Der Insolvenzverwalter der Bader-Gruppe zieht die Notbremse: Wie Martin Hörmann auf Nachfrage sagt, würden 35 Mitarbeiter der Bader GmbH in Senden betriebsbedingt gekündigt. „Das ist zwingend notwendig. Sonst geht hier gar nichts mehr.“ Der Auslöser sei die Corona-Krise. Denn nachdem, wie berichtet, im Dezember vergangenen Jahres die Sanierung des Herstellers von Metallprodukten wie Maschinenverkleidungen, Kompaktkabinen, Schaltschränken oder Bedienpulten begann, habe die Zukunft zuletzt vielversprechend ausgesehen: Ein Aushang im Betrieb in Senden verkündete: „Das vorläufige Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung war erfolgreich.“ Der „richtige Investor“ schien gefunden. Ab März dieses Jahres hätten Löhne und Gehälter wieder aus eigener Kraft gezahlt werden können.
Investoren warten Corona ab
Doch dann kam Corona. Wie Hörmann betont, seien die Investoren nicht abgesprungen. Doch in dieser Phase seien sie nicht bereit, zu investieren. „Keiner weiß, wie es weitergeht“, sagt Hörmann über die Corona-Krisenlage. Ein kompletter Stillstand des Wirtschaftslebens wie in Italien sei im Bereich des Möglichen. Vor diesem Hintergrund habe er Verständnis für den vorläufigen Rückzug der Geldgeber. Auch wenn dies nun zulasten von Mitarbeitern gehe.
Wobei Hörmann verdeutlicht, dass die Investoren wohl auch ohne Corona Personal abgebaut hätten. Zur Bader-Gruppe gehören: Bader Holding GmbH (49 Beschäftigte, Stand Februar 2020), Bader GmbH (137 Beschäftigte), Bader GmbH Gehäusebau, Babenhausen (87 Beschäftigte), Alvo GmbH, Kamen und Wachau (135 Beschäftigte) sowie Baltic Metall GmbH, Grevesmühlen (115 Beschäftigte).
Bei der Bader-Tochter Baltic Metall in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) werden 19 Stellen gestrichen. Eigentlich sei der Verkauf der Gruppe für den 1. April geplant gewesen. Nun werde die Bader-Gruppe eigenständig bis zur Beruhigung der Lage weitergeführt. „Ich kann nicht sagen, wie das ausgehen wird“, sagt Hörmann. „In normalen Zeiten wäre das Unternehmen aber gerettet gewesen.“ Die Marktchancen seien gut.
Stellen wurden bei Bader bereits Ende vergangenen Jahres abgebaut
Stellen wurden bereits Ende vergangenen Jahres abgebaut: Hiervon betroffen waren damals vor allem der Teilfertigungsbereich „Maschinenverkleidung“ am Hauptsitz in Senden. Etwa 30 Stellen fielen hier weg. Bisher befand sich dieser Bereich teils in Babenhausen und teils in Senden. Künftig finde die Fertigung aus „strategischen und wirtschaftlichen Gründen“, wie es damals in einer Pressemitteilung hieß, ausschließlich in Babenhausen statt. In Senden konzentriere man sich auf die Fertigungsbereiche Schaltschränke, Gehäuse und Behälter. Nur so lasse sich die Produktion langfristig in Westeuropa halten. Hörmann betont, dass die Firma Bader kein grundsätzliches Problem am Markt habe. Die Produkte seien gefragt. Zu den namhaften Bader-Kunden zählen Maschinenbauer wie König & Bauer, Krones oder Liebherr. Hauptursache der Insolvenz war offenbar ein deutlich unter den Erwartungen gebliebener Umsatz. Genaue Zahlen hierzu liegen nicht vor, der Umsatz der 1952 gegründeten Gruppe lag zuletzt bei rund 75 Millionen Euro.
Bader-Gruppe aus Senden hat sich wieder stabilisiert
Aus Kreisen der Bader-Gruppe erreichte unsere Zeitung massive Kritik am Vorgehen. Beispielsweise wurde kritisiert, dass die Kündigungen ungleich verteilt seien. „50 Leute sitzen im Büro und denen passiert nichts“, sagt ein Mitarbeiter. Hörmann bestätigt auf Anfrage, dass die Holding von Kündigungen verschont werde.
Die Verwaltung sei ohnehin sehr ausgedünnt, deswegen treffe es nun die Produktion. Auch den Kritikpunkt, dass die Gruppe mit ihren acht Geschäftsführern einen Wasserkopf besitze, wehrt Hörmann ab. Es sei im Geschäftsleben völlig normal, dass jede Tochter einen Geschäftsführer habe. Der Betriebsrat war am Mittwoch nicht zu erreichen.
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