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Neu-Ulm: Ulmer Journalistin Mesale Tolu ist seit 100 Tagen in Haft

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Ulmer Journalistin Mesale Tolu ist seit 100 Tagen in Haft

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    Dien Ulmer Journalistin Mesale Tolu sitzt mittlerweile seit 100 Tagen in der Türkei im Gefängnis.
    Dien Ulmer Journalistin Mesale Tolu sitzt mittlerweile seit 100 Tagen in der Türkei im Gefängnis. Foto: Sammlung Tolu

    Seit dem 30. April ist in der Familie Tolu nichts mehr so wie vorher. Im Morgengrauen jenes Tages nehmen türkische Spezialkräfte die Ulmer Journalistin Mesale Tolu in ihrer Istanbuler Wohnung fest. Zunächst gibt es keine Angaben zu den Gründen. Später wird bekannt: Der Mutter eines zweijährigen Sohnes wird „Terrorpropaganda“, „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ sowie die Mitgliedschaft in der verbotenen linksextremen Marxistisch-leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) vorgeworfen. Am Wochenende wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft 15 Jahre Haft für sie fordert (wir berichteten). Mittlerweile sitzt die 33-Jährige seit 100 Tagen in Haft.

    Tolu hat türkische Wurzeln, besitzt seit 2007 allerdings nur noch die deutsche Staatsangehörigkeit. Obwohl ihr als deutscher Staatsbürgerin Zugang zu konsularischer Betreuung zusteht, erlangte das deutsche Konsulat in Istanbul erst nach langem Drängen Zugang zu ihr. Der Ehemann von Mesale Tolu, Suat Corlu, sitzt seit dem 5. April, ebenfalls in Haft. Er weiß womöglich noch nichts von der geforderten Strafe für seine Frau.

    Inzwischen lebt Tolus Vater, Ali Riza Tolu, in ihrer Wohnung. Seine Tochter und seinen Enkel Serkan, der mittlerweile bei seiner Mutter ihm Gefängnis leben darf, besucht er einmal pro Woche. Täglich schreibt er Eingaben und Anträge. In Deutschland sorgt Tolus älterer Bruder Hüseyin dafür, dass die Medien und die Öffentlichkeit von dem Verfahren gegen seine Schwester und den Schwager erfahren. Er ist Familienvater, Ehemann. Doch seit dem 1. Mai ist er vor allem Mesale Tolus Bruder, wird in Talkshows eingeladen, von den Hauptstadt-Zeitungen befragt. Er selbst traut sich nicht mehr, in die Türkei zu reisen. „Die Gefahr, dass auch ich verhaftet werde, ist inzwischen zu groß.“ Eine Auszeit aber gönnt er vor allem seiner Familie und sich selbst in diesen Tagen: Zu groß ist die Anspannung geworden.

    Denn die Forderung der Staatsanwaltschaft ist ein Schock für Freunde und Familie: „Wir wissen ehrlich gesagt nicht mehr weiter“, sagte Tolus Tante Silvia am Sonntag gegenüber unserer Zeitung. Der Prozess gegen Tolu ist für den 11. und 12. Oktober angesetzt. (lmö)

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