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Neu-Ulm/Ulm: Pleiten und neue Mieter: So verändert Corona die Glacis-Galerie in Neu-Ulm

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Pleiten und neue Mieter: So verändert Corona die Glacis-Galerie in Neu-Ulm

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    Die Glacis-Galerie in Neu-Ulm im Lockdown Anfang März. Centermanager Torsten Keller.
    Die Glacis-Galerie in Neu-Ulm im Lockdown Anfang März. Centermanager Torsten Keller. Foto: Oliver Helmstädter

    Das Licht ist auf Sparflamme in der Glacis-Galerie. Zumindest in jenem Teil, in dem die Modehäuser wie H&M oder Zara ihre Geschäfte haben. "Die Verlängerung des Lockdowns könnte der Todesstoß für viele Geschäfte hier sein", sagt Centermanager Torsten Keller.

    Die Glacis-Galerie in Neu-Ulm im Lockdown Anfang März. Zara verkauft die Ware über den Onlineshop.
    Die Glacis-Galerie in Neu-Ulm im Lockdown Anfang März. Zara verkauft die Ware über den Onlineshop. Foto: Oliver Helmstädter

    Die Unsicherheit sei zermürbend. Viele Unternehmen hatten auf das Weihnachtsgeschäft gesetzt, um sich mit einem kleinen Puffer bis zum Frühjahr zu retten. Der Puffer sei in vielen Fällen weg. Und das Problem werde für die Textilgeschäfte mit dem Jaheszeitenwechsel noch ernster: Händler bräuchten nun viel Geld, um die Ware für das Frühjahr und den Sommer zu bezahlen. Dies geschehe normalerweise mit den Erlösen der Winterware. Doch die hängt auf den Bügeln in den geschlossenen Geschäften.

    Geschäfte in der Glacis-Galerie in Neu-Ulm und dem Blautal-Center in Ulm locken mit Rabatten

    Wenn überhaupt, könne die nur mit großen Rabatten verkauft werden. C&A in der Glacis-Galerie macht das vor: Die "Überraschungstüte" zum Abholen per "Click & Collect" mit sieben Artikeln in einer Größe für 15 Euro sei der Renner. Für zehn Euro gibt es noch einen Wintermantel dazu. Klar ist: Verdient ist daran kaum etwas. Auch der Modehändler Colloesum in der Glacis-Galerie sowie im Blautal-Center verkauft per "Überraschungs-Bag" seine Ware zum Schleuderpreis.

    Die Buchhandlung Thalia bereitet sich auf die Wiedereröffnung vor.
    Die Buchhandlung Thalia bereitet sich auf die Wiedereröffnung vor. Foto: Oliver Helmstädter

    Bei Zara, dem spanischen Textil-Filialisten, der in Neu-Ulm die einzige Niederlassung in der Doppelstadt betreibt, sind die Regale und Kleiderständer ziemlich leer. Das Gitter vor der Ladenfront ist zwar heruntergelassen, doch im Geschäft wird offensichtlich gearbeitet. "Zara bestückt seinen Onlinehandel aus den Filialen", weiß Keller. Das helfe, den Schaden durch Corona in Grenzen zu halten. Auch die Turnschuh-Kette Sidestep verkauft Ware aus ihrer Filiale online. Doch dazu gehöre eine ausgeklügelte Software, die nicht jeder Betrieb habe.

    Was machen H&M und Zara?

    Beim großen schwedischen Zara-Konkurrenten H&M ist das Licht in Neu-Ulm ganz aus. Die Kette bestücke ihren Onlineshop nicht aus den Filialen, so Keller, sondern aus zentralen Lagern. Der Textilriese H&M will sein Filialnetz weltweit um 250 Verkaufsstellen verkleinern, der Mutterkonzern von Zara will gar um über 1000 Filialen schrumpfen. Nach Informationen von Keller ist davon die Glacis-Galerie aber nicht betroffen. Auch im anderen großen Einkaufszentrum der Region, dem Blautal-Center in Ulm, sind die Sorgen groß. Doch Centermanager Guido Reuter rechnet nicht damit, dass H&M hier seine Filiale schließt. Selbst Adler werde trotz des laufenden Insolvenzverfahrens in Ulm wiedereröffnen. "Die Filiale läuft sehr gut."

