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Pfaffenhofen: Der „Festlesbürgermeister“ und Krisenbewältiger Josef Walz verabschiedet sich

Pfaffenhofen

Der „Festlesbürgermeister“ und Krisenbewältiger Josef Walz verabschiedet sich

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    30 Jahre lang war Josef Walz Bürgermeister der Marktgemeinde Pfaffenhofen. Seinem Nachfolger den Platz am Schreibtisch zu überlassen, stimmt ihn wehmütig, aber auch etwas erleichtert. Es sollen nun ruhigere Zeiten für den 65-Jährigen kommen.
    30 Jahre lang war Josef Walz Bürgermeister der Marktgemeinde Pfaffenhofen. Seinem Nachfolger den Platz am Schreibtisch zu überlassen, stimmt ihn wehmütig, aber auch etwas erleichtert. Es sollen nun ruhigere Zeiten für den 65-Jährigen kommen. Foto: Alexander Kaya

    Vor knapp 60 Jahren hat sich ein kleiner Bub für den Faschingsball als Bürgermeister verkleidet. Mit Schnauzer, Anzug und Aktenkoffer. Eben genau so, wie sein Opa aussah, der damals in den 1960ern Bürgermeister in Pfaffenhofen war. Der kleine Bub, der damals vielleicht sieben oder acht Jahre alt war, kann sich heute nicht mehr genau an diesen Fasching erinnern. Und Bürgermeister werden war eigentlich auch nie sein Plan.

    Aus einem Faschingskostüm wurde Realität

    Doch wie es der Zufall will, sitzt er fast 60 Jahre später im Bürgermeistersessel an seinem Schreibtisch im Rathaus in Pfaffenhofen und erzählt diese Geschichte. Josef Walz ist keinesfalls traurig darüber, dass er eines Tages tatsächlich Bürgermeister geworden ist und nicht wie geplant Lehrer: „Ich bin wirklich stolz auf das, was ich in den vergangenen Jahren erreicht habe.“ Sei es der Ausbau von Straßen, Radwegen und Kanalisation, die städtebauliche Entwicklung an der Hauptstraße oder auch die Sanierung von Kindergärten.

    Sebastian Sparwasser heißt sein Nachfolger

    Nach 30 Jahren im Amt verabschiedet sich Walz in den Ruhestand, ab 1. Mai nimmt der 35-jährige Sebastian Sparwasser den Posten im Rathaus ein. „Ich denke, ich habe ihm einen guten Weg geebnet, aber er wird bestimmt neue Ideen haben und noch einiges zu Ende bringen“, sagt Walz. Neben der Bewältigung der Folgen der Corona-Krise wird sich Sparwasser zuerst mit dem südlichen Teil der westlichen Hauptstraße beschäftigen, ein Projekt aus dem städtebaulichen Förderungsprogramm, welches unter Walz begonnen wurde.

    Zu den Plänen des neuen Bürgermeisters gibt es hier mehr: „Das sind große Fußstapfen, in die ich trete“

    Walz denkt, Corona sei Herausforderung

    Der 65-Jährige denkt, dass die Corona-Krise einige Herausforderungen für Sparwassers Anfangszeit bringen könnte. „Die letzten Wochen meiner Amtszeit habe ich mir tatsächlich auch anders vorgestellt“, erzählt der Noch-Bürgermeister.

    Hier tagt die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Neu-Ulmer Lessing-Gymnasium. Auch Walz sitzt im Krisenstab.
    Hier tagt die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Neu-Ulmer Lessing-Gymnasium. Auch Walz sitzt im Krisenstab. Foto: Andreas Brücken

    Walz sitzt derzeit als Vertreter der Gemeinden im Krisenstab des Landratsamtes Neu-Ulm und beschäftigt sich täglich mit den Auswirkungen der Corona-Krise. „Da kommt noch Einiges auf uns zu“, sagt der 65-Jährige im Gespräch. Zur Krisenbewältigung sollte man seiner Meinung nach auch einen Blick auf die Vereine werfen. „Wenn wir das dörfliche Leben wieder hochfahren wollen, müssen wir das Potenzial unserer Vereine nutzen“, sagt Walz. Dort seien Menschen, die mit der Heimat verwurzelt sind und sich für Zusammenhalt einsetzen.

