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Neu-Ulm: So steht es um das Millionen-Projekt am Bahntrog in Neu-Ulm

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So steht es um das Millionen-Projekt am Bahntrog in Neu-Ulm

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    An der Reuttier Straße ist das Baufeld für das künftige Leplat-Quartier freigeräumt. Die Pläne wurden zuletzt nochmals überarbeitet.
    An der Reuttier Straße ist das Baufeld für das künftige Leplat-Quartier freigeräumt. Die Pläne wurden zuletzt nochmals überarbeitet. Foto: Alexander Kaya

    Das Baufeld entlang der Bahngleise östlich der Reuttier Straße ist frei geräumt. Am Bauzaun verkündet eine große Tafel: "Hier entsteht das Leplat-Quartier". Es sieht aus, als könnten jederzeit die Bagger anrollen. Doch wie ist der aktuelle Stand bei dem Millionen-Projekt? Dazu hat sich jetzt der Investor geäußert. Fest steht bereits, dass ein Neu-Ulmer Unternehmen Ankermieter wird.

    "Es ist momentan alles im Werden", sagte Investor Bekir Cam, der das rund 10.000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Bahntrog und Bahnhofstraße bebauen will. "Wir hatten einen zeitlichen Verzug, bedingt durch Corona." Der Aushub für den ersten Bauabschnitt sei abgeschlossen. Die Fläche sei kampfmittelfrei, das heißt, es lauern keine Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden. Derzeit läuft noch die Abstimmung mit den Stadtwerken wegen der notwendigen Erschließung. "In den nächsten Wochen werden wir die Baugesuche bei der Stadt einreichen", sagte Cam. "Ich denke, dass wir nach der Sommerpause beginnen."

    Das Gebäude der ehemaligen Firma Leplat in Neu-Ulm wird saniert

    In dem ersten Teil des Großprojekts wird das Gebäude der ehemaligen Firma Leplat, nach der das künftige Quartier benannt ist, kernsaniert. Außerdem werden das erste von mehreren neuen Gebäuden, das sogenannte "Haus Nummer Sieben", eine Tiefgarage und eine Erschließungsstraße gebaut. Ursprünglich war vorgesehen, dass in dem früheren Fabrikgebäude etwa 65 Studentenappartements eingerichtet werden. Diese Pläne wurden inzwischen geändert. "In das Leplat-Gebäude zieht die Jugend- und Erwachsenenhilfe Seitz ein", teilte Investor Bekir Cam mit.

    Das bestätigte der Geschäftsführer des Neu-Ulmer Unternehmens, Michael Seitz, gegenüber unserer Redaktion. In der bisherigen Zentrale in der Gartenstraße sei es mittlerweile deutlich zu eng. "Wir haben Platzbedarf, wir platzen aus allen Nähten", verdeutlichte Seitz. Die Option im Leplat-Quartier habe sich zufällig ergeben. "Für uns ist das ein Glücksfall", sagte der Geschäftsführer. Der Umzug sei für das Jahr 2023 geplant. Unten sollen Verwaltung, Mitarbeiterbüros und Besprechungsräume unterkommen. Darüber sind etwa 35 Wohnungen vorgesehen. Zum einen für Studenten, zum anderen für junge Erwachsene mit pädagogischem Hilfebedarf und für Erwachsene mit psychischen Erkrankungen.

    "Die Mischung soll's machen", sagte Michael Seitz. "Wir wollen einen Mix und werden Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen anbieten." Diese werden über der Verwaltung eingerichtet. "Wir sind dann direkt bei den Klienten." Die Jugendhilfe selbst werde Langzeitmieter sein und dann das gesamte Gebäude verwalten.

    Die Jugendhilfe Seitz aus Neu-Ulm zieht in zwei Jahren um

    In der künftigen Zentrale werden etwa zehn Verwaltungskräfte sowie zehn Teamleiter arbeiten, dazu gibt es weitere flexible Arbeitsplätze. Von dort aus werden etwa 200 Mitarbeiter in der Region gesteuert. Die restlichen Beschäftigten werden von den Niederlassungen Ulm, Heidenheim, Günzburg und Tapfheim (Kreis Donau-Ries) aus eingesetzt. Insgesamt hat das Unternehmen etwa 330 Mitarbeiter, vor allem pädagogische Fachkräfte wie Erzieher, Sozial- und Heilpädagogen, Sozialarbeiter und Psychologen.

    Die Jugendhilfe Seitz ist ein gemeinnütziger, anerkannter freier Träger der Jugendhilfe, der sich auf die Durchführung von ambulanten Hilfen zur Erziehung spezialisiert hat und dem Dachverband der Arbeiterwohlfahrt angeschlossen ist. Das Unternehmen ist vor allem für die regionalen Jugendämter tätig, etwa im Bereich betreutes Wohnen, bietet aber auch offene Jugend- und Gemeinwesenarbeit für Städte und Gemeinden an.

    Laut Bekir Cam entstehen im ersten Bauabschnitt des Leplat-Quartiers insgesamt etwa 50 Wohnungen. Und in den weiteren Gebäuden, die danach gebaut werden? Auf der Bautafel werden "Wohnungen, Appartements, Gewerbe" angekündigt. Bislang war stets von einem Hotel die Rede, das direkt an der Reuttier Straße, gegenüber vom Gebäude der Kanzlei Schneider Geiwitz, hochgezogen werden soll. Geplant war ein 27,5 Meter hohen Gebäude mit 130 Zimmern.

    Wie sieht es mit dem geplanten Hotel an der Reuttier Straße aus?

    Allerdings wurden die beiden Bebauungspläne für das Areal bereits im Herbst 2019 beschlossen. Seitdem ist die Hotelbranche in der Doppelstadt stark unter Druck geraten, nicht nur, aber vor allem durch die Corona-Pandemie. Wie berichtet, sollen das Hotel Meinl in Reutti und das Donauhotel in der Neu-Ulmer Innenstadt verkauft werden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Wolfgang Dieterich, der Geschäftsführer der Ulm/Neu-Ulm Touristik (UNT) befürchtet, dass in nächster Zukunft mehrere Hotels auf der Strecke bleiben werden und die Durststrecke in der Branche noch mindestens bis Ende 2023 andauern wird. Zumal fraglich ist, ob Geschäftsreisen und Kongresse jemals wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen werden.

    Ist es bei diesen ungewissen Aussichten dennoch denkbar, Millionen in ein neues Hotel zu stecken? Der Investor wollte sich dazu ohne Rücksprache mit der Stadt Neu-Ulm nicht äußern.

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