    Die Mieten kassiert CBRE Global Investors

    Torsten Keller aus Neu-Ulm macht sich auch insbesondere Sorgen um die kleinen Mieter: Mit "Sneakz" etwa erfüllte sich eine junge Unternehmerin einen Traum. Erst im Dezember vergangenen Jahres öffnete der unabhängige Laden für Turnschuhe sowie "Streetwear". Kaum geöffnet, musste er schon wieder schließen. Mangels Nachweisen von Vergleichsumsätzen warte sie vergeblich auf Hilfe des Staats. Hilfe in Sachen Miete gebe es durchaus, sagt Keller. Das sei jedoch Sache des Eigentümers der Immobile, das Immobilien-Verwaltungsunternehmen CBRE Global Investors. ECE sei als Betreiber des Einkaufszentrums nur ein Dienstleister für den Inhaber. Doch es gebe bislang "Lösungen" für alle Mieter. Wenn der Lockdown weitergeht, werde es aber zu Pleiten kommen, ist sich Keller sicher.

    #lebenimzentrum

    Einige Mieter der Glacis-Galerie, Deichmann, Thalia, Ernsting's Family und Kik, haben die Initiative "Das Leben gehört ins Zentrum" gegründet. Sie fordern eine "Öffnungs-Matrix" mit Hygienekonzept statt "Öffnung am Sankt-Nimmerleins-Tag". Selbst wenn sämtliche Mieter ohne weitere Insolvenz durch die Pandemie kommen, ist sich Keller sicher, dass sich das Einkaufszentrum ändern werde. "Der Anteil an Mietern der Textilbranche wird wohl sinken."

    Gähnende Leere im Foodcourt der Glacis-Galerie in Neu-Ulm.
    Gähnende Leere im Foodcourt der Glacis-Galerie in Neu-Ulm. Foto: Oliver Helmstädter

    In der "Mall" der Glacis-Galerie, dem längeren Teil also, liege dieser Wert bei um die 70 Prozent. Auch langfristige Mietverträge über zehn oder 15 Jahre seien auf dem Rückzug. Die Zukunft gehöre Dienstleistern und mutigen Unternehmern, die mit innovativen, kurzfristigen "Pop up"-Konzepten für Argumente sorgen, in die Einkaufszentren zu gehen. "Wir müssen in die Attraktivität investieren." Mit der Candy-Box, einer Fläche für ungewöhnliche Fotohintergründe, sei dies schon geschehen. Wenn der Lockdown vorbei ist, werde es zudem eine neue "Action Zone" geben. Hier sollen allerlei (Computer-)Spiele die Jugend in das Center locken.

    Der Foodcourt in Neu-Ulm hat neue Mieter

    Eine zunehmende Bedeutung bekomme auch die Gastronomie. Ein Alleinstellungsmerkmal der Glacis-Galerie werde nach dem Ende der Beschränkungen das "Rincon Argentino", ein argentinischer Imbiss, sein. Dass es in dieser Zeit überhaupt möglich ist, neue Mietverträge abzuschließen, bestätigt aus Sicht von Keller die hervorragende Platzierung der Glacis-Galerie in Neu-Ulm am Bahnhof. Unterschrieben sei auch der Vertrag mit einem Gastronomen, der so etwas wie ein "Starbucks" für Teesorten eröffnen wird. Hinzu komme noch eine Schoko-Bar, die auf Süßes setzt. Unsicher ist noch, wie es mit dem Asiaten Thai Curry Delhi weitergeht. Aus privaten Gründen war dieser Imbiss schon vor dem Lockdown geschlossen. Nun gebe es einen Nachfolger, doch der bestehende Mietvertrag sei noch nicht aufgelöst.

    Aufgeschoben aber nicht aufgehoben ist eine große Umstrukturierung der Mietflächen. Denn aus einigen Leerständen, wie etwa der Ex-K&L-Ruppert-Fläche, würde Keller gerne ein großes Geschäft gestalten. Denn ein neuer Magnet mit einer Strahlkraft der Kategorie Media-Markt, Decathlon oder Primark bräuchte Platz.

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