel mit den Siegeln Bio und Fairtrade, auf Regionales und frische, auch selbst gemachte Angebote." Den Dorfladen in Witzighausen gibt es nun seit einem Jahr. Zeit, Bilanz zu ziehen – die auch wegen Corona gemischt ausfällt. "Wir würden uns wünschen, dass mehr Leute aus Witzighausen uns eine Chance geben", sagt die andere Geschäftsführerin Sabine Penski.

    Corona habe dem Dorfladen nicht gut getan. Aus anderen regionalen Geschäften höre man teilweise, dass es sogar besser laufe, weil die Menschen mehr Wert auf Regionalität legen, sagt Vanessa Ruf. "Doch irgendwie ist das bei uns nicht angekommen." Möglicherweise sei dies eher ein städtisches Phänomen und der Dorfladen liege dafür zu ländlich. Klar ist: Die Geschäfte seien vor Corona besser gelaufen. "Wobei wir natürlich keinen großen Vergleich ziehen können, uns gibt es ja erst ein Jahr", sagt Ruf.

    Nach der Eröffnung lief der Dorfladen in Witzighausen gut

    Nach der Eröffnung sei der Dorfladen gut angelaufen. "Im Frühjahr haben wir die Corona-Pandemie aber stark zu spüren bekommen, die Leute waren sehr ängstlich und sind deutlich seltener zum Einkaufen gekommen", sagt die Geschäftsführerin. Ruf trägt diesen Titel erst seit dem Sommer, ist aber seit Beginn in Vollzeit im Dorfladen angestellt. Im ersten halben Jahr hatte der Dorfladen ebenso zwei Geschäftsführerinnen, eine davon ehrenamtlich im Büro. Sabine Penski und Vanessa Ruf finden die nun gefundene Lösung gut, man könne sich besser absprechen und sehe dieselben Tätigkeitsfelder, wenn beide im Laden arbeiten.

    So haben sie mit der Zeit einiges am Konzept geändert. Im Eingangsbereich stehen nun beispielsweise regionale Waren und Verkaufsartikel aus dem Bio- und Fairtrade-Bereich. "Wir mussten uns auch erst mal einfinden, sehen, was gut klappt und was man ändern sollte", sagt Ruf. Nach dem Sommer startete das Team des Dorfladens einige Aktionen, zum Beispiel an jedem ersten Freitag im Monat einen Mottotag mit passenden Speisen oder ein Stammtisch am Freitagabend. Da sei immer einiges los gewesen. "Nach dem ersten Lockdown wurde es also langsam wieder besser", sagt Ruf. Und in der Zeit vor Weihnachten sei es richtig gut gelaufen. Viele Leute hätten Lebensmittel vorbestellt, der Dorfladen habe Weihnachtsmenüs gekocht und andere Aktionen angeboten. "Da konnten wir uns gut vom Supermarkt abheben."

    Der Dorfladen besteht seit einem Jahr in Witzighausen.
    Der Dorfladen besteht seit einem Jahr in Witzighausen. Foto: Alexander Kaya

    Der Januar sei dagegen wieder mau gewesen, "zurzeit müssen wir wirklich kämpfen". Es sei klar gewesen, dass das erste Jahr schwierig werde, der Dorfladen müsse sich schließlich erst etablieren. "Unser erstes Jahr war ein Auf und Ab, natürlich ist Corona nicht an allem schuld, aber es macht uns die Arbeit einfach schwerer", sagt Ruf. Dazu zähle auch, dass das gut angelaufene Café Witzig geschlossen bleiben muss. Zudem sei das angebotene Catering gerade von den Bürgern in der Region angenommen worden, als auch schon wieder alles dicht machen musste. "Wir hatten gerade den Fuß in der Tür und müssen jetzt fast wieder bei null anfangen."

    Die beiden Chefinnen möchten dennoch nicht klagen: Viele Witzighauser, vor allem Ältere, machen ihren Wocheneinkauf zu Fuß im Dorfladen. Vor allem vormittags und mittags sind auch einige Arbeiter da, um sich ein Vesper zu holen. Die meisten der Kunden, die an diesem Tag einkaufen, kennen die Verkäuferinnen mit Namen. Auch aus umliegenden Orten kommen einige Jüngere, die sich von der Werbung auf sozialen Plattformen angesprochen fühlen. Insgesamt sei vom Alter der Kunden her alles mit dabei, das sei das Schöne. Gut laufe beispielsweise der Thekenbereich mit Metzger-, Bäcker- und Feinkostartikeln. "Die Oliven sind der Renner - und auch unser selbst gemachter Frischkäse", sagt Ruf. "Das macht uns auch aus, das möchten wir weiter ausbauen."

    Dorfladen Witzighausen: "Es ist noch viel Luft nach oben."

    Doch alles in allem sei das noch zu wenig, um auf Dauer bestehen zu können. "Es ist noch viel Luft nach oben", sagt Penski. "Wir würden uns freuen, wenn mehr Leute den Dorfladen einmal kennenlernen möchten - und natürlich dann im besten Fall öfter kommen." Man wolle auch unbedingt Feedback von den Einkäufern und versuche, Wünsche umzusetzen. Zwischenmenschlich zieht Sabine Penski eine positives Fazit. Der Laden bringe viel Freude, das Team sei toll und die vielen Ehrenamtlichen nach wie vor mit Elan dabei. Derzeit sind im Dorfladen neben den beiden Geschäftsführerinnen zwei Teilzeitkräfte und drei Aushilfen beschäftigt.

    Für das zweite Jahr des Dorfladens hoffen die Geschäftsführerinnen vor allem, dass man Corona in den Griff bekommt. An Ideen nämlich, den Dorfladen bekannt zu machen und zu beleben, fehle es nicht. Allen voran wollen die Geschäftsführerinnen so schnell wie möglich das Café Witzig wieder aufmachen. Damit verbunden soll es in Zukunft mehr Aktionen geben, zum Beispiel ein Sommerfest oder einen Adventsmarkt. Der Dorfladen und das Café sollen wieder das werden, wozu von Anfang an der Plan feststand: ein Treffpunkt für alle Bürger - sowohl zum Einkaufen als auch zum Kaffeetrinken.

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