Am 23. August startet das diesjährige Roggenburger „Diademus“-Festival – unter dem Motto „Annäherungen“. Dass dieser Titel nichts mit der Corona-Epidemie zu tun hat, sondern bereits seit längerer Zeit feststand, betont Intendant Benno Schachtner. Es geht im Programm um Annäherungen besonderer Art – zum Auftakt beispielsweise zwischen zwei der größten Komponisten aller Zeiten, die doch ganz unterschiedlich lebten. Während Georg Friedrich Händel in London das opulente Leben eines umjubelten Popstars führte, verscherzte es sich Johann Sebastian Bach immer wieder mit seinen Auftraggebern und wurde nie reich, trotz seiner außergewöhnlichen Begabungen.
Das Ehepaar Schachtner und Bertucci eröffnet das Diademus-Festival
Bach und Händel trafen sich nie. Das posthume musikalische Aufeinandertreffen in Roggenburg nennt Benno Schachtner denn auch „Affäre unterm Apfelbaum“ – aber die beiden sonst auf den renommierten Bühnen der Welt agierenden Gesangssolisten des Konzerts, die sich beim Festivalauftakt am 23. August im Prälatenhof (Open Air) im Duett begegnen, dürfen einander auch in Zeiten des „Social Distancing“ nahe kommen, denn Catalina Bertucci und Benno Schachtner sind ein Ehepaar.
Ungewohnt wird das „Nachtaktiv“-Konzert daherkommen. Aufgrund der notwendigen Hygienemaßnahmen ist ein Ortswechsel zwischen mehreren Konzerten in diesem Jahr nicht möglich. Das Konzert mit Jermaine Sprosse beginnt um 19 Uhr in der Roggenburger Klosterbibliothek und heißt: „An die Tasten. Fertig. Los.“ Dabei kommen Werke der Söhne Johann Sebastian Bachs auf ungewöhnliche Weise und in Kontrast mit Kompositionen des Geigers Friedrich Wilhelm Rust zur Aufführung – in freier, aber stilgebundener Improvisation. Das Publikum werde direkt mit einbezogen, berichtet Schachtner. Erlebnisse aus dem Alltag, aber auch konkrete Forderungen des Publikums an den Improvisator, wie Takt, Tonart oder der Einbau von Zitaten aus anderen Stücken, werden unmittelbar am Pianoforte verarbeitet.
Diademus in Roggenburg widmet sich auch 2020 der Alten Musik
Ins Refektorium des Klosters lädt das Abschlusskonzert am 30. August um 16 Uhr mit dem Titel „Gefährliche Briefschaften“. Babette Hesse entwickelte eigens für die Berliner „lautten compagney“ einen Briefroman um die Gesellschaft in London im 18. Jahrhundert und ihre Launen, Marotten und Liebschaften herum, arrangiert um die 1728 uraufgeführte „Beggar’s Opera“ von Johann Christoph Pepusch und John Gay. Als Solisten werden Susanne Ellen Kirchesch und Florian Götz zu hören sein.
Aufgrund der Hygienemaßnahmen zum Schutz der Festivalgäste und der Künstler gibt es nur eine streng begrenzte Anzahl von Plätzen. Tickets dafür sind ab sofort ausschließlich über den Online-Ticket-Shop des Festivals erhältlich, die Eintrittskarten werden in der Reihenfolge des Eingangs der Bestellung vergeben und verschickt. Die Sitzplätze werden nummeriert sein, die Kontaktdaten werden für ein eventuelles Kontakt-Tracing für den gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum aufbewahrt und dann vernichtet. Eine Abendkasse gibt es in diesem Jahr aufgrund der Epidemie nicht.
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