Die Stadt Neu-Ulm soll sich umgehend auf eine mögliche erneute Corona-Welle im Herbst vorbereiten. Das fordert die Fraktion der Freien Wähler (FWG) im Neu-Ulmer Stadtrat in einem Antrag an Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU). Der Schwerpunkt der Corona-Bekämpfung solle dabei auf Schulen und Kitas liegen. Um steigende Infektionszahlen rasch zu erkennen und in den Griff zu bekommen, soll nach dem Willen der FWG das Neu-Ulmer Abwasser auf Viren untersucht werden.
Im Zweckverband Klärwerk Steinhäule sind auch Ulm und Senden vertreten
Das Abwassernetz des Klärwerks Steinhäule in Pfuhl soll als Frühwarnsystem bei steigenden Infektionszahlen mit Messstellen versehen werden, schlagen die Freien Wähler vor. Dazu müsste die Stadt sich gegebenenfalls mit anderen Kommunen abstimmen. Zum Zweckverband Klärwerk Steinhäule gehören die Städte Ulm, Neu-Ulm, Senden, Blaubeuren und Blaustein sowie die Gemeinden Berghülen, Dornstadt, Illerkirchberg, Illerrieden, Merklingen, Schnürpflingen und Staig.
"Das Messstellennetz ist so engmaschig anzuordnen, dass eine Infektion bis in die Stadtteile oder Quartiere nachverfolgt werden kann, die dann gegebenenfalls auch durchgetestet werden können", schreibt die FWG-Fraktion. Insbesondere seien auch Schulen und Kitas mit Messstellen zu versehen, da dort mit den meisten symptomlosen Infektionen zu rechnen sei. Um Infektionen schnell zu ermitteln, sollten mobile Testteams zum Einsatz kommen.
Ein Abwasser-Monitoring gibt es zum Beispiel in Meitingen
In anderen europäischen Ländern werde das Abwasser-Monitoring bereits praktiziert und von der EU-Kommission auch gefordert. "Die Ergebnisse sind sehr gut, vor allem ist man viel schneller als auf dem klassischen Weg", sagte FWG-Stadtrat Andreas Schuler unserer Redaktion. Denn die Virenbestandteile, die über die Ausscheidungen der Menschen im Abwasser landen, lassen sich im Labor innerhalb eines Tages nachweisen.
Somit lassen sich Trends deutlich früher erkennen als anhand der Zahlen, die das Robert-Koch-Institut jeden Tag meldet. Modellversuche mit der Suche nach Coronaviren im Abwasser gibt es auch in der Region, beispielsweise in der Marktgemeinde Meitingen (Landkreis Augsburg).
Freie Wähler wollen Luftfilter für Schulen und Kitas
Der FWG-Fraktion geht es vor allem um Schulen und Kindergärten. Deshalb fordert sie zusätzlich, dass Luftfilter in den Einrichtungen installiert werden. Die Stadt solle den Bedarf für alle Schulen und Kitas ermitteln und die notwendige Menge an Filtern bestellen. Kitas in freier Trägerschaft sollten dazu angehalten werden, sich an der Bestellung zu beteiligen. Bei den weiterführenden Schulen sei eine Abstimmung mit dem Landkreis nötig.
Sorge vor einer neuen Corona-Welle im Herbst
Fachleute warnten vor einer nächsten Corona-Welle im Herbst, geben die Freien Wähler zu bedenken. Zudem sei mit dem Auftreten von weiteren Varianten des Virus zu rechnen. "Voriges Jahr hat man den Fehler gemacht, dass man im Sommer gesagt hat, jetzt ist es vorbei", sagte Andreas Schuler. Dies dürfe sich nicht wiederholen. "Wir können es uns nicht mehr leisten, die Schulen und Kitas nochmal zu schließen, das darf nicht mehr passieren." Der FWG-Stadtrat hofft, dass die Möglichkeit, das Abwasser auf Viren zu untersuchen, nicht in der Bürokratie hängen und somit ungenutzt bleibt. "Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, dass man alles macht, was möglich ist. Egal, was es kostet."
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