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Pfuhl: Als die Pfuhler Katzen, Hunde und gehacktes Stroh essen mussten

Pfuhl

Als die Pfuhler Katzen, Hunde und gehacktes Stroh essen mussten

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    Die beiden Linden wurden 1648 auf dem Kapellenberg gepflanzt.
    Die beiden Linden wurden 1648 auf dem Kapellenberg gepflanzt. Foto: Inge Pflüger

    Politische Intrigen und unvorstellbares Leid hinterließ der dreißigjährige Krieg, der vor 400 Jahren begann. Auch Pfuhl blieb nicht verschont. Anlässlich des Westfälischen Friedens von 1648 pflanzten die Pfuhler zwei Friedenslinden auf dem Kapellenberg. Heute werden sie als Naturdenkmäler gepflegt und sind der Beginn einer ganzen Allee.

    Wer Näheres zu den schrecklichen Kriegswirren erfahren will, hat dazu ab Sonntag, 16. September, im Pfuhler Heimatmuseum Gelegenheit. Auf die Besucher warten viele Überraschungen: Im Erdgeschoss läuft nach wie vor die erfolgreiche Ausstellung „Kirchenspieß und Totenkrone“ und im Museumsstadel gibt es diverse geschichtliche Abhandlungen, etwa über den 30-jährigen Krieg. Reinhard Raats, Mitglied der Museumsfreunde, hat aus Chroniken, Kirchenbüchern oder Geschichtsbüchern verewigt.

    Das 17. Jahrhundert war von Tod und Not geprägt. Auch an Pfuhl und den umliegenden Orten gingen die Kriegswirren nicht spurlos vorbei. So ist etwa zu erfahren, dass die kaiserlichen Soldaten Pfuhler Bürger bestahlen und ausplünderten. Wer sich wehrte, war dem Tode geweiht. Der Hunger war unvorstellbar. Den Büchern zufolge standen auf dem Speiseplan „grünes Kraut, Pfifferlinge, Wurzeln und andere „unordentliche Sachen“, oder „die Leute waren gezwungen, unerhörte Sachen zu essen, als Katzen, Hund, Ross etc.; ja gehacktes Stroh, Heublumen, Bollen (Fruchtkapseln) etc. hat man gemahlen und genossen“.

    Die Pest forderte in der Freien Reichsstadt Ulm, hinter deren Mauern die Landbevölkerung massenweise geflüchtet war, viele Opfer. Ob reich oder arm, ob katholisch oder evangelisch – in den Kriegswirren unterschieden sich kaum Freund und Feind. Als schließlich der Krieg 1648 mit dem Westfälische Frieden zustande kam, dankten die Pfuhler mit ihren zwei Friedenslinden.

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