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Neu-Ulm: Setra wird 70: Die Geschichte einer Bus-Revolution, die in Ulm begann

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Setra wird 70: Die Geschichte einer Bus-Revolution, die in Ulm begann

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    Die fünf Generationen der Setra-Kompaktbusse (von links) Der Urahn aller Kompaktbusse, der Setra S6, ein S80 Baureihe 100, der S208 aus der Baureihe 200, der erste Kompaktbus in Hochdecker-Bauweise, ein S309 HD und der auf Anhieb im Markt erfolgreiche S411 HD der Top Class 400.
    Die fünf Generationen der Setra-Kompaktbusse (von links) Der Urahn aller Kompaktbusse, der Setra S6, ein S80 Baureihe 100, der S208 aus der Baureihe 200, der erste Kompaktbus in Hochdecker-Bauweise, ein S309 HD und der auf Anhieb im Markt erfolgreiche S411 HD der Top Class 400. Foto: Daimler

    Nach dem Jubiläum "25 Jahre Evobus" im vergangenen Jahr, gibt es bei der Daimler-Bustochter schon wieder ein Jubiläum zu feiern. Die Geburtsstunde von Setra schlug vor 70 Jahren, 1951, als die Ulmer Kässbohrer Fahrzeugwerke den S8 vorstellten und der Marke ihren Namen gaben, der schlicht für selbsttragend steht. Der erste in Serie gefertigte Omnibus mit selbsttragender Karosserie, Heckmotor und direktem Antrieb auf die Hinterachse wurde anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt präsentiert.

    Mitten in der Ulmer Altstadt, im Fischerviertel, liegt das Kässbohrer Haus, auch das "Haus zur Weinrebe" genannt. Es wurde bereits um 1480 als Wohnhaus erbaut – also noch vor Fertigstellung des Ulmer Münsters. Es ist das Stammhaus von Karl Kässbohrer, dem Firmengründer der späteren Kässbohrer Fahrzeugwerke. Seit den 1990er-Jahren beherbergt das Haus das Setra-Museum, welches die Geschichte der Familie Kässbohrer und die der Omnibusproduktion in Ulm seit dem 19. Jahrhundert erzählt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert präsentierte Karl Kässbohrer seinen ersten Pferdeomnibus.

    Schneller Durchbruch durch selbsttragende Bauweise

    Es war das Jahr 1950, als Otto Kässbohrer und sein Chefkonstrukteur Georg Wahl es mit einem schwerwiegenden Problem zu tun hatten und dringend nach einer Lösung Ausschau halten mussten. Die aufstrebende neue Bundesrepublik erlebte das Wirtschaftswunder und benötigte Lastwagenfahrgestelle in großer Menge, um mit neuen Lkw die im Krieg zerstörten Städte und Industrieanlagen wieder aufzubauen.

    Dieser Umstand führte dazu, dass Karosseriewerke wie Kässbohrer nicht mehr ausreichend mit der benötigten Anzahl von Lkw-Fahrgestellen beliefert werden konnten. Dieses Problem, könnte man es nicht schnell lösen, würde in kürzester Zeit zur Existenzfrage der gesamten Firma werden. Zum Glück konnte man sich daran erinnern, in den 30er-Jahren schon einmal ein Fahrzeug mit einem selbsttragenden Fahrgestell gebaut zu haben. Die Frage war jetzt nur, ob man dieses Prinzip auch ohne größere Probleme auf den Omnibusbau übertragen konnte. Man konnte, und so entstand der Setra S8, der erste Integralbus in Deutschland.

    Der Setra S 8 von Kässbohrer wurde zum Wegbereiter der selbsttragenden Konstruktionsweise. Foto: Furthmair
    Der Setra S 8 von Kässbohrer wurde zum Wegbereiter der selbsttragenden Konstruktionsweise. Foto: Furthmair Foto: Furthmair

    Die ersten Setra-Omnibusse verhalfen dem Prinzip der selbsttragenden Bauweise zu ihrem Durchbruch. Der Verkaufsschlager war der S10, der zweite Setra-Typ nach dem S8. Er hatte einen längeren Fahrzeugkörper als sein Vorgänger mit maximal zehn Sitzreihen sowie einen vergrößerten vorderen Überhang.

    Das Kässbohrer Haus im Fischerviertel in Ulm. Im Vordergrund ein Setra S 6 von 1965.
    Das Kässbohrer Haus im Fischerviertel in Ulm. Im Vordergrund ein Setra S 6 von 1965. Foto: Daimler

    Setra: Erstes Baukastenprinzip mit der Baureihe 10

    Völlig neu für diese Zeit des Omnibusbaus war das erste Setra-Baukastensystem, das im Jahre 1959 eingeführt wurde. Dank dieses konsequent durchdachten Modulprinzips konnten die Fahrzeuge rationell hergestellt werden. Die Tagesproduktion lag in dieser Zeit bei vier Einheiten.

    Kantigere Formen mit sanften Rundungen, die Baureihe 100

    Der Übergang der Setra-Baureihe 10 zur Baureihe 100 im Jahr 1967 war ein weiterer Schritt zur Industrialisierung des Omnibusbaus im Unternehmen. Alle neuen Modelle wurden nach dem zweiten Setra-Baukasten aus zahlreichen Gleichteilen gefertigt.

