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Region Neu-Ulm/Günzburg: Falke weg: Irrflug gibt Rätsel auf

Region Neu-Ulm/Günzburg

Falke weg: Irrflug gibt Rätsel auf

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    Ein Gerfalke ist in Ettenbeuren gestohlen worden (Foto: Polizei)
    Ein Gerfalke ist in Ettenbeuren gestohlen worden (Foto: Polizei)

    Er war fort, kehrte zurück und ist nun wieder weg: Die Irrflüge eines wertvollen Jagdfalken sorgen in der Region für Verwirrung. Die Polizei befürchtet, der Vogel könnte Dieben in die Hände gefallen sein.

    Ende September war das Tier seinem Besitzer Rainer Waschkut in Ettenbeuren (Kreis Günzburg) ausgebüchst - und in dem Weißenhorner Ortsteil Biberachzell wieder aufgetaucht.

    Ein junger Mann fand den verwirrten Falken und übergab ihn an den Besitzer. Der band das Tier daheim wieder in der Fluganlage an - doch nur eine Stunde später war es erneut verschwunden. An einen Zufall glaubt Waschkut nicht: "Den Karabinerhaken an der Leine kann der Vogel nicht selbst öffnen." Trotzdem hofft er, sein Falke könne doch nur entwischt sein. Dann gäbe es eine Chance, das Tier zu finden. Die Zeit drängt. Denn der zahme Falke muss gefüttert werden. "Der setzt sich friedlich neben eine Amsel."

    Viele wollten Vogel erkennen

    Das Verschwinden gibt Rätsel auf. Offenbar gab das Weißenhorner Tierheim zunächst an, der Vogel sei an einen Falkner in Pfaffenhofen übergeben worden. Doch im Tierheim war der Falke offenbar nie, ebenso wenig wie in

    Im Juli hatte Barnikel von Freunden einen weißen Gerfalken (siehe Infokasten) geschenkt bekommen. Ein kostspieliges Präsent - denn diese Art gilt als teuer: "Es sind die schnellsten Vögel der Welt". Sie erreichen in Sturzflügen Geschwindigkeiten von etwa 300 Stundenkilometern. Den Wert seines Vogels schätzt Barnikel auf mindestens 10 000 Euro. Der Oberfranke wollte das Tier für die Entenjagd abrichten, doch beim zweiten Freiflug entkam es. Über einen Sender konnte Barnikel seinen Falken zwar zunächst orten. Er folgte dem Flüchtling in ein Gebiet außerhalb von Rehau - unglücklicherweise das Revier eines Mäusebussards. "Wir konnten den Kampf der Tiere am Himmel beobachten", sagt Barnikel deprimiert. Dabei habe der Falke den Sender jedoch verloren und sei geflohen.

    Drei Tage später alarmierten Freunde den Falkner. Sie waren auf das Foto aus Biberachzell gestoßen. Die Farbe, die Größe, das Aussehen, der Lederring am Fuß des Vogels: "Ich dachte: ,Das ist meiner'." Auch die Entfernung zwischen Rehau und Weißenhorn von etwa 300 Kilometern erschien machbar: "Dies schafft ein Gerfalke in acht Stunden."

    Noch in derselben Nacht setzte sich Barnikel ins Auto und fuhr nach Biberachzell. Dort kam er gegen drei Uhr nachts an. "Ich habe mit einer Taschenlampe gesucht. Aber es war zu dunkel." Im Wald machte Barnikel offenbar unliebsame Bekanntschaft mit der Polizei: "Ich wollte die Suche bei Tageslicht fortsetzen und döste im

    In der Morgendämmerung suchte Barnikel mit einem Fernglas weiter - doch von seinem weißen Falken fand er keine Spur. Mit quälender Ungewissheit musste der Falkner die lange Heimreise nach Franken antreten.

    Falkner: "Seltsame Geschichte"

    Die Polizei habe ihm zwar inzwischen am Telefon mitgeteilt, dass es sich nicht um sein Tier gehandelt habe. Aber so ganz zufrieden gibt sich Barnikel nicht: "Eine seltsame Geschichte." Zumindest die Nummer in den Papieren würde er gerne mit den Ziffern am Ring des Fundtieres vergleichen. Nur um ganz sicher zu sein: "Wenn es nicht mein Vogel ist, dann ist es auch okay."

    Rainer Waschkut ist sich sicher, dass es sich bei dem Falken um sein Tier handelt: "Auf dem Fußband steht meine Adresse." Der Franke müsse die Tiere verwechselt haben: "Die Vögel dieser Rasse sehen sich sehr ähnlich." Auch wenn es sich bei seinem Falken nicht um einen reinrassigen Gerfalken handele. Der Wert liege bei etwa 1200 Euro. Wie der junge Vogel überhaupt aus dem Gelände entkommen und es bis Biberachzell schaffen konnte, ist Waschkut schleierhaft.

    "Meist flog er fünf Mal ums Haus und dann war es das. 20 Kilometer bis Weißenhorn sind schon sehr weit." Waschkut vermutet einen Diebstahl, vielleicht hätten Tierschützer den Vogel los gemacht. Anhaltspunkte dafür gebe es jedoch nicht. Vor Kurzem erhielt Waschkut einen Anruf - ein Spaziergänger will das Tier in der Umgebung gesehen haben. "Ich hoffe, dass er doch noch gefunden wird." Dafür wird es wohl höchste Zeit. Nach Auskunft eines Experten könnten zahme Falken in der Wildnis zwei bis drei Wochen überleben. Waschkut: "Die Hälfte ist um."

    Die Polizeiinspektion Burgau (Kreis Günzburg) ermittelt wegen des Verdachts auf Diebstahl. Von Jens Carsten und René Barth

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