Nilfisk streicht mindestens 40 Stellen
Ratlosigkeit im Werk in der Belegschaft. Chef Mann verteidigt den Schritt. Umsatzrückgänge seien massiv.
Die Firma Nilfisk will 45 Stellen abbauen. Dies entspricht nach Informationen der Gewerkschaft IG Metall etwa einem Achtel der gesamten Belegschaft. Manijeh Peck von der IG Metall Neu-Ulm/ Günzburg zeigt sich verwundert über die Art und Weise, wie mit den Mitarbeitern umgegangen werde.
Die Belegschaft sei in Teilen sehr aufgebracht und werfe dem Betriebsrat vor, nicht im Sinne der Mitarbeiter zu handeln, sondern dem Arbeitgeber blind zu folgen. Die Geschäftsführung und Konzernleitung habe die Corona-Krise nach Auffassung der Gewerkschaft nur vorgeschoben, nachdem bereits Kurzarbeit genutzt wird, um dem Betriebsrat einen umfangreichen „Umstrukturierungs- und Abbauplan zu verkünden“.
Verkündet worden sei dieses Papier in einem informellen „Town-Hall-Meeting“. „Wo war der Betriebsrat?“, fragt ein Mitarbeiter in einer unserer Zeitung vorliegenden Mail. Kritisiert wird auch, dass keine Bemühungen für die Orga einer Betriebsversammlung für die komplette Belegschaft erkennbar seien.
Doch das Thema habe sich inzwischen erledigt: Peck sagt, dass die Belegschaft in Bellenberg inzwischen die Möglichkeit hatte, sich direkt beim Betriebsrat zu informieren. Das Gremium wurde aufgefordert, Transparenz herzustellen, worauf der Betriebsrat mit einer Web-Betriebsversammlung reagierte und Fragen aus der Belegschaft beantwortete.
Nilfisk beklagt massive Umsatzrückgänge - schon vor Corona
Beschäftigte des nicht-tarifgebundenen Unternehmens in in Bellenberg fragen sich nun, was die Strategie des dänischen Konzerns sein soll. Bei der hohen Anzahl an Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen sollen, könne eine Normalbetrieb in Bellenberg gar nicht mehr hergestellt werden, heißt es.
Das sagt der Chef von Nilfisk in Bellenberg
Reinhard Mann, der Vorstand des Anbieters von professionellen Reinigungsprodukten, sagte auf Anfrage unserer Zeitung, dass Entlassungen immer grausam seien. Aber in Bellenberg unvermeidlich. Immerhin würden Vorruhestandsregelungen und Aufhebungsverträge zum Einsatz kommen. Schon vor Corona seien massive Umsatzrückgänge zu beklagen gewesen. Die Pandemie sorge noch mal für einen Rückgang von mindestens 20 Prozent. Vorkrisenumsätze seien wohl erst im Jahr 2022 wieder erreichbar. Ein Sozialplan und Interessenausgleich sei in Arbeit. Wie Mann betont, würden die Stellen „sehr dosiert“ abgebaut. In Bereichen, die derzeit immer noch eine gute Auftragslage hätten, wie bei Produkten, die im Gesundheitswesen verwendet werden, freilich weniger, als in anderen.
Diese Darstellung überzeugt die Belegschaft nicht überwiegend, meint die IG Metall. Sie hätten lieber Zahlen, Daten und Fakten, warum die Konzern- und Geschäftsleitung diesen Weg geht und meint, dieser sei unvermeidlich. Peck fragt: „Ist dies wirklich das zukunftsträchtigste Konzept oder ist es nur eine Kosteneinsparung auf kurze Sicht und die nächste Welle rollt in absehbarer Zeit auf einen weiteren Teil der Belegschaft zu?“
Ein Teil der Belegschaft fordere mehr Beteiligung der Beschäftigten in diesem Prozess und externen Sachverstand über spezialisierte Betriebswirte und Juristen, um diese erheblichen Einschnitte zu überprüfen. Das Ziel: so viele Kündigungen wie möglich zu vermeiden und gegebenenfalls ein anderes zukunftsträchtiges Konzept, das nicht die wirtschaftlichen Existenzen eines erheblichen Teils der Beschäftigten gefährde. Die IG Metall fragt sich auch, wo die Profite der vergangenen Jahre investiert wurden. Anscheinend zu wenig am Standort Bellenberg, so die Gewerkschaftssekretärin.
In einer früheren Version des Artikels war die Rede von einem Fünftel der Stellen, die abgebaut werden sollen. Das haben wir korrigiert.
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