    Optisch zeichneten sich die Omnibusse der Baureihe 100 durch ihre kantigere Form sowie durch höheren Komfort, durch einen vergrößerten Fahrgastraum und eine erweiterte Innenstehhöhe aus.

    Kässbohrer S14 Panorama 1969. Vom Setra Panoramabus wurden auf der Basis des S 150 nur zwei Fahrzeuge als Sonderanfertigungen gebaut.
    Kässbohrer S14 Panorama 1969. Vom Setra Panoramabus wurden auf der Basis des S 150 nur zwei Fahrzeuge als Sonderanfertigungen gebaut. Foto: Daimler

    Querstrombelüftung erstmals in der Baureihe 200

    Im Jahr 1976 ging die Setra-Baureihe 200 mit sechs Typen an den Start. Die Fahrzeuge der dritten Setra-Generation bestachen durch eine zeitlose Eleganz in der Linienführung ihres Designs, das auf Wertbeständigkeit und Zweckmäßigkeit ausgerichtet war. Weiche Rundungen und sanfte Übergänge sowie klare Konturen entsprachen ganz den damals aufkommenden elementaren Grundsätzen des Fahrzeugdesigns. Die Busse der Baureihe 200 zeichneten sich außerdem durch eine völlig unabhängig arbeitende Lüftung und Heizung für Fahrer und Cockpit aus, einschließlich einer intensiven Entfrostung der Frontscheibe.

    Ein alter Setra von Innen: Da werden Erinnerungen an die ersten Klassenfahrten wach.
    Ein alter Setra von Innen: Da werden Erinnerungen an die ersten Klassenfahrten wach. Foto: Oliver Helmstädter

    Markante Schwinge und Integralspiegel: Die Baureihe 300

    Das Jahr 1991 war das Startjahr für die Baureihe 300, die nach einer sechsjährigen Entwicklungszeit in Ulm präsentiert wurde. Zu den auffälligsten Merkmalen der neuen Busse gehörten die markante Schwinge hinter dem Cockpit-Bereich sowie das völlig neu entwickelte Integralspiegelsystem, das der Baureihe ihr einzigartiges "Gesicht" verlieh. Die beheizbaren und von innen verstellbaren "abgeknickten" Spiegelarme vermittelten dem Fahrer eine sehr gute Sicht entlang beider Seiten des Busses. Ein weiteres wesentliches Merkmal war das ergonomisch gestaltete Cockpit, in dem die wichtigsten Einzelinstrumente im Primärblickfeld des Busfahrers lagen.

    Während sich die Reisebusse der Baureihe 300 auf dem europäischen Omnibusmarkt etablierten, arbeiteten die Entwickler an der Markteinführung der Kombibusse für den Linien-, Überlandlinien- und Ausflugsverkehr. Aus einem Basismodell wurden in modularer Bauweise drei verschiedene Busvarianten entwickelt. Sie alle hatten den gleichen Aufbau, das gleiche Fahrwerk, jedoch unterschiedliche Fahrgasträume.

    Die Geschichte von Evobus und Kässbohrer

    Vor 25 Jahren, am 23. Februar 1995, wurde Evobus aus der Taufe gehoben: Die Daimler-Benz AG kaufte Setra auf und legte ihre Bus-Sparte Mercedes-Benz mit Setra zusammen. Seitdem firmiert dieser Bereich unter dem Namen Evobus, die Marken Setra und Mercedes-Benz bestehen aber weiter. Das war der Startschuss für das Omnibusgeschäft von "Daimler Buses", der Bus-Sparte des Weltkonzerns.

    Drei neue Gattungen Top Class, Comfort Class und Multi Class

    Um die Übersicht über die Modellpalette zu erleichtern, begann mit der Baureihe 300 die Gliederung des Omnibus-Angebotes in die drei Gattungen Top Class, Comfort Class und Multi Class.

    Mit der Top Class 400 im Jahr 2001 läutete Setra eine neue Dimension im Reisebusbau ein, die Reisen auf höchstem Niveau für Fahrgast und Fahrer garantierte. Das Design wurde geprägt durch die chromfarbene Schwinge, die "La Linea" genannt wurde.

    Deren Erweiterung durch die Reisebusse der Comfort Class 400 erfolgte im Jahr 2004. Im September 2005 gingen dann schließlich die Überlandlinienbusse der Multi Class 400 an den Start. Insgesamt umfasste die Baureihe 400 mehr als 20 Typen.

    Comfort Class 500 mit fallender Seitenlinie im Heck

    Nach einer vierjährigen Entwicklungszeit mit umfassenden Testreihen wurde im Jahr 2012 die Setra Comfort Class 500 präsentiert. Mit der zukunftsweisenden Baureihe setzt die Ulmer Marke der Stuttgarter Daimler AG neue Bestmarken in Wirtschaftlichkeit, Wertigkeit, Komfort und Sicherheit. Die neuen Premium-Reisebusse überzeugen durch eine strömungsoptimierte Form, die in einem umfassenden Prozess im Windkanal entwickelt wurde. 2014 folgten die eleganten Fahrzeuge der Top Class 500.

    Der Doppelstockbus S 531 DT.
    Der Doppelstockbus S 531 DT. Foto: Daimler

    Doppelstock S531 DT – Flaggschiff der Top Class 500

    Das aktuelle Flaggschiff der Traditionsmarke, die seit jeher für ein Höchstmaß an Individualität steht, ist der Doppelstockbus S531 DT. Die Markteinführung erfolgte 2019. (heo)

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