Dietmar Roschkar von den Bürgerinteressen Stadt Senden (BiSS) staunte nicht schlecht: Bei einem Rundgang bemerkten er und einige Mitstreiter, dass über Nacht die Wahlplakate der Gruppierung verschwunden sind – und zwar alle. Die BiSS-Mitglieder sind ziemlich verärgert über solch ein Verhalten – Wahlkampf hin oder her. Und vor allem, so sagen es alle, habe es so etwas bei den vergangenen Wahlen noch nie gegeben.
Die Plakate wurden erst einige Tage zuvor aufgehängt. „An den Plakattafeln war dann kein einziges unserer Plakate mehr dran“, berichtet BiSS-Gründungsmitglied und Dritter Bürgermeister Anton Leger. „Pro Wand hingen zwei Stück, so wie es erlaubt ist“, sagt BiSS-Vereinsvorsitzender Roschkar dazu und fährt fort: „Wir haben daraufhin Anzeige erstattet.“ Denn dass stürmischer Wind die insgesamt 26 BiSS-Plakate weggetragen habe, sei doch sehr unwahrscheinlich, meint er. Schließlich hätten die Werbeträger anderer Parteien auf den Flächen alle noch gehangen, „und das sieht schon sehr gesteuert aus“. So schwärmten die BiSSler vergangene Woche erneut aus, um die Lücken wieder zu schließen.
Polizei glaubt nicht an einen Zufall
Von einem Zufall geht auch die Polizei nicht aus, bei der die Gruppierung Anzeige erstattet hat. Die Kriminalpolizei Neu-Ulm hat den Fall übernommen, genauer gesagt die Abteilung für Staatsschutz. Denn der materielle Wert der Plakate mag vielleicht gering sein, jedoch müsse der mögliche dahintersteckende Grund ernst genommen werden. Derzeit sei der Täter noch unbekannt, sagt Xaver Büchele von der Kripo. Man ermittle jedoch weiterhin in alle Richtungen, denn gerade in Zeiten einer Wahl könne man nie wissen, wie sich ein theoretisch einfacher Diebstahl weiter entwickle. Die Kripo hat die Aufgabe auch übernommen, um absolute Neutralität zu gewährleisten.
Doch BiSS ist nicht die einzige Gruppe, die misstrauisch geworden ist. Auch andere Plakate haben sich in Senden offenbar verdünnisiert: CSU-Stadtrat Gunter Böckeler hatte ebenfalls vergangene Woche festgestellt, dass an zwei Plakatwänden in Ay gleich sämtliche Werbeträger fehlten. In der Ulmer Straße und an der Kirchensteige sei ihm das aufgefallen, „und ich kann mir nicht vorstellen, dass die alle der Wind weggerissen hat, denn in der Umgebung lag nichts herum. Deswegen gehe ich davon aus, dass sie entfernt worden sind“, so Böckeler. An die Polizei habe sich die CSU deswegen aber nicht gewandt.
Manchmal fehlt ein Plakat in den Reihen
Wer durch Senden fährt, dem fällt tatsächlich eines auf: An den Bauzäunen und Plakatwänden klaffen einige Lücken – ein ungewöhnliches Bild in Zeiten des Wahlkampfs. Die Plätze an diesen Stellen sind genau abgezählt und jede Partei und Gruppierung hat eine zuvor festgelegte Zahl an erlaubten Plakaten genannt bekommen. Die Verteilung der Anschlagplätze wurde aufgrund eines Urteils vom Verwaltungsgericht Augsburg im Oktober 2018 und anderen Urteilen ermittelt. Wie berichtet, gab es bei der vergangenen Landtagswahl Unmut, weil Senden zu wenig Fläche bereitgestellt hatte. Dieses Problem ist nun behoben: Es gibt mehrere gebündelte Orte, an denen geworben werden darf. Zudem sind Wahlplakate in einigen Straßen wie der Hauptstraße oder Kemptener Straße erlaubt. Wer selbst für ein Amt kandidiert, darf an seinem privaten Zaun auch ein Wahlplakat mit seinem Bild aufhängen, andernfalls ist das nicht mehr erlaubt.
Ausgangspunkt für die erlaubte Plakatzahl ist, wie stark die Partei oder Gruppierung bei der letzten Wahl abgeschnitten hat. Kurz gesagt: In Senden darf die CSU am meisten plakatieren, ein Mindestmaß bekommen neue Gruppierungen wie Gemeinsam für Senden oder erstmalig antretende wie die Linken.
Zeugen gesucht: Wer etwas zu den Plakatdiebstählen beobachtet hat, soll sich bei der Kripo Neu-Ulm unter der Telefonnummer 0731/80130 melden.
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