Es wäre deutlich untertrieben zu schreiben: Neu-Ulm beendete mit einem Paukenschlag seine Feierlichkeiten zu 150 Jahren Stadterhebung. Nein, es waren 1500 Trommeln, mit denen die Festivitäten gestern Abend zu Ende gingen. Buben, Mädchen, Frauen, Männer, Große, Kleine, Alte, Junge: Sie alle hauten am Sonntagabend in der Ratiopharm-Arena mit Lust und Wonne auf die Felle, dass es nur so knallte – und das Publikum auf den leider nicht ganz gefüllten Rängen klatschte dazu mit den Händen oder den eigens ausgegebenen Klatschpappen. Ein fröhlicher Lärm, der all die vielen Veranstaltungen, mit denen sich die Stadt ein halbes Jahr lang gefeiert hatte, zu einem würdigen Ende brachte.
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Das Jubiläum sollte ein Ereignis von Bürgern für Bürger sein und die Menschen zusammenbringen. Das wurde am Sonntag noch einmal eindrucksvoll demonstriert. Ein Hauch von Erdbeben wummerte durch die Halle. In vielen kleinen Gruppen hatten die Groove-Lehrer des Kellmünzer Unternehmens Trommelzauber die vielen Freiwilligen jeweils zwei Stunden lang darauf vorbereitet, was sie in der Arena zu tun hatten. Erst gestern kamen alle zusammen, um auszuprobieren, ob alles funktioniert. Es hat. Neu-Ulmer scheinen Rhythmus im Blut zu haben.
Neu-Ulmer haben Rhythmus im Blut
Den Anfang machte jedoch jemand von der anderen Seite der Donau: der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch als Überraschungsgast. Er ist leidenschaftlicher Schlagzeuger und kann nicht nur mit dem Jazzbesen zart über Felle und Becken swingen. Gewohnt, in der Kommunalpolitik den Takt anzugeben, hat er auch den klassisch geraden Bumm-Zack-Rock-Rhythmus drauf. Als er loslegte, klang es zunächst ein bisschen nach „We Will Rock You“, was die 1500 Trommlerinnen und Trommler sowie die mitklatschenden Besucher gerne aufgriffen – bis sich der OB-Beat immer weiter veränderte und vielfältiger wurde. Im Laufe des Abends zeigten Trommelzauber-Gründer Johnny Lamprecht und seine vier – nein, Einpeitscher wäre das falsche Wort – „Einklopfer“, wie leicht sich einige tausend Menschen im Rhythmus zusammenbringen lassen.
1500 Trommeln - und viele Mitklopfer auf den Rängen
Ja, es war eine Schau, kein Konzert im klassischen Sinne, sondern ein großes Mitmach-Ereignis. Oberbürgermeister Gerold Noerenberg ließ sich zu einem Wort hinreißen, das Rathauschefs öffentlich eher selten bemühen: Es sei schon ein „saugeiles Gefühl“, den Enthusiasmus der Trommler zu spüren. Das Datum der Abschlussveranstaltung war übrigens trefflich gewählt, denn am Sonntag vor genau 150 Jahren, hatte Ludwig II. geruht, das junge Neu-Ulm in den Kreis der königlich-bayerischen Städte aufzunehmen. Er erinnerte noch einmal daran, dass die Feierlichkeiten möglicht viele Menschen einbinden sollten. Wie sehr das gelungen ist, zeigte sich an den 1500 Trommlern und dem Publikum auf den Rängen.
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Die Idee zu der Abschlussveranstaltung in der Arena kam sozusagen aus der Mitte der Bürgerschaft: aus der Kita Schatzinsel im Vorfeld. Dort war der Trommelzauber von Johnny Lamprecht bestens bekannt, der in ganz Deutschland Aktionstage und Mitmach-Konzerte für Grundschulen und Kindergärten anbietet. Und so kam es, dass zum Abschluss der Feierlichkeiten noch einmal ganz besonders kräftig für Neu-Ulm getrommelt wurde.