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Prozess in Ulm: Jungen entführt und vergewaltigt: Ein Windelfetisch trieb den Täter an

Prozess in Ulm

Jungen entführt und vergewaltigt: Ein Windelfetisch trieb den Täter an

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    Ein 37-Jähriger aus dem Raum Göppingen soll zwei Buben entführt und vergewaltigt haben. Jetzt legte er vor Gericht ein Geständnis ab.
    Ein 37-Jähriger aus dem Raum Göppingen soll zwei Buben entführt und vergewaltigt haben. Jetzt legte er vor Gericht ein Geständnis ab. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Die beiden schwersten Taten, für die sich ein heute 37-Jähriger aus dem Raum Göppingen seit Mittwoch vor dem Landgericht Ulm verantworten muss, geschahen bereits vor 15 Jahren. In Ulm und Heidenheim hatte er 2006 und 2007 zwei Jungen (zwölf und 13 Jahre) entführt. Er missbrauchte sie und setzte sie danach wieder ab, besser gesagt: in der freien Landschaft einfach aus. Angeklagt ist der Mann auch, weil er massenweise Kinderpornos besessen und verbreitet haben soll. Auch in Westerheim wurde Material sichergestellt.

    Mit Wuschelmähne und im Schlabberlook betrat der Angeklagte am Mittwoch den Saal des Ulmer Landgerichts. Seit vergangenem Oktober sitzt er in Untersuchungshaft. Das Medieninteresse war groß. Der Fall ist aus mehrerlei Gründen ungewöhnlich.

    Prozess in Ulm: Es geht um Kidnapping und Vergewaltigung

    Die beiden schwersten Taten, die die Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Testfahrer vorwirft, liegen schon etliche Jahre zurück. 2006 und 2007 soll der 37-Jährige in Ulm und Heidenheim zwei zum damaligen Zeitpunkt zwölf- und 13-jährige Jungen regelrecht gekidnappt haben. Unterwegs war er in einem silbernen Golf-Variant, offenbar hielt er gezielt Ausschau nach seinen Opfern.

    Ein 37-Jähriger legte vor dem Ulmer Landgericht ein Geständnis ab. Die Vorwürfe gegen ihn sind unter anderem besonders schwere Vergewaltigung sowie erpresserischer Menschenraub.
    Ein 37-Jähriger legte vor dem Ulmer Landgericht ein Geständnis ab. Die Vorwürfe gegen ihn sind unter anderem besonders schwere Vergewaltigung sowie erpresserischer Menschenraub. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Nachdem er diese ausfindig gemacht hatte, zerrte er die Buben in sein Auto und fuhr zu entlegenen Stellen, um sie dort zu missbrauchen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten unter anderem besonders schwere Vergewaltigung sowie erpresserischen Menschenraub vor.

    Verstörende Details im Missbrauchs-Prozess

    Vor Gericht kamen einige verstörende Details ans Licht. So scheiterte ein Fluchtversuch des Jungen, den der Täter in Ulm-Lehr aufgegabelt und ins Auto verfrachtet hatte. Der 13-Jährige saß auf der Rückbank und wollte wieder aussteigen, was die Kindersicherung jedoch verhinderte.

    Bizarr: Der Angeklagte, der die von der Staatsanwaltschaft vorgetragenen Anklagepunkte über seinen Verteidiger „vollumfänglich“ einräumte, pflegte bis zuletzt außerdem eine Art Windelfetisch. In beiden Entführungs-Fällen soll er die Jungen gezwungen haben, sich zu entkleiden. Sie sollten daraufhin Windeln anziehen, was in einem Fall nicht gelang, da die Windel zu klein war. Beiden Jungen versetzte er außerdem Schläge auf das nackte Gesäß, um sich „sexuell zu erregen“, so die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte habe die Taten auch gefilmt.

    Mann lebte im Raum Göppingen "unhygienisch" und sammelte Kinderpornos

    Bis zuletzt lebte der Mann in einer Einliegerwohnung im Raum Göppingen. Als „unhygienisch“ beschrieb eine als Zeugin geladene Polizistin deren Zustand. In dem Haus lebten außerdem seine Mutter und Großmutter. Als die Polizei bei dem Mann klingelte, gab dieser zu, Kinderpornos zu besitzen. Wie sich am Mittwoch herausstellte, waren es Tausende – Fotos und Videos. Sie zeigten auffällig oft – neben sexueller Gewalt –, wie Kinder gezüchtigt werden.

    Einen Großteil der Dateien hatte der Mann ausgelagert – sie wurden bei einer Durchsuchung eines Wohnwagens auf dem Westerheimer Campingplatz sichergestellt. Die Fotos und Videos zeigten, wie der Staatsanwalt detailliert auflistete, schwersten Missbrauch von Kindern, die jüngsten gerade einmal drei Jahre alt. Rund eine halbe Stunde dauerte die Verlesung der Anklageschrift.

    Auch ein psychiatrischer Sachverständiger verfolgt den Prozess. Elf weitere Verhandlungstage sind angesetzt, 29 Zeugen werden gehört. Eines der Opfer von damals tritt als Nebenkläger auf. Das Urteil will die Kammer am 13. Juli sprechen, nächster Verhandlungstag ist der 11. Mai.

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