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Religion: Zwei Kirchen und eine Erklärung

Religion

Zwei Kirchen und eine Erklärung

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    Die Dekane Matthias Hambücher und Ernst-Wilhelm Gohl (in der Mitte) unterzeichneten für die katholische und die evangelische Kirche die „Charta Oecumenica“. Ganz links: Ulms OB Ivo Gönner.
    Die Dekane Matthias Hambücher und Ernst-Wilhelm Gohl (in der Mitte) unterzeichneten für die katholische und die evangelische Kirche die „Charta Oecumenica“. Ganz links: Ulms OB Ivo Gönner. Foto: Foto: Hub

    Ulm In einer fast segnenden Geste legte Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner den beiden Dekanen Ernst-Wilhelm Gohl (evangelische Kirche) und Matthias Hambücher (römisch-katholische Kirche) die Hände auf die Schultern, als beide die „Charta Oecumenica“, eine gemeinsame Erklärung der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche der Stadt

    Doch bei allem Gottvertrauen: „Gute, gelebte Ökumene fällt nicht vom Himmel“, sagt Dekan Matthias Hambücher. Und weil Kardinal Walter Kasper die in der Stadt Ulm über viele Jahre gewachsene, und im täglichen Leben praktizierte Ökumene als vorbildhaft bezeichnet, wollten sich die evangelische und die römisch-katholische Kirche der Stadt nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, sondern schufen aktiv Leitlinien, „aus denen Weiterentwicklung kommen soll, hinter die wir aber keinesfalls mehr zurückgehen“, so Ernst-Wilhelm Gohl.

    Ein ständiger Rat wird eingerichtet

    Das Ziel der Ökumene, so beide Dekane, bleibt die gegenseitige Anerkennung der Ordination und der Gemeinschaft am Tisch des Herrn.

    „Suchet der Stadt Bestes“ steht als Bibelwort über der – in den Ulmer Farben Weiß und Schwarz gehaltenen –“Charta Oecumenica“. Beide Kirchen legen in dem Papier unter anderem fest, sich zu gesellschaftlichen Fragen in der Öffentlichkeit gemeinsam zu äußern. „Öffentliche Erklärungen dienen nicht der Profilierung der eigenen Kirche“, heißt es in dem Papier, das nicht nur regelmäßige Treffen der beiden Dekane, sondern auch die Verwendung eines gemeinsamen Briefkopfes für gemeinsame Veröffentlichungen festschreibt. Die gegenseitige Unterstützung in sozialen Projekten, in Kindertagesstätten, Schulen, in Jugendarbeit und Studierendenseelsorge regelt die „Charta Oecumenica“ klar; darüber hinaus legt sie auch fest, die Einführung islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen zu unterstützen.

    Dass die beiden Schwesterkirchen den Austausch über Kirchenmusik und Diakonie pflegen, versteht sich im Papier fast von selbst. Ein gemeinsames Internetportal www.kirche-ulm.de führt zu den Internetseiten der einzelnen Kirchen und der ACK. Ein klares Profil zeigt die „Charta Oecumenica“ in der immer deutlicher multireligiös zusammengesetzten Gesellschaft der Stadt Ulm: Ein ständiger Rat von Delegierten der in der Stadt vertretenen Religionen wird eingerichtet, Begegnungstreffen zwischen Kirchengemeinden und Moschee- und Synagogengemeinden werden dem Kennenlernen und der gegenseitigen Achtung dienen. Die evangelische und katholische Kirche unterstützen den Synagogenbau und setzen sich dafür ein, „dass die Moscheegemeinden dem Gebet angemessene und würdige und im Stadtbild erkennbare Moscheen errichten können“. Auch für Situationen, wie schwere Unglücksfälle und Großschadenereignisse, die multireligiöses Zusammenwirken notwendig machen würden, legt die „Charta Oecumenica“ ein Fundament.

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