Die Bader-Gruppe ist so gut wie verkauft: Wie der Insolvenzverwalter Martin Hörmann mitteilt, wird ein kleiner Kreis von deutschen Unternehmern, die sich zum Erwerb mittelständischer Unternehmen zusammengeschlossen haben, Bader übernehmen. Mit der Übernahme durch diesen „markterfahrenen Gesellschafterkreis und dem von ihm vorgelegten Gesamtkonzept“ erscheine die Zukunft der Unternehmensgruppe gesichert. Über den Kaufpreis haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart.
Auch die Ulmer Firma Lüddecke gehört zum künftigen Besitzer
Den Namen will Hörmann nicht nennen, doch wie aus Lieferantenkreisen zu hören ist, handelt es sich um „GFEP Family Equity“ mit Sitz in München. Das Unternehmen investiert nach eigenen Angaben zusammen mit vermögenden Unternehmerfamilien und Privatinvestoren in profitable mittelständische Unternehmen. Zum Portfolio von GFEP gehört etwa LET Lüddecke, eine Ulmer Firma, die wie Bader Schaltschränke baut.
300 Arbeitsplätze gingen bei Bader verloren
Grundsätzlich sagt Hörmann, dass der Käufer tolle Ideen habe, sehr solide sei und einen nachhaltigen Ansatz verfolge. Den Namen wolle er aber nicht nennen, weil der Kauf noch durch verschiedene Gremien gehen muss. Mit der berühmt berüchtigten „Heuschrecke“ habe der Käufer aber nichts zu tun. Das „Closing“, also das Inkrafttreten des Kaufvertrages, ist für 1. September geplant.
Im Zuge der Sanierung hätten europaweit rund 300 Arbeitsplätze abgebaut werden müssen. Dieser Schritt sei unausweichlich gewesen. Nicht zuletzt Corona habe zu Umsatzeinbußen geführt. Der Abbau sei sozial verträglich und mit Interessensausgleich, der gemeinsam mit der IG Metall und den Betriebsräten erzielt werden konnte, erfolgt.
So ist die Lage in Senden und Babenhausen
20 Beschäftigte aus dem Werk Senden sollen, wie berichtet, ein Übernahmeangebot erhalten. Zu Beginn der Krise waren in der dortigen Produktion einmal 70 Menschen beschäftigt. Wie berichtet, wurde bereits im März 35 Mitarbeitern in Senden betriebsbedingt gekündigt. Acht weitere Kündigungen kamen jüngst hinzu. Vom Standort Senden werden zudem 42 aus der Verwaltung übernommen. Für die zehn Auszubildenden würden „Lösungen gefunden“, mehrere seien schon bei anderen Firmen untergekommen. Kein Azubi werde fallen gelassen.
Babenhausen wird somit künftig der einzige regionale Bader-Standort sein. Von einer „Verschmelzung“ mit Senden ist offiziell die Rede. 135 Menschen haben künftig laut Hörmann ihren Arbeitsplatz bei Bader in Babenhausen. Doch auch hier gärt es: Dort sind insbesondere die offenbar 14 Beschäftigten, die zum 25. Mai gekündigt wurden, sauer. Denn während sie ihren Hut nehmen mussten, kommen aus Senden Mitarbeiter nach. Günter Frey, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg, bestätigt eine Vereinbarung, dass Bereiche aus Senden nach Babenhausen verlegt werden sollen. Doch das genaue Vorgehen müsste womöglich arbeitsrechtlich überprüft werden. Details dazu lagen Frey am Freitag nicht vor.
Hörmann ist sich sicher, dass die neue Bader-Gruppe ein erhebliches Zukunftspotenzial habe, da sie mit ihrer Produkt-Vielfalt und ihrer Fertigungskompetenz über einen guten Ruf im Markt verfüge. Der Investor übernehme einen „bereinigten Konzern“ mit drei operativ tätigen Gesellschaften in Deutschland und zwei Standorten in Ungarn und Rumänien. Diese Gruppe zählt demnach jetzt rund 700 Beschäftigte, die „fast vollständig“ übernommen werden. „Mit dem frühzeitig aufgesetzten Investorenprozess“, so Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Hörmann, „konnten wir unter der stattlichen Zahl von Interessenten den für die Sicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze optimalen Käufer bestimmen.“
Strafanzeige gegen die Firmenleitung droht
Nach Informationen unserer Zeitung könnte die Sache Bader noch ein juristisches Nachspiel haben. Der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer Robert Schick bereitet nach eigenen Angaben eine Strafanzeige gegen die Firmenleitung vor. „Die Bader-Gruppe hätte aus meiner Sicht nie in die Insolvenz gehen müssen“, sagt Schick. Ohne Not seien die Existenz sichernde Kreditverträge gekündigt worden. Mit der Übernahme der Baltic Metalltechnik in Grevesmühlen im Jahr 2016 sei die Pleite zumindest grob fahrlässig mit eingeleitet worden.
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