    "Man darf sich nicht verbiegen lassen"

    Man merkt, dass Walz trotz aller Widrigkeiten gerne positiv in die Zukunft blickt. Und sich Gedanken macht, anstatt zu resignieren. Ein Stil, der ihm jahrelang Zuspruch brachte. „Man muss einer gewissen Linie folgen und darf sich nicht verbiegen lassen, aber sollte immer auch andere Meinungen anhören – und dann die beste Lösung finden“, sagt der Mann, der auch nervenraubende und lange Gemeinderatssitzungen erlebt hat.

    Im Jahr 2003 wurde das 700. Jubiläum Pfaffenhofens gefeiert

    Wenn man Walz fragt, an welche Projekte in Pfaffenhofen er besonders gerne zurückdenkt, lächelt er und muss kurz nachdenken. Ihm fallen viele Dinge ein. „Doch das schönste Erlebnis in Pfaffenhofen war für mich das Jahr 2003“, sagt er. Es war das 700. Jubiläumsjahr der Gemeinde oder, wie Walz sie auch gerne nennt, der „Perle des Rothtals“. „Wir haben jeden Monat eine Veranstaltung gehabt, das war ein wunderschönes Jahr, bei dem die ganze Gemeinde zusammenkam.“ Da hat der Bürgermeister sogar einen besonderen Titel von seinen Pfaffenhofern verliehen bekommen: „Festlesbürgermeister“. So wird Walz auch heute noch ab und zu genannt.

    Kein großes Abschiedsfest wegen der Corona-Krise

    Ein großes „Abschiedsfestle“ kann es aufgrund der aktuellen Lage nicht geben. Eigentlich wäre an seinem letzten Arbeitstag, dem 30. April, in den ersten Mai und seinen Ruhestand hineingefeiert worden, mit Ständchen vom Kindergarten und einem Geschenk. Dieses wurde ihm nun in der letzten Sitzung des Rates am Mittwochabend überreicht: eine zwölfsaitige Western-Gitarre. Ein Geschenk, das perfekt zu den Ruhestandsplänen passt.

    Schnipp, schnapp – Krawatte ab. Auch für den Fasching ist Josef Walz immer noch zu haben.
    Schnipp, schnapp – Krawatte ab. Auch für den Fasching ist Josef Walz immer noch zu haben. Foto: Andreas Brücken

    Motorräder und Gitarren sind seine Leidenschaft

    Denn die Familie Walz ist sehr musikalisch. Ein Hobby, dem sich der Familienvater bald wieder mehr widmen möchte. Neben Gitarren sind Motorräder seine große Leidenschaft. Seit fünf Jahren ist er im Besitz einer Harley Davidson. „Ich hoffe, dass ich wieder öfters die Möglichkeit zum Motorradfahren habe.“ Außerdem kümmert er sich mit dem Kleinkunstverein „s’Brett im Schtoi“ gerne darum, „a bissle Kultur aufs Land zu bringen“. Wer weiß, vielleicht wird man Josef Walz selbst auch wieder auf der Bühne sehen? Er schließt es auf jeden Fall nicht aus.

    Der "Perle des Rothtals" will er weiterhin treu bleiben

    Im August wird der Pfaffenhofer 66 Jahre. „Da fängt bekanntlich ja das Leben an“, sagt er und lacht. Und: „Die Route 66 bin ich übrigens auch schon mit dem Motorrad entlang gefahren.“ Man muss sich also keine Sorgen machen, dass ihm langweilig wird. Er sei von Haus aus ein geselliger Mensch, der „auch weiterhin gern unter d’Leit gehen wird“. Und seiner „Perle des Rothtals“ wird er auch weiterhin treu bleiben.

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