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Senden/Babenhausen: Klage gegen Ex-Vorstände der Firma Bader: Wo sind die fünf Millionen?

Senden/Babenhausen

Klage gegen Ex-Vorstände der Firma Bader: Wo sind die fünf Millionen?

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    Bader in Senden ist Geschichte: Gegen zwei ehemalige Geschäftsführer der Bader-Gruppe erhebt ein ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer deswegen schwere Vorwürfe.
    Bader in Senden ist Geschichte: Gegen zwei ehemalige Geschäftsführer der Bader-Gruppe erhebt ein ehemaliger kaufmännischer Geschäftsführer deswegen schwere Vorwürfe. Foto: Alexander Kaya

    Die Bader-Gruppe hätte nach Meinung eines langjährigen kaufmännischen Geschäftsführers, der seinen Namen nicht in der Zeitung genannt haben möchte, nie in Insolvenz gehen dürfen. Die unserer Zeitung vorliegende Strafanzeige hat Sprengkraft.

    Die Schwierigkeiten der Bader-Gruppe, die in der Schließung des Stammsitzes in Senden gipfelten, haben ein juristisches Nachspiel. Die Vorwürfe des Klägers, der von 2012 bis 2016 kaufmännischer Geschäftsführer bei Bader war und somit einst für die Erstellung der Bilanzen zuständig, wiegen schwer. Drei Punkte werden in der Strafanzeige genannt: Pflichtverletzung als Geschäftsführer, Verdacht auf Insolvenzverschleppung sowie der Verdacht der grob fahrlässigen oder vorsätzlichen Insolvenzherbeiführung.

    Firma Bader aus Senden: Warum wurde kein Jahresabschluss erstellt?

    Für alle von der Pleite betroffenen Gesellschaften der Bader-Gruppe (Bader Holding GmbH in Senden, Bader GmbH in Senden, die Bader GmbH Gehäusebau in Babenhausen sowie die Alvo GmbH in Senden) sei für das Wirtschaftsjahr 2018 laut Aussage des Insolvenzverwalters kein Jahresabschluss erstellt worden. Dieser hätte aber nach der Gesetzeslage erstellt und dann spätestens bis zum 31. Dezember 2019 veröffentlicht werden müssen. Doch dies sei laut Aussage des Insolvenzverwalters nicht geschehen. "Damit wurde der Gläubigerschutz in extremer Weise missachtet", sagt der Kläger.

    Bader: Standort Senden als Opfer der Insolvenzverschleppung?

    Zum Verdacht auf Insolvenzverschleppung führt der Ex-Geschäftsführer eine Aussage aus der Gläubigerversammlung auf, die am 1. Juli von einer Mitarbeiterin getätigt worden sei: „Wir konnten bereits im März unsere Rechnungen nicht mehr bezahlen." Gemeint war damit laut der Strafanzeige der März 2019. Wie der Kläger sagt, habe er zudem Informationen von einem namentlich genannten Mitarbeiter aus der Buchhaltung, dass bereits im Frühjahr wegen Liquiditätsengpässen nicht alle Rechnungen bezahlt werden konnten.

    Einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung stellte Bader aber erst im Dezember 2019. Davor erwirtschaftete die Gruppe mit ihren vier operativ tätigen Gesellschaften in Deutschland und zwei Standorten im europäischen Ausland (Rumänien, Ungarn) mit insgesamt rund 1040 Beschäftigten einen Jahresumsatz von zuletzt rund 75 Millionen Euro.

    Die Suche nach fünf Millionen Euro der Firma Bader beginnt in Hamburg

    Der Kläger aus Weißenhorn wirft den Ex-Geschäftsführern zudem vor, dass sie Geld in undurchsichtigen Kanälen verschwinden ließen. Fehlendes Geld, das letztlich die Pleite eingeleitet habe. Konkret geht es um den Kauf der Firma Baltic Metall in Grevesmühlen (Nordwest-Mecklenburg). Bei der Übernahme der Baltic Metall sollte laut Strafanzeige vom Verkäufer - der Körber Gruppe - ein Betrag in Höhe von fünf Millionen Euro an den Erwerber, die Bader-Gruppe, bezahlt werden, um die Baltic Metall sanieren zu können. Dieses Geld sei aber nie bei Bader angekommen. Der Verbleib dieser fünf Millionen Euro - und ob sie überhaupt geflossen sind - ist so etwas wie die Gretchenfrage des Prozesses. Eine Anfrage unserer Redaktion konnte am Freitag von der Körber AG nicht beantwortet werden.

    Die Übernahme der maroden Baltic Metall ohne diese Finanzmittel, musste nach Auffassung des Klägers schwerwiegende Folgen für die Bader-Gruppe als Ganzes haben. In diesem Zusammenhang erstattet der Kläger zusätzlich Strafanzeige gegen die damals zuständigen und namentlich genannten Wirtschaftsprüfer wegen mangelhafter Testierung des Jahresabschlusses 2017. Der in diesem Jahr veröffentlichte Jahresabschluss weise nicht auf das Risiko für die Bader-Grupp durch die Übernahme der Baltic Metall hin.

    Der Kläger war ab November 2008 als Leiter Rechnungswesen bei der Bader-Gruppe tätig und von 2012 bis zum 2. Juni 2016 Geschäftsführer der Bader Holding GmbH und mehrerer Tochtergesellschaften. An den Übernahmegesprächen der Baltic Metall war er zu Beginn also noch beteiligt.

    Firma Bader aus Senden: Der neue Inhaber aus München will durchstarten

    Egal wie das Verfahren ausgeht, das Werk in Senden ist Geschichte. Für den Kläger erscheint es vor dem Hintergrund seiner Vorwürfe wie Hohn, dass im Juli verkündet wurde, dass 700 Arbeitsplätze in der Bader-Gruppe durch die Übernahme gerettet wurden. Das alles wäre gar nicht nötig gewesen. Für den neuen Eigentümer ist das dennoch Schnee von gestern: Am 14. Juli dieses Jahres verkaufte Insolvenzverwalter Martin Hörmann die Maschinenbau-Gruppe Bader.

    Erwerber des in den Bereichen Metallverarbeitung, Schaltschränken, Maschinenverkleidungen und Behälterbau tätigen Konzerns mit seinen fünf verbliebenen Standorten ist der Zusammenschluss von Unternehmern namens Münchner G.F.E.P. GmbH. Wie der neue Chef Bernhard Böttigheimer nach der Übernahme erklärte, will die Bader-Gruppe mit nunmehr noch 700 Beschäftigten durchstarten. Der Restrukturierungsprozess sei abgeschlossen. Er hatte 300 Menschen den Job gekostet. Die wahren Gründe dafür liegen noch im Dunkeln.

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