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Neu-Ulm: Zahl der Unfälle in Neu-Ulm sinkt spürbar, Zahl der Verletzten nur leicht

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Zahl der Unfälle in Neu-Ulm sinkt spürbar, Zahl der Verletzten nur leicht

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    Im August starb ein Radfahrer auf der Illerbrücke.
    Im August starb ein Radfahrer auf der Illerbrücke. Foto: Thomas Heckmann (Archivfoto)

    An einem Abend Mitte August fuhr ein betrunkener 47 Jahre alter Radfahrer plötzlich vom Geh- und Radweg auf der Illerbrücke zwischen Wiblingen und Ludwigsfeld auf die Fahrbahn. Ein Wohnmobil erfasste den Mann, der Radfahrer starb noch am Unfallort. Und ein anderer Radler lenkte sein Pedelec an einem späten Februarabend beinahe in eine Gruppe aus sechs Fußgängern, die zwischen Nersingen und Straß unterwegs waren. Ob er zu wenig Rücksicht nahm oder ob ihm die Fußgänger vors Rad liefen, blieb unklar. Zwei Unfälle, die unterschiedlicher kaum sein könnten - und die doch sinnbildlich für die Unfälle im Bereich der Polizeiinspektion Neu-Ulm stehen können.

    Die Neu-Ulmer Polizei ist für das Stadtgebiet sowie die Gemeinden Elchingen und Nersingen zuständig. In diesem Bereich gab es laut Polizeistatistik im vergangenen Jahr 2193 Unfälle, diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent gesunken. Die Zahl der Verletzten ist dagegen wesentlich geringer zurückgegangen: um rund acht Prozent auf 331. Das hat auch mit den beiden sinnbildlichen Unfällen zu tun. Die Zahl der Fahrrad-Crashs ist von 2019 auf 2020 gestiegen, von 171 auf 189. Und fast immer verletzt sich in solchen Fällen ein Beteiligter. "Die haben keine Knautschzone", sagt Werner Lipp. Der Polizeihauptkommissar ist Sachbearbeiter Verkehr bei der Neu-Ulmer Polizei. Der Anteil der sogenannten schwachen Verkehrsteilnehmer unter den Verletzten nahm spürbar zu. Machten Fußgänger, Radfahrer sowie Moped- und Motorradfahrer 2019 noch etwas mehr als die Hälfte der Unfallopfer aus, lag die Quote 2020 bei knapp zwei Dritteln. Die an Unfällen beteiligten Fahrradfahrer sind im Übrigen in den allermeisten Fällen selbst daran schuld.

    Trend zum Fahrrad und E-Bike: Unfallstatistik in Neu-Ulm zeigt Veränderungen

    Aus Sicht der Beamten kamen 2020 mehrere Faktoren zusammen: Der Trend zu E-Bikes (auch hier gab es mehr Unfälle, 27 statt 14), der Freiluft-Trend im Lockdown und das generell gestiegene Bewusstsein für das Rad als Verkehrsmittel. Eine Entwicklung, der die Stadt Neu-Ulm mit neuen Fahrradstraßen Rechnung trägt. Die neueste ist erst im Herbst eingeweiht worden, weitere dürften im Lauf der Zeit folgen. Unfälle oder Beschwerden hat die Polizei in den bisher drei Fahrradstraßen in Neu-Ulm noch nicht registriert. Dennoch räumt Neu-Ulms Vize-Polizeichef Thomas Merk ein: "Das muss sich noch einspielen."

    Wie in Ulm und wie im gesamten Landkreis Neu-Ulm hat es im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger Autounfälle gegeben. Hauptkommissar Lipp hofft auf eine anhaltende Entwicklung, die nicht bloß mit Corona-Effekten erklärbar ist. Es gibt aber auch Erkenntnisse, die der Polizei zu denken geben: Die Zahl der Alkoholunfälle hat leicht zugenommen (von 36 auf 38), wobei hier Radfahrer für die Hälfte davon verantwortlich sind. Und: Die Zahl der Handyverstöße ist nur minimal gesunken, von 931 auf 905. "In einem normalen Jahr wäre die Zahl sicher vierstellig gewesen", glaubt Thomas Merk, der stellvertretende Dienststellenleiter.

    Polizei Neu-Ulm führt Fahrradstaffel ein

    Die Ablenkung führt nach Einschätzung der Beamten dazu, dass der nötige Abstand zum Vordermann oft nicht eingehalten wird. Und das war die Ursache für 643 Unfälle in Neu-Ulm, Elchingen und Nersingen - also für ein Drittel aller solcher Vorkommnisse im vergangenen Jahr. Ablenkungen, etwa durchs Handy, will die Polizei Neu-Ulm im laufenden Jahr daher besonders in den Blick nehmen. Weitere Schwerpunkte: Ein ständiges Augenmerk auf Posern und Tunern, die mit lauten Auspuffanlagen und anderem ein Ärgernis für Anwohner und mit manipulierten Fahrzeugen eine Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer darstellen. Manipulationen, so Merk, gebe es aber nicht nur bei Autos. Auch mit Motoren aufgemotzte Fahrräder hat die Polizei aus dem Verkehr gezogen.

    Manipuliertes Fahrrad in Neu-Ulm, Beweismittel der Polizei.
    Manipuliertes Fahrrad in Neu-Ulm, Beweismittel der Polizei. Foto: Sebastian Mayr

    Auf solche Verstöße, aber auch auf den Schutz der Fahrradfahrer soll künftig auch eine Fahrradstaffel achten. Sie soll schon bald den Dienst aufnehmen und an Orten präsent sein, die für Streifenwagen schlecht oder gar nicht zugänglich sind. In solchen Bereichen sind seit dem Sommer 2020 auch Fahrer auf E-Scootern unterwegs, die in Ulm und Neu-Ulm einfach per App ausgeliehen werden können. Drei Unfälle mit drei Leichtverletzten gab es hier, aber auch 32 Trunkenheitsfahren und 21 Nutzer, die unter Drogen standen. Polizist Merk warnt: Auf diesen Gefährten gelten die Regeln für Autofahrer, nicht die für Radfahrer. Wer also etwa den Wagen stehen lässt, weil er etwas getrunken hat, sollte auch Abstand vom geliehenen Elektroroller nehmen.

    B10: Weniger Unfälle nach Umbau der Europastraße

    Bayernweit will die Polizei in den kommenden zehn Jahren mit Überwachung, Kontrollen und Unfallanalysen die Sicherheit auf den Straßen und Wegen erhöhen. Was solche Analysen und folgende Umbauten bringen können, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Neu-Ulm: An der Kreuzung Otto-Hahn-Straße/Otto-Brenner-Straße an der B10 hatte es 2015 noch 20 teils schwere Unfälle gegeben. 2019, also nach der Umgestaltung mit Kreisverkehr und Überführung, waren es noch sechs überwiegend harmlose Zusammenstöße. Man müsse die Entwicklung dort länger beobachten, räumt Merk ein. Die ersten Anzeichen stimmten hoffnungsvoll.

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