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Premiere: So gut ist "Arizona Lady" am Ulmer Theater

Premiere

So gut ist "Arizona Lady" am Ulmer Theater

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    Arizona Lady heißt die Operette in zwei Akten von Emmerich Kálmán „dort, wo die Sonne glüht, dort, wo der Kaktus blüht“ gibt es so viel zu entdecken.
    Arizona Lady heißt die Operette in zwei Akten von Emmerich Kálmán „dort, wo die Sonne glüht, dort, wo der Kaktus blüht“ gibt es so viel zu entdecken. Foto: Jochen Klenk

    Morgens kurz vor zehn glüht die Sonne über Arizona, und auf der Sunshine Ranch Lona Farrells lungern die Cowgirls und Cowboys herum, noch ohne die geringste Idee, was in naher Zukunft alles passieren wird: Emmerich Kálmáns letzte Operette „

    Der Erfolg der 1954 uraufgeführten Operette war so überschaubar, dass sie nur selten auf Bühnen zu sehen ist. Benjamin Künzel nahm sie für die Bürgerbühne Musiktheater am Theater Ulm (früher als Jugendclub Musiktheater jungen Akteuren vorbehalten) auf und verwandelte die Klischee-Western-Operette unter der musikalischen Leitung von Helen Willis in ein derart spritziges Abendvergnügen, dass das Publikum kaum aus dem Lachen herauskommt. Tekmile Göcergis witzige Ausstattung tut ein Übriges zum Vergnügen.

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    Man kann es nachvollziehen, dass die hübsche und extrem fleißige Rancherin Lona Farrell (Leonie Hornung) an diesem Morgen ihren Vorarbeiter Jim Slaughter (Laurens Gujber) wegen seiner Nachstellungen auf sie feuert. Der unangenehme Typ heißt nicht nur „Schlachter“, er hat auch etwas Grobschlächtiges an sich. Doch ohne Vorarbeiter hat sie freilich noch mehr Arbeit. Also kommt der Fremde aus Colorado (Lukas Krimmel), der sich Roy Dexter nennt, gerade zur rechten Zeit – und auch hier ist Nomen schon ein bisschen Omen, bedeutet das lateinische „dexter“ doch neben „passend“ unter anderem auch „Glück bringend“. Was zusammen gehört, wird zusammen finden, das ist schnell klar – aber so einfach kommt man in der Operette nicht zu seinem Glück, vorher braucht es eine Menge Verwicklungen, zumal die von Männern enttäuschte Lona stolz ist und im Arbeitsvertrag mit Dexter jedes Wort von wegen Liebe zur Kündigung führen würde.

    Kritik zu "Arizona Lady" am Ulmer Theater

    Zunächst folgt die Inszenierung Kálmáns Vorgaben – es kommt zum Tiefpunkt der Geschichte, als Dexter bei einem wichtigen Pferderennen kurz vor dem Ziel und in Führung liegend von Lonas Pferd „Arizona Lady“ stürzt und Jim Slaughter für die Konkurrenz auf „Mexican Cavalier“ siegt. Doch wer schnitt den Sattelgurt von Roy Dexter an, sodass der Favorit stürzen musste? Wer steckt hinter der Sabotage? Vieles geht hier nicht mit rechten Dingen zu, und irgendwie ist auch der häkelnde und auf Lona versessene Sheriff (Daniel Dechant), ein ausgemachter Langweiler vor dem Herrn, nicht auf der Seite des Rechts, wo er qua Amt stehen müsste.

    Was die Operette um ein Pferd, das doch auf der Bühne nie auftaucht, zum großen Vergnügen macht, sind die Hauptdarsteller – und es ist ein cleverer Schachzug der Regie: Die schauspielerisch großartige Nora Rothfuchs macht nicht nur den Konkurrenz-Rancher Lopez Ibanez zu einer Lopezita Consuelo Ibanez; der Kunstgriff weiblicher Konkurrenz für Lonas Ranch unterlegt die Handlung mit einem zusätzlichen Effekt, zumal, als sich Lopezita in die bösartige Bartänzerin Bonita wandelt, die den guten Fremden verleumdet. Mit Leidenschaft füllt

    Stimmlich überzeugen vor allem zwei junge Männer – Leon Spachmann in der Rolle des Chester und Dexter-Darsteller Lukas Krimmel, Bruder des in Ulm geborenen Opernsängers Konstantin Krimmel. Und wenn mal ein Ton bei einem der 16 Akteure schief ist (was auch den Streichern der „Arizona Seven“ passiert) – Perfektion ist nicht das Ziel dieser köstlichen Persiflage auf den Wilden Westen, für die in dieser Inszenierung eben nicht Profis arbeiten. Entscheidend ist die augenzwinkernde Freude an der Doppelbödigkeit dieser Operette, die am Übergang zwischen Wiener Operettentradition und Broadway-Musical steht. Immerhin reimt sich im Text „Grizzlybear“ auf „Fred Astaire“.

    Info: Weitere Aufführungen plant das Podium des Theater Ulms am Samstag, 29. Juni, sowie am 6., 9., 11. und 13. Juli.

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