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Offenhausen/Landkreis: Sie wissen besonders gut, was Senioren wollen

Offenhausen/Landkreis

Sie wissen besonders gut, was Senioren wollen

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    Angelika Ege (links) und Karin Englisch leiten seit einem Jahr den ökumenischen Seniorenkreis in Offenhausen.
    Angelika Ege (links) und Karin Englisch leiten seit einem Jahr den ökumenischen Seniorenkreis in Offenhausen. Foto: Alexander Kaya

    Egal, ob Diavorträge, Spielenachmittage oder Sitztänze: Karin Englisch weiß, was gut bei Senioren ankommt. Seit einem Jahr leitet sie den ökumenischen Seniorenkreis in Offenhausen, tatkräftig unterstützt wird sie dabei von Angelika Ege. Auch der vergangene Nachmittag im November war ein Renner: Ein Gärtner berichtete, wie man am besten selbst Gemüse zieht. Englisch ist 49 Jahre, Ege 44 – die beiden gehören damit im Landkreis Neu-Ulm zu den Jüngsten, die einen Seniorentreff leiten. Denn geeignete Nachfolger für diese Aufgabe sind schwer zu finden – und auch das Alter der Teilnehmer hat sich geändert.

    Vor Karin Englisch hat Ingrid Bücheler die Offenhauser Gruppe geleitet – und zwar 23 Jahre lang. „Ich war schon lange in der Gemeinde engagiert und nachdem meine Kinder jetzt aus dem Gröbsten raus waren, fragte ich mich: Was könnte mir noch Spaß machen?“ Sie kam mit Bücheler ins Gespräch, die die Seniorengruppe in verantwortungsvolle Hände abgeben wollte. Ein Jahr lang bereitete sich Englisch darauf vor: Sie besuchte die Veranstaltungen selbst, bereitete einen Nachmittag selbst vor, schaute Bücheler bei den Aufgaben über die Schulter. „Viele Senioren kannten mich deshalb sowieso schon, als ich die Leitung übernommen habe“, erzählt die 49-Jährige, die als Diätassistentin lange Zeit im Altersheim gearbeitet hat.

    Gesungen wird im Seniorenkreis in Offenhausen besonders gern

    An die 40 Senioren im Alter zwischen 70 und 90 Jahren kommen zu den Treffen im Pfarrzentrum St. Albert in Offenhausen. Wie viele genau, hängt vom Thema ab. Dass der Spielenachmittag ein Renner werden würde, konnte sich Ege zunächst gar nicht vorstellen. Aber: „Da war wirklich richtig was los.“ Der gesamte Plan für das kommende Jahr steht bereits, bis auf die Sommerpause im August und September haben Englisch und Ege für jeden Monat einen Nachmittag organisiert. Jeder davon läuft ähnlich ab: Neben einer Hinführung zum Thema und dem eigentlichen Vortrag gibt es Kaffee und Kuchen, viele Gespräche – und jedes Mal auch Lieder. Denn singen tun die Älteren gerne. „Letztes Mal sogar zweistimmig“, erzählt Englisch.

    Englisch und Ege hören häufig, dass Senioren sich zu jung fühlen, um zur Gruppe zu kommen. Ein netter Einstieg könnte laut Ege aber auch sein, vorher ein bisschen mitzuhelfen, beispielsweise Kaffee und Kuchen auszugeben. Englisch erzählt, dass eine langjährige Helferin genau das getan hat: „Sie sagte: ‚Damit höre ich jetzt auf, jetzt setze ich mich auch dazu‘.“

    Auf die Themen dafür kommen die beiden auf ganz unterschiedliche Weise: Das kann ein Zeitungsartikel sein, ein Vortrag, den einer der beiden selbst gehört hat, oder ein generell interessantes Thema wie Sicherheit, zu dem dann bei der Polizei nachgefragt wird, ob jemand vorbeikommen würde. Auch die Fastenzeit wird thematisiert – „schließlich sind wir doch ein ökumenischer Kreis“, sagt Englisch und fügt hinzu: „Auch die Seele will in diesem Alter versorgt sein.“

    Seniorengruppen im Landkreis: Schwierig, neue Teilnehmer zu finden

    Doch so gut wie in Offenhausen läuft es längst nicht überall: Die Seniorengruppen im Landkreis stehen derzeit vor großen Herausforderungen, wie Brigitte Müller von der Geschäftsstelle der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Neu-Ulm sagt. „Es wird immer schwieriger, dass Leute kommen, denn die meisten sehen sich heute mit 60 oder 70 Jahren noch gar nicht als Senioren“, erzählt sie. Deshalb würden die Veranstaltungen oft von denjenigen besucht, die schon seit zehn oder 15 Jahren kommen.

    Doch auch Freiwillige zu finden, die die Leitung der Seniorengruppe übernehmen, ist nicht einfach, berichtet Müller weiter. Dabei müsse man dafür gar nicht so viele Voraussetzungen erfüllen. „Man mus eigentlich nur offen und aufgeschlossen sein und auf Senioren zugehen können.“ Außerdem sollte man kein Problem damit haben, Menschen anzusprechen – zum Beispiel, wenn es darum geht, passende Referenten für die Seniorennachmittage einzuladen.

    Denn selbst Vorträge halten, das müssen die Leiterinnen – es sind vorwiegend Frauen, die sich um die Seniorengruppen kümmern – nicht. Müller ergänzt: „Man muss auch kein Finanzgenie sein.“ Und: „Auch Ideen für die Gestaltung und alle anderen Dinge gibt es bei uns.“ Egal, ob es um finanzielle Unterstützung geht – oder darum, ein schönes Plakat für die nächste Veranstaltung zu gestalten.

    Eine „Komplettlösung“, wie man die Situation verbessern will, gibt es laut Müller noch nicht. Ein Teil könnte aber sein, die ehrenamtlichen Seniorengruppen-Leiter besser zu vernetzen – das könnte auch für jeden Einzelnen Arbeit sparen. Wenn beispielsweise ein super durchorganisierter Nachmittag komplett auf einen anderen Veranstaltungsort übernommen werden könnte. Eines steht jedenfalls für Müller fest: „Man muss sich auf jeden Fall etwas überlegen.“

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