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Neu-Ulm: Prozess: Gemüsekisten gestohlen, Strafe bekommen

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Prozess: Gemüsekisten gestohlen, Strafe bekommen

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    Zwei Männer standen wegen schweren Diebstahls vor dem Neu-Ulmer Amtsgericht.
    Zwei Männer standen wegen schweren Diebstahls vor dem Neu-Ulmer Amtsgericht. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Sie fuhren nachts zu einem Supermarkt in Vöhringen und stahlen Gemüsekisten – so viele, wie ins Auto passten: 1860 Stück. Vier Tage später wollten die beiden das Ganze in einem Markt in Neu-Ulm wiederholen – und wurden auf frischer Tat ertappt. Wegen schweren Diebstahls mussten sich zwei griechische Staatsangehörige am Dienstag vor dem Amtsgericht Neu-Ulm verantworten. Dabei wurde klar: Hinter diesem Vorgehen steckt wohl eine organisierte Bande.

    Der Diebstahl in Vöhringen ereignete sich Anfang März vergangenen Jahres. Die beiden Männer – 22 und 28 Jahre alt – kamen mit dem Lieferwagen aus München, wo beide auch heute noch wohnen. Sie stemmten ein Rolltor auf und gelangen so in den Lagerraum. Aus diesem trugen sie 1860 Gemüsekisten heraus und verluden sie in den Wagen. Nur wenige Tage später waren die beiden nachts bei einem Supermarkt in Neu-Ulm zugange. Sie hatten bereits 265 Boxen draußen gestapelt, um sie in ihren Lieferwagen zu laden, als sie bei ihrer Tat erwischt wurden. Die gestohlenen Kisten aus dem Vöhringer Markt haben einen Gesamtwert von fast 6500 Euro, hinzu kommt ein Gesamtsachschaden von 6000 Euro an beiden Rolltoren.

    Diebstahl von Gemüseboxen: "Das sind richtige Serien", sagt der Polizist

    Gleich zu Beginn des Prozesses räumten die Angeklagten, die seit einigen Jahren in Deutschland wohnen, die Vorwürfe ein. Der Jüngere der beiden ließ über seinen Anwalt zudem erklären, dass seine zunächst abstreitende Aussage bei der Polizei nur eine „Schutzbehauptung“ war.

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    Fälle, in denen nachts leere Gemüsekisten aus Supermärkten gestohlen werden, sind zuhauf in Bayern und Baden-Württemberg bekannt. „Das sind richtige Serien“, berichtete ein Polizist vor Gericht. Regelmäßig seien darin griechische Staatsangehörige involviert. Und dabei läuft es wohl so ab: In einem Spielcasino in München soll ein türkischer Staatsbürger Männer ansprechen – und ihnen die Diebstähle als Geldquelle vorschlagen. Bei Interesse sagt er demjenigen auch gleich, zu welchem Markt er fahren sollen. So war es auch bei den Angeklagten, die für den Diebstahl aus dem Vöhringer Supermarkt jeweils 300 Euro erhalten haben. Die gleiche Summe hätten die beiden auch für die Tat im Neu-Ulmer Markt bekommen. Die Polizei konnte den unbekannten Mann aus dem Casino nicht ermitteln machen. Auch die gestohlenen Gemüsekisten wurden nicht mehr gefunden. „Ich denke, dass sie relativ schnell verkauft worden sind“, so der Polizist.

    Pralinen halfen, die beiden Männer mit dem ersten Diebstahl in Verbindung zu bringen

    Der Polizist berichtete am Dienstag auch davon, wie die beiden in Neu-Ulm geschnappten Männer mit dem zuvor begangenen Diebstahl in Vöhringen in Verbindung gebracht werden konnte: durch Süßigkeiten. Denn die beiden Angeklagten hatten in Vöhringen nicht nur Gemüsekisten, sondern auch 80 Packungen Ferrero Rocher im Wert von insgesamt über 260 Euro gestohlen – und diese lagen noch im Auto, als die beiden bei ihrem zweiten Diebstahl erwischt wurden.

    Die Staatsanwaltschaft forderte für beide Angeklagte eine Bewährungsstrafe von jeweils einem Jahr und sechs Monaten, sowie eine Geldauflage in Höhe von jeweils 2500 Euro und Einziehung von Wertersatz für die gestohlenen Kisten und Pralinen in Höhe von jeweils 6748 Euro. Der Verteidiger des 22-Jährigen plädierte auf ein Jahr auf Bewährung und einer Geldauflage von 1500 Euro. Der Wahlverteidiger des 28-jährigen Angeklagten bat, von einer Geldauflage abzusehen und hielt eine Bewährungsstrafe von maximal einem Jahr für angemessen.

    Neu-Ulmer Richter Thomas Mayer verurteilt Männer zu Bewährungsstrafen

    Richter Thomas Mayer verurteilte den 22-Jährigen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten, zudem muss er eine Geldbuße von 1500 Euro zahlen. Der ältere Angeklagte erhielt eine einjährige Bewährungsstrafe und muss 600 Euro zahlen. Sein Geständnis sei als höherwertig zu betrachten, weil er bereits bei der Polizei alles zugegeben habe, so Mayer. Zudem hätte man ihn ohne Geständnis nicht so einfach überführen können wie den anderen Angeklagten. Beide Männer lebten in eher „prekären Verhältnissen“, sagte Mayer und fügte hinzu: „Allein dieser Umstand war wohl die Triebfeder für die Taten.“ Zudem ordnete der Richter Einziehung von Wertersatz in Höhe von knapp 6500 Euro an – die Summe, die die Gemüsekisten wert waren.

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