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Landkreis Neu-Ulm: Nicht alle Probleme der Kliniken im Landkreis Neu-Ulm liegen an Corona

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Nicht alle Probleme der Kliniken im Landkreis Neu-Ulm liegen an Corona

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    Wegen der Corona-Pandemie mussten die Intensivkapazitäten erhöht werden. Das treibt die Kosten im Landkreis Neu-Ulm in die Höhe.
    Wegen der Corona-Pandemie mussten die Intensivkapazitäten erhöht werden. Das treibt die Kosten im Landkreis Neu-Ulm in die Höhe. Foto: Armando Franca, dpa (Symbolbild)

    Die Hoffnung war groß, dass der Landkreis in naher Zukunft nicht mehr so viel Geld in seine Krankenhäuser stecken muss. Dafür sollte die Kliniklandschaft teilweise kräftig umgekrempelt werden. Dann kam Corona - und jetzt geht das Defizit erst mal wieder nach oben, statt nach unten. Der Frust wächst, denn für mache Leistungen gibt es einfach zu wenig Geld - ausgerechnet für Notfälle. Der Ärger über die Gesundheitspolitik wächst, nicht nur bei Landrat Thorsten Freudenberger (CSU).

    Eigentlich hätte 2021 die Wende markieren sollen und das Jahr werden, in dem das Defizit deutlich sinkt. Das wird nicht passieren. Marc Engelhard, Direktor der Kreisspitalstiftung musste jetzt dem Kreisausschuss eine Zahl präsentieren, die für wenig Freude sorgte: Die drei Krankenhäuser erwirtschaften heuer voraussichtlich ein Minus von 13,7 Millionen Euro. Dafür gibt es Gründe, die zum größten Teil mit dem Buchstaben "C" beginnen. So konnte wegen der Pandemie vieles von dem nicht umgesetzt werden, was als Klinikreform vorgesehen war. Zusätzliche Belastungen mussten die drei Krankenhäuser ebenfalls schultern.

    Weißenhorner Klinik brauchte wegen Corona zusätzliche Intensivstation

    So wurde notgedrungen in Weißenhorn eine zusätzliche Intensivstation eingerichtet, um für infizierte Patienten gerüstet zu sein. Zudem koordiniert ein "Ärztlicher Leiter Führungsgruppe Katastrophenschutz" in der Region Donau-Ill die Bekämpfung von Covid-19, der unter anderem die Patientenströme steuert und festlegt, welche Klinik bestimmte Einrichtungen vorzuhalten hat. Engelhard formulierte es so: "Wir waren teilweise nicht Herren des Verfahrens. Man konnte uns auch sagen, was wir zu tun hatten." Für Betten, die für Infizierte freigehalten werden mussten, gab es zwar eine staatliche Ausgleichszahlung, doch die deckte nach Darstellung von Engelhard bei Weitem nicht die wirklichen finanziellen Ausfälle ab.

    Kreiskliniken: Nicht jedes Problem hat mit der Corona-Pandemie zu tun

    In diese Richtung gehen auch grundsätzliche Probleme, die nichts mit der Pandemie zu tun haben und die den Kreiskliniken Probleme bereiten. Ludwig Daikeler (SPD) legte den Finger in die Wunde. Für Notfälle erhalten die Kliniken 40 Euro vergütet, doch die Kosten lägen dafür bei 120 Euro: "Allein dadurch machen wir vier Millionen Miese." Das bestätigte der Stiftungsdirektor. Er wies darauf hin, dass Weißenhorn etwa 80 Prozent Notfälle behandelt. Würden die entsprechend vergütet, fiele das Defizit geringer aus. Landrat Freudenberger hieb in dieselbe Kerbe: "Die Notfallversorgung wird nicht adäquat gegenfinanziert und sorgt für fast ein Drittel unseres Defizits." Deshalb forderte er, solche Leistungen müssten bei Kliniken der sogenannten Grund- und Regelversorgung wie im Landkreis entsprechend vergütet werden. "In die Krankenhäuser kann und soll jeder rein, doch wir hätten gerne Geld dafür", sagte er und, "die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr."

    Ein weiteres Problem im Landkreis Neu-Ulm: Es fehlen Hausärzte

    Der Grüne Helmut Meisel hatte die Diskussion ins Rollen gebracht, indem er kritisierte, das Defizit falle mit 13,7 Millionen deutlich höher aus, als die ursprünglich angepeilten 9 Millionen Euro. Das könne kein Dauerzustand sein. Meisel forderte, der Stiftungsdirektor müsse einen neuen Drei-Jahres-Plan aufstellen, was der auch zusagte. Grundsätzlich weniger Problem mit dem Defizit hat der Illertisser Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU), denn das Geld werde für die Menschen vor Ort ausgegeben. Problematischer sei die Versorgung mit Hausärzten: "Bei mir rufen Leute an, die bekommen keinen Hausarzt mehr. Im Rathaus kann ich ihnen nicht helfen." Hintergrund seiner Kritik: Die Klinikstiftung sucht schon seit längerer Zeit einen Nachfolger für eine mittlerweile aufgegebene Hausarztpraxis in Illertissen - vergeblich.

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