Petrus sieht schlecht und trägt deshalb eine Sehhilfe auf der Nase. Realistischerweise ist das unmöglich: Simon Petrus, einer der ersten Juden, die Jesus Christus in seine Nachfolge berief, lebte und starb im ersten Jahrhundert und damit zu einer Zeit, als Brillen noch unbekannt waren. Auf einem der Glasfenster in der Bessererkapelle am Ulmer Münster, die derzeit restauriert werden, trägt der Apostel dennoch zwei Gläser. Das nur 18 Millimeter große Detail befindet sich in der Darstellung der Grablegung Marias und ist die älteste bekannte Darstellung einer Sehhilfe in einer Glasmalerei – und damit ein Schlüssel zur Frühgeschichte der Brille, sagt der Ulmer Augenarzt Hans-Walter Roth, der die Abbildung im Rahmen der Restaurierungsarbeiten gründlich untersuchen konnte.
Ulm