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Neu-Ulm: Team Radentscheid: Was für Radfahrer in Neu-Ulm besser werden muss

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Team Radentscheid: Was für Radfahrer in Neu-Ulm besser werden muss

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    Die Schießhausstraße ist eine Fahrradstraße, Autos dürfen dort auch fahren.
    Die Schießhausstraße ist eine Fahrradstraße, Autos dürfen dort auch fahren.

    Wer schreit denn da? Passanten schauen sich um und sehen einen Mann, der einen Radler, der just auf dem Gehweg an der Augsburger Straße in Neu-Ulm knapp an ihm vorbeigefahren ist, mächtig anherrscht: Er habe mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig als Radler nichts zu suchen und solle die Straße benutzen anstatt Fußgänger zu gefährden. Es gibt einen kleinen, aber lautstarken Disput, dann setzt sich der Mann mit dem Zweirad wieder in Bewegung – weiter auf dem Trottoir. Auf der Straße ist es beim starken Verkehr für Radler gefährlich, einen Radweg gibt es nicht.

    Dieses Erlebnis ist in Neu-Ulm sicher nicht an der Tagesordnung, aber bezeichnend. Zumindest in der Innenstadt ist Neu-Ulm alles andere als fahrradfreundlich. Das beklagt das Team Radentscheid, das mittels Bürgerentscheid bessere Bedingungen für die Radfahrer in Neu-Ulm will. Sie hoffen, dabei bei Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger auf offene Ohren zu stoßen, die selbst gerne mit dem Fahrrad fährt.

    „Wir sind der Meinung, dass moderne Urbanität ohne sicheren Radverkehr nicht denkbar ist“, sagt Nikolaus Kaltenbacher, Sprecher des Teams Radentscheid. Er sagt, die Zeit sei gerade jetzt in der Corona-Krise gekommen, sich für die Radler stark einzusetzen, denn die würden jetzt stärker als zuvor am Verkehr teilnehmen. Er räumt aber auch ein: „Wenn man mehr auf die neue Mobilität wie Radfahren und auch Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel setzt, geht es natürlich auch an die Rechte der Autobesitzer“. Ein schwieriges Thema.

    Team Radentscheid sammelt Unterschriften in Neu-Ulm

    „Wir leiden unter Corona wie alle anderen“, spricht Kaltenbacher fürs Team Radentscheid, das 2600 Unterschriften unter sein Begehren benötigt, damit ein Bürgerentscheid zustande kommt. „Wir konnten nun nicht mehr so viele Unterschriften auf dem Markt oder auf der Straße sammeln, aber das wird sich wieder ändern. Wir haben in vielen Geschäften Listen ausgelegt.“

    Trotzdem hat die Initiative seit Februar erst etwa die Hälfte der benötigten Unterschriften zusammen. Mit dem Rest taktieren Kaltenbacher und seine Mitstreiter ein wenig. Nach ihrem Wissen hat die Stadt ein halbes Jahr Zeit, einen Bürgerentscheid herbeizuführen. „Wenn dieser dann im Sommer 2021 käme, wäre das ideal. Denn im Winter wird ja viel weniger Rad gefahren“, begründet er. Also ist es dem Team zunächst mit dem Sammeln von Unterschriften gar nicht so eilig. Aber her soll der Entscheid auf jeden Fall, „denn die Situation für Fahrradfahrer ist absolut nicht gut.“

    Unter anderem wirbt die Initiative mit einem Logo für ihr Ansinnen. „Wir setzen zukünftig auf Sichtbarkeit im Stadtbild, auf alle uns zur Verfügung stehenden Medien, um mit den Neu-Ulmerinnen und Neu-Ulmern eher indirekt zu kommunizieren“, sagt Nikolaus Kaltenbacher. Und: „Einen mehrseitigen Flyer haben wir drucken lassen, um ohne elektronische Medien unser Anliegen zu transportieren und um auf Fahrradparkplätzen die Radfahrerinnen und Radfahrer zu informieren.“

    Demnächst will das Team Instagram und Facebook am Start haben. Insgesamt möchte es mit „neuem Elan, neuem Erscheinungsbild und neuer Strategie“ zu Werke gehen. Die Verbesserung für Radfahrer ist aber nur „ein Baustein von vielen, um Neu-Ulm attraktiver zu gestalten“, erklärt Kaltenbacher. „Es muss speziell für junge Leute viel getan werden, damit sie nach dem Hochschulabschluss hierbleiben und nicht wegziehen.“

    Radfahrer klagen über Gefahrenstellen in Neu-Ulm

    Wie schlecht die Situation der Radfahrer ist, zeigt sich täglich insbesondere in der Neu-Ulmer Innenstadt. Beispiel Augsburger Straße: Meist ist dort sehr viel Verkehr, speziell auch durch Lastkraftwagen. Für Radler ist dies gefährlich, es gibt aber keinen Radweg. So weichen viele Radfahrer verbotenerweise auf den Bürgersteig aus – und gefährden die Fußgänger. Beispiel Schützenstraße: Da, wo es Radwege gibt, sind sie auf der Straße „und schmaler als die gesetzlich vorgegebenen 1,50 Meter“, so der Sprecher der Initiative. Die von ihm neben dem Allgäuer Ring angeprangerte gefährliche Kreuzung an der Weststadtschule ist allerdings insofern entschärft, als es dort eine Fahrradampel gibt, die das Überqueren der Straße sicherer macht – so sie bedient wird.

    Beispiel Friedenstraße: Auch sie ist sehr belebt und hat phasenweise überbreite Bürgersteige - nicht aber einen Fahrradweg. All das will das Team Radentscheid verbessert sehen. Dazu sicherere Radwege, die aus der Stadt heraus oder in sie hinein führen. „Und wir fordern eine Fahrradstreife“, so Kaltenbacher. Dazu soll es Gespräche mit der Polizei geben. Diese soll bei den Radlern für Recht und Ordnung sorgen. „Aber bei der Stadt fehlt ein Konzept, das sie erstellen muss. Und es fehlt am guten Willen.“ Gleichzeitig fehlt es bei vielen Radlern am guten Willen, sich verkehrsgerecht zu verhalten und zum Beispiel Radwege auch zu nutzen. Das macht es nicht einfacher.

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