Die Apotheken in den Städten und Gemeinden vor Ort sind wichtig für die Menschen. Daran lässt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml keinen Zweifel. „Sie sind Tag und Nacht für die Leute da, das bekommt keine Versandapotheke hin“, sagt Huml. Die CSU-Politikerin ist nach Senden gekommen, um sich über die Situation der Apotheker zu informieren und an einem Gespräch zum Thema Pflege teilzunehmen.
In der Apotheke des Ehepaars Bumiller in der Stadtpassage in Senden ist einiges los. Nicht nur die Ministerin informiert sich, mit dabei sind Landrat Thorsten Freudenberger als Vertreter der Gesundheitsregion plus des Landkreises und Landtagsabgeordnete Beate Merk, die seit Kurzem stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege im Bayerischen Landtag ist. Außerdem kommen viele Kunden herein, um sich beraten zu lassen. Und genau das, so verdeutlicht es Gisela Bumiller, sei die Kompetenz der Apotheken vor Ort – eines ihrer Vorteile zur immer beliebter werdenden Versandapotheke. Die Apotheke sei die Stelle im Gesundheitsbereich, zu der die Menschen am ehesten kommen, um sich einen Rat zu holen. „Und wir empfehlen dann etwas oder schicken sie weiter zum Arzt“, sagt Hans Bumiller.
Apotheker: Wir fühlen uns nicht wertgeschätzt
Doch es gebe auch bei den Apotheken immer mehr Bürokratie – „wir haben weniger Zeit für das Wesentliche“, klagen die Apotheker. Zudem fühle man sich nicht richtig wertgeschätzt und geschützt in Sachen Medikamenten-Versandhandel. Gisela Bumiller verdeutlicht: „Wir können innerhalb von Minuten handeln, wenn ein Arzt anruft und etwas braucht, wir sind nachts da im Notdienst und wir prüfen, ob es beim Patienten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt und greifen im Zweifel ein – wir sind der Airbag.“ Und ihr Mann ergänzt: „Das kann ein Versand nicht leisten, wir sind aber der Lückenbüßer.“
Melanie Huml zeigt Verständnis. Man habe auf bayerischer Ebene in politischer Hinsicht alles getan, was möglich sei. Sie führt etwa die pauschale Vergütung für Notdienste an, die auf bayerische Initiative entstanden sei. „Wir sind auch glücklich über Sie in dem Amt“, sagt das Ehepaar Bumiller.
Beate Merk lobt ihrerseits die Apotheken, deren Dasein wichtig für die Bürger sei, etwa auch für vermeintlich kleine Sorgen und Nöte. Freudenberger ist speziell an der Zukunft im Landkreis interessiert – wo sehen sich die Apotheker im Jahr 2030? Die Bumillers werden die Apotheke wohl an ihre Tochter übergeben – der Standort ist also für Senden gesichert. Mit dabei ist auch Franziska Utzinger, Apothekerin und Pressesprecherin des Bayerischen Apothekerverbands in den Landkreisen Neu-Ulm und Unterallgäu. Sie ist sicher, die Zahl der Standorte wird sinken. Doch es werde sich hoffentlich auf eine stabile Summe einpendeln. „Und wir müssen uns auf die Digitalisierung vorbereiten: Das E-Rezept wird kommen und es wird genutzt werden“, sagt sie.
Lob für neue Ausbildung in der Pflege
Nach der intensiven Diskussion in Senden fährt Melanie Huml weiter nach Wullenstetten. CSU-Bürgermeisterkandidatin Claudia Schäfer-Rudolf sagt zu, das Thema als Rathauschefin anzugehen. „Wir müssen zusehen, wie wir den Menschen bis ins hohe Alter ein gutes Gefühl geben.“ Ministerin Huml, die selbst Ärztin ist, verdeutlichte den Besuchern, wie wichtig ihr das Amt sei. „Die Themen sind ganz nah am Menschen.“ Sie erzählt, dass in der Kurzzeitpflege einiges geändert wurde – diese jedoch trotzdem noch besser werden müsse. Es gebe eine Tagespauschale für Träger, wenn sie Plätze freihalten für diejenigen, die spontan Kurzzeitpflege brauchen. Mit dieser Unterstützung könne dann das Personal bezahlt werden.
Ein Erfolg sei zudem die neue Ausbildung zu Pflegefachmann oder -frau, die sich aus Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammensetzt. Die Azubis durchlaufen nun alle Bereiche, „und wer weiß, vielleicht gefällt es dann einigen in der Altenpflege so gut, dass sie bleiben?“, hofft Huml. Die Zuhörer wünschen sich genug Ärzte. Die Landarztquote sei da ein erster Schritt, wonach Studienplätze nicht nach Noten, sondern nach Aspekten wie Medizinertest und Ehrenamt vergeben werden, so Huml.
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