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Reise: Mit dem Rad an die Nordsee

Reise

Mit dem Rad an die Nordsee

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    Auf moderne Hilfsmittel wie ein Navigationsgerät verzichtet Paul Silberbaur aus Weißenhorn aus Prinzip. Der Abenteurer auf dem Fahrrad verlässt sich stattdessen auf Landkarten, Reiseführer und Wegweiser.
    Auf moderne Hilfsmittel wie ein Navigationsgerät verzichtet Paul Silberbaur aus Weißenhorn aus Prinzip. Der Abenteurer auf dem Fahrrad verlässt sich stattdessen auf Landkarten, Reiseführer und Wegweiser. Foto: Andreas Brücken

    Verglichen mit seinen früheren Vorhaben war es diesmal eher eine kleinere Tour. Mit 1036 Kilometern hat Paul Silberbaur aber erneut eine beachtliche Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt. Ganz bescheiden räumt der 73-Jährige ein, dass er damit nur die Hälfte seines selbst gesteckten Ziels erreicht habe. Einmal Nordsee und zurück hatte der leidenschaftliche Langstreckenradler aus Weißenhorn ursprünglich auf dem Reiseplan. In den vergangenen Jahren machte sich Silberbaur bereits mit dem Fahrrad nach Jerusalem auf und begab sich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela in Nordspanien.

    Gleich zu Beginn der diesjährigen Reise machte das kalte und verregnete Wetter Anfang August Silberbaur einen Strich durch die Rechnung: „Ich wollte den Start nicht mit Gewalt erzwingen, weshalb ich erst drei Tage später aufs Rad gestiegen bin“, erzählt er. Doch gleich darauf erwischte den Senior eine Hitzewelle, die das geplante Tagespensum von ungefähr 100 Kilometern fast unmöglich machte. Zudem räumt der radelnde Abenteurer ein, dass er die gute Infrastruktur für Radfahrer in Deutschland unterschätzt habe: „Überall hat man die Möglichkeit, zur zünftigen Brotzeit einzukehren“, sagt er.

    Wer den umtriebigen und aufgeschlossenen Weißenhorner kennt, weiß, dass diese Besuche auch von zahlreichen spontanen Begegnungen geprägt sein mussten. „Schließlich habe ich mich entschlossen, nicht auf die täglichen Kilometer zu achten, sondern die Tour zu genießen.“ Trotz der Abstandsregeln wegen der Corona-Pandemie ist es Silberbaur immer wieder gelungen, auch aus der Distanz die Nähe seiner Mitmenschen zu finden. „Ich habe ausnahmslos nette und hilfreiche Menschen getroffen“, erzählt er und erinnert sich an eine Begegnung am Neckar, als er auf der verzweifelten Suche nach einer Unterkunft zwei Herren am Wegesrand angesprochen hat. „Schnell waren wir in geselliger Runde bei einem Bier auf „Du und Du“ und eine Übernachtungsmöglichkeit in einer Pension war auch bald gefunden.“

    Ins Schwärmen gerät Silberbaur, als er sich an die riesigen Hebeschleusen im Neckar erinnert: „Es war beeindruckend, wenn man sieht, wie diese großen Frachtkähne durch einen schmalen Kanal fahren.“ Ein Bild, das er als eilender Autofahrer wahrscheinlich nie gesehen hätte, wie der Fernradler sagt.

    Auch wenn die Tour durch Deutschland diesmal keine Pilgerreise war, ließ Silberbaur keine der großen Kirchen auf dem Weg aus: Er besuchte unter anderen den Dom zu Mainz, den Kölner Dom und die Basilika in Koblenz. Auf moderne Hilfsmittel wie ein Navigationssystem verzichtete Silberbaur derweil bewusst, wie er sagt: „Ich bin ein alter Pfadfinder, der sich nach der Landkarte, Reiseführer und Wegweisern richtet, auch wenn das einige Kilo mehr im Reisegepäck bedeutet hat.“

    Insgesamt 25 Kilogramm hat der Radler auf sein Fahrrad, ein solides Modell mit drei Gängen, gepackt. Auf die Frage nach elektronischer Trethilfe winkt der 73-Jährige ab: „Ich bin doch ein junger Kerl“, antwortet er und lacht dabei. Als Resümee nach seiner 1000-Kilometer-Tour ist Silberbaur nüchtern aber gleichsam dankbar: „Den Nervenkitzel wie bei der Fahrt durch den Nahen Osten hatte ich zwar nicht, dafür aber eine intensive Erfahrung unserer Heimat.“ Ein politisches Statement will sich der leidenschaftliche Radfahrer nicht verkneifen. „In unserem Land gibt es keine Freiheitsberaubung, wie es manche Menschen behaupten.“

    Fans seiner Reiseberichte muss Silberbaur dieses Mal enttäuschen: „Ich wollte meine Reise nicht an die große Glocke hängen“, sagt er. Einen Vortrag über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg habe er zwar vorbereitet, wegen der Corona-Beschränkungen jedoch nicht halten können, berichtet er.

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