Ist der Anstieg der Corona-Infektionen im Landkreis Neu-Ulm dramatisch? In Ulm etwa wurde Anfang der Woche die sogenannte Vorwarnstufe überschritten. Doch auf bayerischer Seite sieht es anders aus, hier entwickeln sich die Zahlen deutlich moderater. Und: Auch der Bedarf an Tests ist noch nicht so groß, dass der Landkreis ganz schnell ein Testzentrum einrichten müsste. Er wird dennoch eines etablieren, doch das dauert noch eine Zeit lang.
Zuwachs an Corona-Infektionen hält sich in Grenzen
Was die Infektionszahlen betrifft, so hält sich der Zuwachs in Grenzen, wie Peter Dieling erläutert. Er ist Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt. Am Mittwoch sind lediglich drei neue Infektionen hinzugekommen. Am Dienstag wurde keine neue Fälle registriert: „Wir bewegen uns nicht in einem dramatischen Bereich“, sagt Dieling. Er sieht auch die Entwicklung in Ulm als nicht so dramatisch an.
Im Landkreis Neu-Ulm gebe es keinen Hotspot, also keine auffällig Ballung von Covid-19-Erkranken, wie das etwa im Frühjahr im Ludwigsfelder Seniorenheim der Fall war. Dort starben 18 Menschen mit Corona. Die leicht ansteigenden Fallzahlen sind im Landkreis vor allem auf Urlaubsrückkehrer und ihre Familien zurückzuführen.
In Ulm hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, dass der Wert für die sogenannte Frühwarnstufe überschritten wurde. Sie wird nach der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz bemessen. Die sagt aus, wie viele Menschen in einer bestimmten Region innerhalb von sieben Tagen neu infiziert sind. Allerdings werden die Zahlen auf jeweils 100.000 Einwohner bezogen. In Bayern und Baden-Württemberg liegt der Warnwert bei 35.
In Ulm waren zuletzt knapp 40 erreicht worden, im Landkreis Neu-Ulm rangierte er nach Angaben von Dieling zuletzt bei rund 27. Kritisch wird es ab 50. Dann müssten wieder neue regionale Beschränkungen verhängt werden. In Bayern gibt es keine kreisfreie Stadt oder Landkreis, wo diese Zahl derzeit erreicht wird. Lediglich die Stadt Offenbach in Hessen wies zuletzt mit 59 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohnern deutschlandweit die höchste Kennziffer auf.
Geringe Corona-Infektionszahl: Muss das Testzentrum im Kreis Neu-Ulm sein?
Angesichts der vergleichsweise milden Entwicklung im Landkreis Neu-Ulm müsste nicht unbedingt eine neue Teststelle eingerichtet werden. Der Bedarf bei den Menschen, sich auf eine Infektion hin untersuchen zu lassen, ist nach Darstellung des Landratsamtes derzeit nicht sehr groß. Bisher können die niedergelassenen Ärzte und das Gesundheitsamt die Nachfrage problemlos befriedigen. Dieling: „Es gibt keinen Stau und keine langen Wartelisten.“
Dennoch muss der Landkreis eine eigene Teststation einrichten, um damit eine Vorgabe der Staatsregierung zu erfüllen. Am 10. August hatte der Ministerrat beschlossen, in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt ein eigenes zentrales Testzentrum zu schaffen.
Wie berichtet, soll es in Senden bei der Feuerwehr etabliert werden. Die Vorbereitungen laufen bereits, doch gibt es noch einiges zu tun, bis die ersten Menschen zum Abstrich anrollen können. Zwar muss der Regierung von Schwaben bis zum 31. August ein Konzept vorliegen, doch das heiße nicht, dass bereits am 1. September die Untersuchungen beginnen können, schränkt Dieling ein. Die letzten Besprechungen sollen erst bis Ende der Woche abgeschlossen sein. Eine eigene Arbeitsgruppe im Landratsamt kümmert sich um die Vorbereitung und steht stark unter Druck.
Noch nicht abgeschlossen sind offenbar die Gespräche mit einem externen Dienstleister, der sich um die digitale Erfassung der Proben kümmert. Bekanntlich hatte die handschriftliche Methode, wie sie zuerst an den bayerischen Grenzen praktiziert wurde, ins Chaos geführt. Mit Eigenmitteln sei es den EDV-Spezialisten des Landratsamtes nicht möglich, so etwas mal eben zu programmieren. Deshalb sei es notwendig, eine Fachfirma anzuheuern.
Vorbereitungen für das Corona-Testzentrum im Kreis Neu-Ulm dauern an
Weil die Vorbereitungen andauern, starten die Tests in Senden erst irgendwann im Laufe der kommenden Woche. Näheres konnte Dieling noch nicht sagen. Zudem müsse ja auch die Bevölkerung noch rechtzeitig über die Details informiert werden.
Ohnehin wird die Station nicht an sieben Tagen die Woche offen stehen, sondern voraussichtlich nur an jeweils zwei bis drei, und dann auch immer nur für rund vier Stunden. Nach den Ferien könne sich das allerdings wieder ändern, wenn zahlreiche Urlauber das Virus mit nach Hause gebracht und auch noch andere angesteckt haben. Dieling: „Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt, aber mit der Teststation sind wir für eine mögliche zweite Welle gut gerüstet.“
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